Liktjern – I Ruiner

08.10.2021 - Black Metal - Folter Records - 43:33 Minuten

Bei einer Band, die 1996 gegründet wurde, geht man davon aus, dass man nach 25 Jahren eine lange Diskografie vorliegen hat. Das sieht bei den Norwegern Liktjern etwas anders aus. Festgehalten haben sie erstmals ihre EP Kulde, Pest & Død dreizehn Jahre nach der Gründung. Nicht, dass der Silberling den Stein ins Rollen gebracht hätte, nein, die Skandinavier verfielen direkt in den nächsten Winterschlaf. Das offizielle Debüt haben wir jetzt für euch vorliegen und wurde Anfang Oktober über Folter Records veröffentlicht. I Ruiner kommt auf 43 Minuten und verbindet acht einzelne Songs miteinander. Beim Style bleiben sie ihrer Heimat hörbar treu und pressen ihre Tracks in ein norwegisches Korsett der frühen Neunziger. Mit dabei ist Schlagzeuger Ond von Hovmod, die wiederum 2019 ihr Debüt feierten. Jørn Øyhus könnte der eine oder andere auch kennen. Der Bassist zieht sonst unter anderem mit Fatal Impact durch die Lande. Die Hauptlast liegt auf Gud, dem Sänger des Projekts. Gurgelnd bringt er die Growls auf Temperatur und versucht im frostigen Soundgewand feurige Höllenflamen aus seiner Kehle gen Himmel zu schicken. Morbid und durchdringend schraubt Liktjern ein Klangbild zusammen, das krachend wie knarzend kein Interesse hat, in populäre Genreregionen zu springen. Mir persönlich fehlen die ganz klaren Punkte, an denen man die Norweger dran aufhängen kann. Egal, ob der Titeltrack I Ruiner, Pest oder Slagmark – alle Nummern verpuffen zu schnell. Schall und Rauch statt langfristige Zerstörungswut muss man dem Corpsepaint verzierten Gefolge unterstellen. Musikalisch kommt da auch einfach zu wenig. Immer wieder steht Gud alleine im blutroten Licht der Scheinwerfer und soll die Formation als Lastenpferd durch das sumpfige Moor ziehen. Zwar stürzt der Musiker unter der Last nicht, dennoch geht die Konstellation beachtlich in die Knie. Nur roh, brutal und mit den schönen alten Tugendenden der ersten Black Metal Epoche versehen, reicht im Jahr 2021 nicht mehr aus. Wäre man 1996 mit der Platte um die Ecke gekommen, wäre die Resonanz ganz sicher positiver für Liktjern gewesen. Was bleibt, ist die Frage, warum es, egal in welchen Belangen, so derart schleppend mit den sechs Fürsten der Finsternis zugeht. In der Ruhe liegt die Kraft – nur sollte man nach so vielen Jahre Stille doch mal den Hebel umlegen, um wirklich anzugreifen.

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Liktjern – I Ruiner
René W.
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