Interview mit Crepitus im Proberaum in Ransbach-Baumbach mit neuem Album und neuem Drummer

Immer von vorne nach hinten abwischen

Artist: Crepitus

Herkunft: Ransbach-Baumbach (Westerwald)

Genre: Metal, Hard Rock, Heavy Metal

Label: Ohne / Independent

Link: https://www.facebook.com/crepitusmetal

Bandmitglieder:

Bass – Rolf (the incredible) Weber
Schlagzeug – Holger Zühlke
Gesang – Rage Dos Santos (Rike)
Gitarre – Schabo Heisenberg

Heute mal wieder ein Interview mit einer Band aus dem und im Westerwald. Genauer gesagt in Ransbach-Baumbach. Holger Zühlke, der Schlagzeuger von Center Of An Epidemic hat mir schon vor einiger Zeit mitgeteilt, dass sich Center Of An Epidemic aufgelöst haben. Kurz entschlossen ist er nun bei Crepitus eingestiegen, mit denen er zusammen mit seiner alten Band in Herschbach beim Asskick Vol II im letzten Jahr im Geißler‘s Bierhaus einen Gig hatte.

Holger fragt mich, ob ich nicht dazu was machen möchte, da Crepitus auch gerade ein neues Album (23.09.2020) mit dem Titel King Of Lies herausgebracht haben. Also klar Holger, da mache ich gerne ein Interview zu, wenn es stimmt und du dich nicht als der King Of Lies herausstellst! Ein Review zur Scheibe gibt es in Kürze obendrauf. Underground rund um Koblenz und dem Westerwald kann ich natürlich nicht einfach links liegen lassen. Also auf nach Ransbach-Baumbach zur Bandprobe in den Proberaum. Rike und Holger erwarten mich bereits vor dem Proberaum, begrüßen mich und bringen mich zu den anderen beiden Bandmitgliedern. Es entwickelt sich ein nettes und lustiges Gespräch. Ein paar Songs ziehe ich mir anschließend noch rein und kann mir so schon einen kleinen Eindruck von der Band holen!

Time For Metal / Juergen S.
Hallo, schön bei euch im Proberaum zu sein. Ich würde sagen, stellt euch doch zunächst einmal selbst vor!

Crepitus / Schabo
Ja, ich bin der Schabo. Ich spiele Gitarre. Ich habe mit der Rike zusammen die Band vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Zunächst als Cover/Spaßprojekt. Wir haben von den bisherigen Besetzungen immer die größten Schnittmengen gehabt in Metal und Thrash. So richtiger Metal ist dabei nie rausgekommen, weil es meist an den Schlagzeugern gelegen hat, die nie so ganz mitgezogen haben. Wir hoffen natürlich, dass wir jetzt einen richtigen Metal Schlagzeuger haben.

Crepitus / Rike
Ich bin die Rike, die Stimme von Crepitus. Schabo und ich haben uns 2014/2015 kennengelernt bei einem anderen Projekt und dann hier gemeinsam weitergemacht. Ich habe eine Gesangsausbildung im Bereich Rock und Heavy Metal gemacht. Ich bin im Grunde genommen, seit ich in einer Band spiele, hier mit den Jungs verwurzelt. Mit wechselnder Besetzung an den Drums. Ich habe die Texte zu den Liedern geschrieben, die auf unserem Album zu hören sind.

Time For Metal / Juergen S. (lacht)
Schwachpunkt Drums! Kommen wir zu dir Holger.

Crepitus / Holger
Ich bin der Holger, ganz frisch dazugestoßen. Ich hoffe, ich schließe die Reihe der Drummer jetzt ab, damit ihr danach nichts Neues mehr braucht. Ich finde mich gerade erst da rein. Das Album ist noch ohne mich entstanden. Ich werde dem Ganzen auch einen etwas anderen Touch geben. Ich freue mich richtig drauf. Schabo kenne ich bereits seit meiner Jugendzeit von anderen Projekten aus dem Montabaurer Raum (wo ich herstamme). Irgendwie haben wir den Kontakt nie verloren. So kam das zustande.

Crepitus / Rolf
Ich bin der Rolf, der Bassist der Band. Ich bin seit 2015 dabei!

Time For Metal / Juergen S.
Von Anfang an?

Crepitus / Rike
Er war der zweite Bassist und auch der letzte.

Crepitus / Rolf
Ja genau, also viel verpasst habe ich ja nicht. Ich sehe mich eigentlich auch als Gründungsmitglied. Als wir so mit Eigenkompositionen angefangen haben, da war ich voll mit dabei.

Time For Metal / Juergen S.
Ja das würde mich sehr interessieren. Ich habe gelesen, dass ihr irgendwann als Coverband angefangen habt. Habt ihr das mittlerweile ganz hinter euch gelassen, oder habt ihr noch Cover drin?

