Herbstnachtparty mit Geoff Tate and Friends am 26.10.2019 auf dem Weingut Rinklin in Eichstetten

Wein, Weib und Gesang

Eventname: Herbstnacht Party @ Weingut Rinklin 2019

Headliner: Geoff Tate

Vorbands: Fire & Water, Mark Daly

Ort: Weingut Rinklin, Hauptstr.94, 79356 Eichstetten

Datum: 26.10.2019

Kosten: Eintritt frei

Genre: Akustik Rock, Progressive Rock, Alternative Rock, Grunge Rock, Irish Folk Rock

Besucher: ca. 200

Veranstalter: Weingut Rinklin https://rinklin-wein.de

Link: https://www.facebook.com/events/2238675306373894/

Setlisten:

Fire & Water:
01. Help Me (Sonny Boy Williamson)
02. Fragile (Sting)
03. Babe; I`m Gonna Leave You (Led Zeppelin)
04. Another Brick In The Wall (Pink Floyd)
05. Back To Black (Amy Winehouse)
06. Both Sides Now (Joni Mitchell)
07. Battle My Way
08. Sober Livin`
09. Modern Day Cowboy
10. Missing / Pride & Joy (Everything But The Girl / Ray Charles)
11. He Moves Through The Fair (Irish Traditional)
12. The Hot Asphalt (Irish Traditional)
13. Out On The Western Plains (Rory Gallagher)

Geoff Tate & Friends:
01. Sign Of The Times (Queensrÿche)
02. Until There Was You (Queensrÿche)
03. Last Time In Paris (Queensrÿche)
04. Out Of Mind (Queensrÿche)
05. Silent Lucidity (Queensrÿche)
06. Take Hold Of The Flame (Queensrÿche)
07. Eyes Of The Stranger (Queensrÿche)
08. Jet City Woman (Queensrÿche)
09. Around The World (Queensrÿche)
10. Someone Else? (Queensrÿche)


Alljährlich im Oktober feiert das ökologische Weingut der Familie Rinklin in Eichstetten am östlichen Kaiserstuhl das Ende der Weinlese mit ihrer ganz besonderen Herbstnacht Party. Die Party hat sich in den letzten Jahren zum Anlaufpunkt in dem kleinen idyllischen Ort entwickelt und so wird hier mit Freunden und Bekannten sowie neuem Wein und Zwiebelkuchen gefeiert. Ich bin nun nicht der große Freund von Zwiebelkuchen und schon mal gar nicht von Sekt und Wein. Auch gibt es gerade hier im Breisgau und am Kaiserstuhl jede Menge Weinfeste. Was also macht die Herbstnacht Party der Rinklins zu etwas ganz Besonderem? Die Familie hat sich ein wahrhaft einzigartiges Konzept ausgedacht, das nicht nur viele Freunde und Bekannte anlockt, sondern auch Rock- und Metalfans von nah und fern. Seit einigen Jahren spielt auf dem Weingut niemand Geringeres als der einstige Queensrÿche Sänger Geoff Tate, der dreißig Jahre das Aushängeschild der Progressive Metal Götter aus Seattle, Washington war.

Grund genug für einen Abstecher an den nahe gelegenen Kaiserstuhl. Im letzten Jahr waren wir früh dran, weil wir die Gelegenheit gleich für ein Interview mit der Queensrÿche Ikone nutzen wollten. Damals platzen wir noch mitten in die Vorbereitungen und auch der Soundcheck von Mark Daly lief noch. Heute bin ich wesentlich später dran und so sind heute Vorbereitungen und Soundcheck abgeschlossen und es sind auch schon eine ganze Menge Gäste vor Ort. Der Anblick des kleinen Rinklin Innenhofes ist immer wieder sensationell, denn gutbürgerliche Anzugträger stehen hier mit Rockfans und gar Kuttenträgern und Musikern wie Geoff Tate, Felix Bohnke und Frank Panè bei einem Gläschen Wein beisammen. Die Atmosphäre ist einzigartig, wie ich sie noch nie vorher auf einem Konzert erlebt habe.

