Artist: Holding Absence
Herkunft: Cardiff, Wales
Album: The Greatest Mistake Of My Life
Spiellänge: 49:55 Minuten
Genre: Alternative Rock, Post Hardcore
Release: 16.04.2021
Label: SharpTone Records
Link: https://www.holdingabsence.com/
Bandmitglieder:
Gesang und Keyboard – Lucas Woodland
Gitarre – Scott Carey
Bass – Benjamin Elliott
Schlagzeug – Ashley Green
Tracklist:
- Awake
- Celebration Song
- Curse Me With Your Kiss
- Afterlife
- Drugs And Love
- In Circles
- Nomoreroses
- Beyond Belief
- Die Alone (In Your Lover’s Arms)
- Phantoms
- Mourning Song
- The Greatest Mistake Of My Life
2020 hätten sich Holding Absence nachhaltig in den Köpfen der europäischen Post Hardcore- und Alternative-Jünger festsetzen können. Doch die geplante Headliner-Tournee fiel wie bei so vielen anderen auch der Pandemie zum Opfer. Neues Jahr, neues Glück – und so steht die junge Band mit ihrem zweiten Album The Greatest Mistake Of My Life in den Startlöchern. Obwohl die Waliser um den charismatischen Frontmann Lucas Woodland in ihrer noch jungen Karriere erst eine EP und ein Album veröffentlicht haben, kann man die 2015 gegründete Band bereits als Erfolg verbuchen: Da wären z. B. Tourneen als Support von Acts wie Being As An Ocean, As It Is und Counterparts. Eine Auszeichnung als „Best Breakthrough Band“ und Hunderttausende Views und Klicks auf Spotify und YouTube sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache.
Trotz der Gründung im Jahr 2015 erschien das selbst betitelte Debütalbum erst im Jahr 2019 über SharpTone Records. Diese Tatsache ist auf zahlreiche Besetzungswechsel zurückzuführen. Zuletzt verließ auch Bassist James Joseph die Band. Trotz des holprigen Starts bekam das Debüt gute Kritiken und wurde vom Magazin Loudwire in die Liste der „50 besten Rockalben des Jahres 2019“ gewählt. Mit 6,5 Punkten wurde das Erstlingswerk von Kollegin Sandra R. als ausbaufähig eingestuft (zum Review). Mal sehen, ob sich das zweite Album als The Greatest Mistake Of My Life entpuppt oder mich vom Gegenteil überzeugen kann.
Nach dem getragenen Intro schreit mir Lucas Woodland in Celebration Song voller Inbrunst „I’m aliiiiiveee“ entgegen. Einer der größten Kritikpunkte des Debüts war wohl das unharmonische Zusammenspiel zwischen den warmen Vocals des Sängers und seinen schwächeren Screamings. Daran hat er definitiv gearbeitet und präsentiert sich in starker Form. Ein weiterer Aspekt im Sound der Waliser wird ebenfalls schnell klar: Die vereinzelten, aggressiveren Melodic Hardcore-Parts des ersten Outputs sind nahezu komplett verschwunden. Mehr Alternative Rock, mehr Pop, mehr Eingängigkeit. Mit dieser Rezeptur fördern Holding Absence Hits wie Celebration Song, Afterlife oder Beyond Belief zutage. Dabei behalten immer die persönlichen Texte die Oberhand und liefern eine rasante Achterbahnfahrt der Gefühle.
Noch immer mit viel Tiefgang im Gesamtkonzept, aber mit spürbar positiverer Energie geht die junge Band zu Werke. Während man beim ersten Album noch etwas viel Gleichförmigkeit serviert bekam, stechen einzelne Songs auf The Greatest Mistake Of My Life mehr hervor. Nachzuhören in Drugs And Love, dessen düstere Vibes nebst Monster-Refrain an die Anfangstage von Thirty Seconds To Mars erinnern. Der Song handelt von Menschen, die ihre Depressionen mit Liebe und Drogen „heilen“ wollen und so ihre Probleme noch verstärken. In Circles schaltet noch einen Gang zurück und taucht tief ins Innere der Melancholie ab.
Wie sehr die Stimme von Lucas Woodland gereift ist, beweist er in Nomoreroses: Zerbrechliche, introvertierte Momente wechseln sich mit Screamo-Passagen und sogar Sprechgesang ab – große Klasse. Die kompositorische Reife beweist die Band wiederum im bereits erwähnten Beyond Belief, denn diesen Ohrwurm werde ich wohl so schnell nicht los.
Im Duett Die Alone (In Your Lover’s Arms) bedauern Lucas und Caitlin Woodland am Sterbebett zum einen ihre bedeutungslose Liebe und zum anderen die verschwendete Lebenszeit. Wem das noch nicht intensiv genug ist, der bekommt die volle Portion Verzweiflung in Mourning Song eingeflößt. Das siebenminütige Stück wird durch Phantoms eingeleitet und ermutig den Hörer dazu, im Namen geliebter, verstorbener Menschen zu leben, anstatt in Trauer zu versinken. Der Titelsong beschließt das neueste Werk. Dieser wurde bereits in den 30er-Jahren von Gracie Fields veröffentlicht und beendet auf dramatische Weise The Greatest Mistake Of My Life.