Crepitus / Rike
Wir haben in unserem Programm immer noch klassische Heavy Metal Hits, die die Leute gerne hören, die wir bei jedem Konzert aus dem Hut zaubern. Je nachdem, wo wir spielen. Das ist immer ein bisschen angepasst. Wenn wir zum Beispiel für einen Biker Club spielen, dann ist es klar, dass AC/DC, Judas Priest und Dio mit auf dem Programm stehen. Das bringt dort dann doch noch was mehr Aufmerksamkeit. Bei solchen Veranstaltungen hat man in der Regel weniger Interesse an unserem eigenen Material. Ansonsten liegt unser Augenmerk seit ca. zwei Jahren auf eigenen Songs.

Time For Metal / Juergen S.
Jetzt direkt die erste CD. King Of Lies! Auch Cover dabei?

Crepitus / Rike
Wir haben zwei Cover drauf. Zwei unserer Lieblingscoverstücke, die wir eigentlich immer live auch spielen, egal, wo wir spielen. I Wanna Be Somebody von W.A.S.P. und klar, Dio’s Holy Diver ist natürlich dabei!!!

Time For Metal / Juergen S.
Wie lange habt ihr für das Album ungefähr gebraucht?

Crepitus / Rike
Ein Jahr round about! Also wenn du die Studiotätigkeit meinst, das war ein Jahr, da wir nicht dazu fähig waren, uns einmal gemeinsam Urlaub zu nehmen und ins Studio zu gehen. Wir haben daher sehr gestückelt aufgenommen. Immer noch mal überarbeitet. Das wird auf jeden Fall bei unserem nächsten Album anders und kompakter laufen, damit es effizienter ist. Das sind aber Dinge, die du lernst, wenn du etwas zum ersten Mal tust.

Crepitus / Schabo
Und Corona kam uns natürlich auch dazwischen. Der Studioinhaber (Josef Ferger, Supernova-Studio in Nister) hatte einige Monate Corona-bedingt dichtgemacht. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden!

Time For Metal / Juergen S.
Ihr habt es ja gesagt: Mit dem Ergebnis seid ihr sehr zufrieden. Ich werde, ganz klar, noch ein Review dazu machen. Ich habe ja noch nicht reingehört, daher die Frage: Was erwartet mich?

Crepitus / Rike
Ja, wie kann man das zusammenfassen!? Im Grunde genommen ist die Richtung einfach Hard und Heavy. Wir versuchen, nicht sonderlich irgendeiner Schublade zu entsprechen. Wir wünschen uns, dass es straighter und härter klingen darf und soll. Hier haben wir jetzt teilweise auch entschleunigte Rocksongs, die aber sehr aufwendig und auch schräg arrangiert sind. Es gibt ziemlich viele orientalische Klangarten mittendrin. Thematisch betrifft es unsere aktuelle weltpolitische Situation. Generell den Zwiespalt zwischen Gut und Böse.

Time For Metal / Jürgen S.
Du hast gesagt: Schnittmenge zwischen Hard und Heavy. Also wirklich zwischen Hard Rock und Heavy Metal? Wobei für mich der Übergang da sowieso sehr fließend ist.

Crepitus / Rike
Ja, im Grunde ist es so, dass Rolf musikalisch so überwiegend der Punk bei uns ist. Schabo und ich fühlen uns grundsätzlich sehr wohl im Achtziger Heavy Metal, wo wir die Schnittmenge haben. So als Beispiel die frühen Black Sabbath, doomige Geschichten. Es gibt auch einige doomlastige Passagen in unseren Songs. Du wirst aber eigentlich in jedem Stück verschiedenen Richtungen wiederfinden, da Schabo jemand ist, der breit gefächert arrangiert. Wir setzen uns dann alle zusammen hin und letztendlich kommt dann eine Schnittmenge aller Rock bzw. Heavy Metal Spielarten dabei raus, wo wir uns alle wiederfinden.

Time For Metal / Jürgen S.
Rike, da habe ich mal eine Frage an dich als Sängerin. Kennst du Sarkh? Das ist eine reine Instrumentalband. Mit denen habe ich zuletzt ein Interview gemacht. Weißt du, was sie mir erwiderten, als ich fragte, wieso sie keinen Sänger haben? „Es gibt keine guten Sänger“. Was würdest du als Sängerin dazu sagen?

Crepitus / Rike (lacht)
Sarkh sind echt cool! Ja rein Instrumental höre ich gerne! Long Distance Calling zum Beispiel ist auch so eine Band. Ja doch, ich glaube sogar, es gibt sehr viele sehr gute Sänger. Das Problem ist, dass in der Nachwuchsszene oder im Underground (in dem wir uns bewegen) sich alle gegenseitig kopieren. Das finde ich wenig kreativ. Ich finde es schade, gerade wenn Frauen am Gesang sind, die mit angezogener Handbremse singen. Ich persönlich versuche, die Handbremse immer zu lösen. Da haue ich lieber fünf schiefe Töne raus, als einen richtigen, der so leise ist, dass es kein Mensch mitkriegt. Ich glaube, es ist ein Problem, dass vielen Sängern das Selbstvertrauen fehlt, auch etwas mal auszuprobieren.