Gegen 20:30 Uhr ist der Innenhof dann bestens gefüllt und das Showprogramm geht mit Fire & Water in die erste Runde. Die teils bis zu zehnköpfige Band aus Cork in Irland ist eigentlich das gemeinsame Kind von Sänger und Gitarrist Tomàs McCarthy und Sängerin, Saxophonistin und Gitarristin Clòdagh Kearney, die auch privat ein Paar sind. Die beiden sind in den letzten Jahren mit Fire & Water durch die Welt gezogen, fungieren aber auch immer mal wieder als Band mit verschiedenen Musikern und begleiteten 2015 auch Geoff Tates Operation Mindcrime auf ihrer Tour. Von Metal sind wir aber dennoch weit entfernt, denn die Truppe, die heute als Trio agiert, steigt mit dem Sonny Boy Williamson Song Help Me in ihr Set ein und wird vom ersten Moment an ganz ordentlich abgefeiert. Beim Sting Klassiker Fragile steigt dann auch Saxophonistin Clòdagh Kearney mit ein und dem männlichen Rockerauge wird durchaus etwas geboten. Danach wird es dann sogar ein klein wenig rockiger und mit der Led Zeppelin Nummer Babe, I`m Gonna Leave You wird es nun richtig eng vor der kleinen Bühne. So richtig einzuordnen ist die irische Combo aber irgendwie nicht, das Ganze ist weder Fisch noch Fleisch, sondern von allem ein bisschen. Etwas Rock, eine Prise Irish Folk, ein paar Reggae-Vibes, etwas Blues …, aber recht cool gemacht und irgendwie ideal für solch eine Veranstaltung mit sehr gemischtem Publikum, denn mit richtigem Metalsound wären hier viele wohl gnadenlos überfordert. Für das heutige Akustikset ist man nur zu dritt angereist und hat noch einen zweiten Gitarristen mit im Boot, der aber eigentlich ein Drummer ist und während des ganzen Auftritts auf seinem Stuhl sitzt und die Akustik-Klampfe als Drum-Kit zweckentfremdet. Zwischendurch darf er auch mal die Vocals übernehmen, z.B. im folgenden Pink Floyd Cover Another Brick In The Wall, welches aus etlichen Kehlen lauthals mitgesungen wird. Die Iren verstehen es, Stimmung zu verbreiten und auch, wenn es kein Metal ist, so macht der Auftritt durchaus Spaß. Obwohl man auch eigene Songs am Start hat und 2015 mit Cocoon auch eine EP veröffentlichte, wird heute Abend weitestgehend gecovert. Es folgen mit Back To Black und Both Sides Now noch Coversongs von Amy Winehouse und Joni Mitchell, bevor dann mit Battle My Way, Sober Livin`und Modern Day Cowboy drei Tracks aus eigener Feder gespielt werden. Zwischendurch werden noch so einige Kunststücke präsentiert, so zupft z.B. die Saxophonistin mit ihrem Instrument die Gitarre von Sänger Tomàs, natürlich während sie selbst ihr Instrument auch spielt, was im Publikum für Begeisterung sorgt. Letztendlich ein unterhaltsamer und soundtechnisch erstklassiger Auftritt, der gerne noch etwas länger hätte gehen können, doch nach etwa einer Stunde ist Schluss. Mit  Out Of The Western Plains, einer Rory Gallagher Nummer, verabschiedet man sich.

