Mayhem – Daemon

Der Schlund der Hölle reißt sein Maul erneut auf

Artist: Mayhem

Herkunft: Norwegen

Album: Daemon

Spiellänge: 59:50 Minuten

Genre: Black Metal, Extreme Metal

Release: 25.10.2019

Label: Century Media Records

Link: http://www.thetruemayhem.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Attila Csihar
Gitarre – Ghul
Gitarre – Teloch
Bassgitarre – Necrobutcher
Schlagzeug – Hellhammer

Tracklist:

  1. The Dying False King
  2. Agenda Ignis
  3. Bad Blood
  4. Malum
  5. Falsified And Hated
  6. Aeon Daemonium
  7. Worthless Abominations Destroyed
  8. Daemon Spawn
  9. Of Worms And Ruins
  10. Invoke The Oath
  11. Everlasting Dying Flame
  12. Black Glass Communion

Einer der Genregründer des Black Metal will dieser Tage um euer Gehör bitten. Mayhem steckten Anfang der Neunziger bis in beide Ohren in den wildesten Metal Zeiten, die nicht nur im Musiksektor für Gesprächsstoff sorgten. Im Alter von 22 Jahren schnitt sich Dead am 8. April 1991 die Pulsadern längs auf und schoss sich anschließend mit einer Schrotflinte in den Kopf. Am frühen Morgen des 10. August 1993 wurde Euronymous, der damals Dead fand, von Vikernes ermordet. Mitten drin brennende Kirchen, ein unglaublicher Vernichtungszwang und der blutige Kampf zwischen Mayhem und Burzum. Viele Geschichten gibt es aus dieser Zeit, die nunmehr fast drei Jahrzehnte zurückliegt. Jan Axel Blomberg, der seit 1988 bei den Skandinaviern aktiv ist, dürfte da noch einiges auf Lager haben. Heute geht es jedoch nicht darum, abermals die Geschichte aufzuarbeiten, sondern mit dem neusten Silberling Daemon hart ins Gericht zu gehen. In einer guten Stunde bringen die fünf Künstler des schwarzen Totenkults ein Manifest heraus, welches 12 Passagen beinhaltet.

Mit Daemon erblickt das gerade einmal sechste Studioalbum das Licht der Welt. Nach den beiden Demos aus den späten Achtzigern Pure Fucking Armageddon und Deathrehearsal ebnete das Debüt De Mysteriis Dom Sathanas 1994 maßgeblich den Weg von Mayhem. Ohne Vorlaufzeit dringt The Dying False King in die Gehörmuschel. Die Double Base prasselt – in alt bekannter Manier lässt Frontmann Attila Csihar mächtig Dampf ab. Durch die Midtempo Passagen und schaurigen Gesangsfarben können schnell dichte Atmosphären erzeugt werden, die nicht damit geizen, den Nebel immer wieder weit aufzureißen. Der Blutmond leuchtet unheimlich, während die Combo Agenda Ignis oder Bad Blood anstimmt. Bestimmend legen sie den Finger in die Wunde. Seit den Anfängen ist wahrlich viel passiert und auch technisch läuft das tödliche Geschoss ganz anders. Die Handschrift 2019 schindet schnell Eindruck – vor allem, weil keiner alte Erfolge vorschiebt, sondern mit diesem Geschoss neue Opfer erlegen möchte. Schlicht und gleichermaßen tödlich wie das Artwork agieren Mayhem jedoch nicht. Anspruchsvoll mit komplexem Songwriting kommt nie ein Zweifel an den Großmeistern des Black Metal auf. Moderner als erwartet, blicken Ghul und Teloch an den Gitarren stur nach vorne. Immer am Limit, haben sich die Künstler noch nie in eine Ecke gestellt und krampfhaft versucht, den Sound der Anfänge zu kopieren. Was bleibt, ist die Tatsache, dass Attila Csihar immer an die Grenzen geht, was für diese Formation ebenfalls nichts Neues ist. Grenzen gibt es wohl keine, dazu gehörten in der Vergangenheit auch Regeln der allgemeinen Gesellschaft. Melodisch mit feinen Highlights kann Bad Blood den Anfang stimmig abrunden, ein heißes Eisen, was da aus dem Höllenofen gezogen wird. Durchdringend bis auf den Knochen setzt Malum, das aus dem Lateinischen stammt und das Übel symbolisiert, pulsierende Hasstiraden. Was auffällt: Stücke mit über sechs Minuten gibt es nur Daemon Spawn. Ansonsten bleibt der Korridor zwischen dreieinhalb und etwas über fünf Minuten das Schlachtfeld von Schlagzeuger Hellhammer und Bassist Necrobutcher. Die schleppenden Ebenen, die einen doomigen Mantel auf die Riffs legen, beeindrucken bei Malum ungemein. Neben den zehn Werken runden die beiden Bonussongs Everlasting Dying Flame und Black Glass Communion das dunkle Treiben ab. Negative Aspekte kommen dabei nicht zum Tragen. Breit aufgestellt schaffen es die einzelnen Hymnen ihre Aura zu entfalten.

 

Mayhem – Daemon
Fazit
Es klingt vielleicht frech - aber für mich waren Mayhem schon abgeschrieben. Die beiden letzten Säulen Ordo Ad Chao und Esoteric Warfare haben noch nicht mal mehr den Weg in meine Hände gefunden. Im Nachhinein wohl eine klare Fehlentscheidung, die revidiert werden muss. Daemon kann ohne Abstriche überzeugen, nicht ein Titel fällt aus der Reihe, da kann man nur den Hut ziehen. Die Entwicklung ist ebenfalls sehr spannend - Daemon kann man wohl zum engen Kreis der Anwärter des besten Black Metal Albums des Jahres zählen.

Anspieltipps: Bad Blood und Falsified And Hated
Rene W.
8.4
Leser Bewertung6 Bewertungen
5.1
Pro
Contra
8.4
Punkte