Time For Metal / Jürgen S.
Noch mal zurück zu den Drums…

Crepitus / Schabo
Ja da sind wir zwar was am Witzeln. Aber das wirst du vielleicht auch auf dem Album hören. Da sind viele Passagen, wo meiner Meinung nach ein Doublebass hingehört. Das ist für mich ein klassisches Stilelement im Metal. Das ist leider recht selten bei uns hören. Die vorhergehenden Drummer waren eher so Hardrock Drummer. So richtig hat das nie gepasst.

Time For Metal / Jürgen S.
Das sieht man bei manchen Bands öfter, dass da ein Job immer so die Schleuderposition ist, und das über Jahre hinweg. Bis es dann irgendwann mal gepasst hat.

Crepitus / Schabo
Ja, besonders gut fand ich, dass der Holger letzte Woche mal gesagt hat, dass das so richtig Metal nicht ist. Da habe ich gesagt: Ok, dann mach was draus.

Time For Metal / Jürgen S.
Das ist halt die Frage, wie man Metal definiert. Für mich ist Metal nur Grindcore, alles andere ist nur Schlager (lacht). Nein Quatsch.

Crepitus / Holger
Die Platte ist nun mal raus. Vom Musikalischen her sind da schon richtig fette, brutale Riffs. Das Schlagzeug wirkt dann auf allen Songs doch sehr statisch. Den alten Achtziger Heavy Metal Groove, den hat der vorherige Schlagzeuger halt sehr viel eingebaut.

Time For Metal / Jürgen S.
Die Schlagzeugparts noch mal neu einspielen wolltet ihr aber nicht? Das haben nämlich die eben erwähnten Sarkh gemacht am Bass, als dieser gewechselt hat.

Crepitus / Schabo
Nein, wir haben aber Holger gesagt, dass das kein Gesetz ist, was auf der CD ist. Er kann da ruhig voll reinhauen. Ich hätte so im Hinterkopf, dass wir vielleicht dann mal eine Liveversion zum Album machen.

Crepitus / Holger
Ja, als der Schabo mir die Songs für die erste Probe letzte Woche vorgespielt hat, habe ich ihm gesagt, da muss doch noch mehr Dampf rein! Da in der Aufnahme ist ein langsamer, groovender Rhythmus. Irgendwo denkst du: Mach doch mal die Handbremse weg. Klar, muss ich mich selbst zuerst mal rantasten.

Crepitus / Schabo
Ich bin gerade so ziemlich auf dem Rush Trip. Die haben nach dem ersten Album auch den Drummer gewechselt. Das hielt dann aber vierzig Jahre (lacht).

Time For Metal / Jürgen S.
Zur aktuellen Situation. Ihr wollt natürlich auch live spielen, da gehe ich einfach mal von aus! Ist irgendwas in Planung, oder kann man noch nichts sagen?

Crepitus / Rolf
Ja, nächstes Jahr in Alpenrod im schönen Westerwald. Das war eigentlich schon für dieses Jahr vorgesehen. Da werden wir für ca. eine Stunde spielen. Vor einer AC/DC Coverband. Ist eher so eine Rockshow.

Time For Metal / Jürgen S.
Ehrlich gesagt, ich bin ein Coverband Hasser! Ich höre dann immer von den Leuten: besser als das Original. Ich kann solche Aussagen nicht mehr hören.

Crepitus / Rike
Unser Vorteil liegt halt darin, dass da eine Menge Leute sind. Das wird da wahnsinnig voll sein. Die sind dann gezwungen, uns auch zu hören (lacht). Ja, da sind wohl 4000 Leute!

Crepitus / Rolf
Und dann ist da noch ein kleines Festival in Polen, wo wir vorgesehen sind. In Limburg im Second Home bei der Anja soll noch was laufen. Da müssen wir noch einen Termin finden.

Time For Metal / Jürgen S.
In diesem Jahr aber nichts mehr, oder?

Crepitus / Rike
Ja, in diesem Jahr wohl nichts. Da hoffen wir, dass wir uns mit dem Holger als Band neu finden.

Crepitus / Schabo
Also wenn der Holger drin ist, hatte ich mal so im Sinn, einen kleinen Onlinegig zu machen.

Time For Metal / Jürgen S.
Ok, wir sind am Schluss, ich danke euch für das nette Interview. Habt ihr noch was an die Außenwelt zu sagen?

Crepitus / Rike
Immer von vorne nach hinten abwischen (alle lachen)