Im Anschluss ist Mark Anthony Daly mit seinem Akustikset an der Reihe, der sich heute auch noch Verstärkung in Form eines zweiten Gitarristen mitgebracht hat. Der Ire, der auch schon mit Geoff Tates Band Operation Mindcrime gearbeitet hat, war auch im letzten Jahr schon hier zu Gast. Der Mann hat ganz offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn vor der Bühne bleibt es selbst während der Umbaupause voll und es zieht immer noch weitere Gäste vor die Bühne. Daly spielt ausschließlich eigene Songs, mit denen ich überhaupt nicht vertraut bin, jedoch würde ich sie als Alternative Rock mit leichtem Grunge-Einschlag / Mainstream Rock einstufen. Anfangs steht der Auftritt unter keinem guten Stern, denn zuerst reißt dem zweiten Gitarristen eine Saite, was auf der Bühne noch mit einem gewissen Humor hingenommen wird. Kein Beinbruch, es wird einfach weiter gezockt und Kieran Robertson, ein Mann aus Geoff Tates Truppe, zieht während des Spiels eine neue Saite auf. Kaum ist die Gitarre jedoch wieder voll einsatzbereit, reißt im nächsten Song Daly eine Saite und ihm ist anzusehen, dass er das nun nicht mehr so lustig findet. Die Gitarre wird kurzerhand von der Bühne gereicht und der Ire konzentriert sich während der Instandsetzung aufs Singen und das Gitarrespielen übernimmt der Kollege. Gut, dass heute Verstärkung mit im Boot ist. Den einen oder anderen Song erkenne ich noch vom letzten Jahr wieder, doch ich kann sie nicht benennen. Ich muss zugeben, dieser radiotaugliche Mainstream-Sound gehört nicht unbedingt zu meinen Faves, aber was die beiden Iren hier auf der Bühne abliefern, das machen sie technisch durchaus gut. Beide beherrschen ihre Gitarren und wissen, was sie tun und das wird auch vom Publikum honoriert. Vor allem die Stimme des Mannes aus Cork kann überzeugen, mit viel Gefühl sind ihm gerade die ruhigeren Nummern auf den Leib geschrieben. Das sehen wohl auch die Gäste des Weinfestes so, denn immer noch zieht es weitere Leute nach vorne vor die Bühne und das soll schon etwas heißen, denn Bühnenshow findet bei Daly quasi nicht statt. Im letzten Jahr saß er während des ganzen Auftrittes Gitarre spielend auf dem Stuhl, in diesem Jahr wird der Auftritt stehend absolviert, aber Bewegung auf der Bühne findet nur wenig statt. Der Musikstil zieht sich so durch den Auftritt, mal geht es etwas rockiger, mal etwas balladesker zur Sache, aber immer hört man den Sound der Counting Crows, Blue October oder von Pearl Jam heraus. Nach gut 45 Minuten ist dann Schluss und die beiden Iren werden mit Applaus verabschiedet.

