Kissin‘ Dynamite – Not The End Of The Road

Eine gute Balance aus Partybeats und gedankenversunkenen Emotionen

Artist: Kissin‘ Dynamite

Herkunft: Tübingen, Deutschland

Album: Not The End Of The Road

Spiellänge: 49:29 Minuten

Genre: Hard Rock, Glam Rock, Heavy Metal

Release: 21.01.2022

Label: Napalm Records

Link: https://www.facebook.com/Kissindynamiterocks

Bandmitglieder:

Gesang – Hannes Braun
Gitarre – Jim Müller
Gitarre – Ande Braun
Bassgitarre – Steffen Haile
Schlagzeug – Sebastian Berg

Tracklist:

  1. Not The End Of The Road
  2. What Goes Up
  3. Only The Dead
  4. Good Life (featuring Saltatio Mortis / Alea, Guernica Mancini & Charlotte Wessels)
  5. Yoko Ono
  6. Coming Home
  7. All For A Halleluja
  8. No One Dies a Virgin
  9. Gone For Good
  10. Defeat It
  11. Voodoo Spell
  12. Scars

Das erste große Fragezeichen des Jahres 2022 steht hinter der neuen Platte von Kissin‘ Dynamite. Die Männer aus Tübingen haben nach meinem persönlichen Lieblingsalbum Megalomania nicht gleich nachlegen können und ließen mit Ecstasy die Zügel beim letzten Output weiter schleifen. Neben starken Tracks gab es auch die eine oder andere Nummer, die einen nicht mehr in den Sessel gedrückt hat. Wohin geht jetzt die Reise mit Not The End Of The Road? Fakt ist, die Deutschen haben abermals ihr Label gewechselt und bauen in diesem Jahr auf die Unterstützung von Napalm Records. Was man jetzt schon verraten darf: Es wird nicht nur Party Power geben, sondern auch nachdenklichere Tracks. Bringen die zwölf neuen Titel die fünf Musiker wieder auf die Polposition des deutschen Glam Rock und Hair Metal? Erstmals seit der Gründung gibt es einen Wechsel im Line-Up. Schlagzeuger Sebastian Berg übernimmt für KD. Andi Schnitzer. Bringt Sebastian etwa den neuen Schwung mit in die Truppe?

Power Party ein: Not The End Of The Road und What Goes Up lassen es gleich Krachen. Der Opener will uns wohl sagen, dass hier noch nicht das Ende von Kissin‘ Dynamite eingeläutet wird. Was einen umhaut, ist die Leistung von Hannes Braun. Der eh schon gute Sänger konnte sich in der Pandemiepause noch weiter entwickeln. Daumen hoch und das wollte ich schon immer mal schreiben: Hannes, der kann es!“ 😀 Spaß beiseite. Der Sänger legt zu Beginn eine unglaubliche Performance auf den Silberling. Erwachsen, trotzdem verspielt und mit dem Willen, euch zu begeistern, legt er alles auf die Waagschale, was er hat. Das ist nicht alles – das Gitarrenduo von Jim Müller und Ande Braun liegt wieder enger beieinander. Die letzten ruhigen Monate haben Kissin‘ Dynamite richtig gutgetan. Als Einheit fegen die Jungs alle Zweifel beiseite. What Goes Up legt weiter nach. Wow, steigt hier schon die Hard Rock Party des Jahres? Mit dem Langeisen werden sie definitiv ganz oben anklopfen. Technisch verschmelzen griffige Hard Rock Hooks und lassen den Gitarren viel Platz zur Entfaltung. Krachende Beats, energiegeladene Vocals – was will man mehr? Only The Dead driftet noch weiter in die skandinavische Schiene ab. Ansonsten schaffen die Künstler eine gute Balance aus nordamerikanischen und nordeuropäischen Einflüssen. Das Refrainfeuerwerk wurde nicht verlernt – Kissin‘ wissen eben, was ihre Fans wünschen. Als Überleitung zu nachdenklicheren Nummern fungiert Only The Dead als wunderbare Brücke. Good Life lässt die Seele baumeln. Wohl wahr, so schlecht scheint es uns nicht zu gehen. Ruhige, akustische Melodien umkreisen den Titel, der gleich drei Gäste ausspuckt. Alea von Saltatio Mortis, Guernica Mancini und Charlotte Wessels unterstützen ihre Kollegen und formen eine elegante wie liebevolle Ballade, die nicht nur Rocker durch den grauen Alltag führt. Die vielleicht umfassendste Nummer, die bislang aus den Händen von Hannes und Co. entstanden ist und ganze Genremauern niederreißt. Aus dem noch verträumten Modus entspringt Yoko Ono, der mir richtig gut gefällt. Comig Home ist der genaue Zwischenschritt zwischen elektronischem Pop Rock und einfühlsamer Ballade. Radiotauglich spielen die Musiker abermals mit dem Mainstream-Feuer, ohne sich die kleinen Fingerchen zu verbrennen. Der Blick auf erfolgreiche Rock Pop Größen macht die Hard Rock Dynamitstange noch vielseitiger. All For A Halleluja, der wohl typischste Track der Platte, greift das auf, was die Band vor allem in den ersten Tagen stark gemacht hat. Den Stecker zieht hingegen Gone For Good. Der Ruhepol sammelt Kraft für den Endspurt, der mit Voodoo Spell und Scars folgt. Nachdenklich, gedankenversunken lässt das Quartett das unsichtbare Party People Hemd fallen und blickt auf das Wesentliche im Leben. Die vorletzte Nummer Voodoo Spell schwillt zum Ohrwurmmonster an. Ein klares Highlight, kurz bevor die Lichter nach fast 50 Minuten wieder ausgehen.

Kissin‘ Dynamite – Not The End Of The Road
Fazit
Saustark, was Kissin' Dynamite auf Not The End Of The Road gepresst haben. Nicht ein Filler versaut die Stimmung auf dem Silberling. Die zwei Gesichter der Künstler werden geschickt durch Übergänge miteinander kombiniert. Was im Kopf bleibt, sind der starke Anfang und Ende. Dazwischen liegt jedoch kein langweiliges Mittelmaß, das haben die Deutschen gleich verbannt. Mein größtes Problem mit Not The End Of The Road dürfte sein, dass selbst Megalomania an Spielzeit in meiner Dauerplaylist wird einbüßen müssen. Beeindruckend ist die Teamleistung, die ihren Frontmann noch einmal mehr zur Höchstform aufstachelt. Mehr kann man nicht erwarten, wer jetzt von Not The End Of The Road noch enttäuscht wird, sollte sich lieber selber hinterfragen. 

Anspieltipps: Not The End Of The Road, Yoko Ono und Voodoo Spell
René W.
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Leser Bewertung9 Bewertungen
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