In der Umbaupause kann es dann gar nicht mehr viel enger vor der kleinen Bühne werden, als es sowieso schon ist. Ich schätze, dass so etwa 200 Leute vor Ort sind und diese drängen sich vor die Bühne. Wenn der Zulauf in den nächsten Jahren weiter ansteigt, dann muss sich die Familie Rinklin definitiv etwas einfallen lassen, denn dann wird der Innenhof des Weingutes zu klein. Im letzten Jahr konnte man sich noch einigermaßen gut bewegen und somit war auch fotografieren kein Problem, in diesem Jahr gestaltet sich das schon schwieriger, da das Publikum dicht gedrängt direkt vor der Bühne steht. Ich stehe in erster Reihe, allerdings wie angenagelt und kann mich kaum einen Zentimeter nach rechts oder links bewegen. Während auf der Bühne noch gewerkelt wird, steht der in Deutschland geborene Geoff Tate mit einem Glas Wein dabei und beobachtet. Überhaupt läuft er schon den ganzen Abend mit einem Gläschen in der Hand herum, der Kaiserstuhl-Wein scheint ihm zu munden. Unglaublich, ich weiß nicht, ob ich noch laufen könnte, aber der Mann will gleich noch singen. Dann ist es endlich so weit, die Musiker entern die kleine Bühne und Geoff, natürlich mit einem Glas Wein in der Hand, bedankt sich, dass wir alle so zahlreich erschienen sind. Der Ex-Queensrÿche Sänger tritt mit vier Akustik-Gitarristen an und am Cajon lässt sich, wie schon im letzten Jahr, niemand geringerer als Edguy / Avantasia-Drummer Felix Bohnke nieder. Tate & Friends steigen mit dem Queensrÿche Klassiker Sign Of The Times vom gleichnamigen 1997er-Best Of- Album in ihr Set ein und von Beginn an zeigt sich, dass hier nun Vollprofis am Werk sind. Der Song ist ja eh schon geil, aber in dem Akustikgewand klingt er noch einmal ganz anders und vor allem frisch. Hinzu kommt die ganz besondere Atmosphäre hier, die ja schon fast wie bei einem Wohnzimmerkonzert ist, denn näher kommt man den Musikern nie. Ich habe Queensrÿche auf Festivals und in großen Hallen mit mehreren Tausend Besuchern live gesehen und jedes Mal war es endlos geil, doch hier, wo Tate und seine Jungs keine zwei Meter entfernt auf der Bühne stehen, das ist Gänsehautatmosphäre pur! Der nächste Song, Until There Was You, stammt von Q2K aus 1999, der weniger erfolgreichen Phase, in der die Musikwelt von Grunge und Alternative dominiert wurde. Ein Album und ein Song, die ich gar nicht so mag, aber auch diese Nummer klingt in dem Akustikgewand frisch und ganz anders. Es ist unglaublich, aber der mittlerweile 60-jährige Tate konnte sich seine einmalige Stimme über all die Jahre bewahren und ist definitiv ein Verlust für Queensrÿche. Er singt wie ein junger Gott, als wären die letzten 30 Jahre und vor allen die etlichen Gläser Wein heute, spurlos an ihm vorbeigegangen. Mit Last Time In Paris geht die Zeitreise dann zurück ins Jahr 1990, zum genialen Empire Album und das Publikum erweist sich als textsicher. Es singen einige Leute mit, von denen ich das am Allerwenigsten erwartet hätte. Von den Gitarristen ist natürlich der Schotte Kieran Robertson der auffälligste, denn bei den durchstrukturierten Queensrÿche Songs kann er technisch so richtig glänzen. Aber noch eine Koryphäe steht nun als Special-Guest mit auf der Bühne, Bonfire Gitarrist Frank Panè unterstützt die Saiten-Fraktion, während seine Frau Lydia Panè sich mit Geoff Tate das Mikro teilt. Neben der Bühne wartet währenddessen schon der Lörracher Artcore Künstler Jörg Heitz darauf, dass er auf die Bühne darf. Im Anschluss ist es dann so weit und er kann Geoff auf der Bühne zwei seiner Bilder überreichen und signieren lassen. Musikalisch geht es dann ans Eingemachte, mit Silent Lucidity geht es noch einmal zum grandiosen Empire Album und mit Take Hold Of The Flame geht es noch ein paar Jahre weiter zurück in die Vergangenheit, zum The Warning Album von 1984. Das Publikum ist längst warm und der Funke ist übergesprungen, aber wie schon erwähnt, hätte ich nicht erwartet, dass die Weinbauern von Eichstetten so textsicher sind. Doch Tate hat sein Pulver noch längst nicht verschossen, Eyes Of The Stranger und Jet City Woman werden noch einmal ein gutes Stück frenetischer abgefeiert. All Around The World von 2011er-Album Dedicated To Chaos war einer der letzten Songs, die Tate mit Queensrÿche geschrieben hat und es ist schon etwas verwunderlich, dass er einen Song aus dieser Phase im Programm hat. Danach ist dann offiziell Schluss und Tate verabschiedet sich und die Musiker verlassen die Bühne. Das Eichstettener Publikum fordert jedoch lautstark eine Zugabe und so lässt man sich auch nicht lange bitten. Kaum hat der Ex-Queensrÿche Fronter sein Weinglas nachgefüllt, entert man schon wieder die Bühne und legt mit Someone Else? von Promised Land noch einmal gewaltig nach. Leider fehlt heute Queen Of The Reich auf der Setlist, welches letztes Jahr noch gespielt wurde, aber dass man die Setlist hier von Jahr zu Jahr etwas umstellt, ist ja völlig okay. Auch Best I Can, Revolution Calling und Suite Sister Mary hätte ich gerne im Akustikgewand gehört, aber auch so war es wieder ein super Konzertabend, der in Erinnerung bleibt.

Vielen Dank an Friedrich Rinklin, das Weingut Rinklin und sein ganzes Team für die sehr gute Organisation, wir freuen uns auf nächstes Jahr!

Hier gibt es noch einige Videos von diesem grandiosen Abend:

https://www.facebook.com/1587937544808761/videos/670131266844409/

https://www.facebook.com/1587937544808761/videos/803438710072960/

https://www.facebook.com/1587937544808761/videos/781444249022278/

https://www.facebook.com/1587937544808761/videos/814313235652411/

https://www.facebook.com/1587937544808761/videos/987067851646376/

https://www.facebook.com/1587937544808761/videos/442555796398245/