Mittelalterliches Phantasie Spektakulum in Weil am Rhein am 05. & 06.05.2018

„Mittelalterliches Phantasie Spektakulum in Weil am Rhein am 05. & 06.05.2018“

Event: Mittelalterliches Phantasie Spektakulum

Bands: Saltatio Mortis, Versengold, Knasterbart, Saor Patrol, Celtica-Pipes Rock, Cuèlebre, Cultus Ferox, D`Artagnan, Mr. Hurley & Die Pulveraffen

Ort: Dreiländergarten, Weil am Rhein

Datum: 05. & 06.05.2018

Kosten: Samstag 21.04.2018 bis 5 Jahre  frei
ab 6 Jahre VVK: 8,-/13-, €, TK: 18,- €
ab 16 Jahre VVK: 30,-/35,- €, TK: 40,- €
Kosten: Sonntag 22.04.2018 bis 15 Jahre  frei
ab 16 Jahre VVK: 15,- €, TK: 15,- €
ab 55 Jahre VVK:  8,- €, TK: 8,- €
ab 66 Jahre  frei
Kosten: 2 Tagesticket: ab 16 Jahre VVK: 40,-/45,- €, TK: 50,- €

Genre: Mittelalter Rock, Folk Rock, Piraten Rock, Marktmusik, Rock, Pagan Folk

Besucher: ca. 10.000

Veranstalter: Mittelalterliches Phantasie Spektakulum

Links: https://www.facebook.com/mpsfestival/ und https://www.spectaculum.de/termine/weil_1/

Am 05. und 06.05.2018 ist es wieder einmal so weit, der Dreiländergarten in Weil am Rhein wird zum ersten Mal in diesem Jahr in ein mittelalterliches und fantasievolles Flair getaucht. Der Tross des größten reisenden Mittelaltermarktes, des Mittelalterlichen Phantasie Spektakulums, schlägt seine Zelte auch in der 25. Spielsaison direkt im Dreiländereck Deutschland / Schweiz / Frankreich auf, und mit ihm kommen wieder all die Ritter, Händler, Edelleute, Bettler, Handwerker, Mönche, Gaukler und Spielleute in die Stadt. Auch Der Tod himself wird wieder dabei sein und seine Sense dem einen oder anderen unter die Nase halten. Somit machen wir uns schon früh morgens auf den Weg Richtung Schweizer Grenze, denn zuvor müssen wir noch unser Lager auf dem nahe gelegenen Campingplatz in Lörrach aufschlagen. Als wir gegen 10:30 Uhr zum Dreiländergarten kommen, stehen an der Ticketkasse schon lange Schlangen und auch der Eingang ist schon mit allerlei Gewandeten belagert. Bettler, Trolle, Edelleute, Ritter und sogar eine Horde Römer um den großen Julius Caesar ist extra angereist, um hier auf dem MPS einen Junggesellenabschied zu feiern. Pünktlich um 11:00 Uhr öffnen sich die Tore zum ehemaligen Landesgartenschau-Gelände und die ersten paar hundert feierwütigen Mittelalterfans stürmen die Tavernen. Das Wetter ist perfekt, das Thermometer ist im Laufe des Vormittags schon auf 26 Grad gestiegen und so steht einem tollen Mittelalterwochenende nichts im Weg. Zu Beginn steht erst einmal an der Festivalbühne die Morgenmesse mit Bruder Rectus, dem Hässlichen Hans und dem Der Tod auf dem Programm. Alljährlich eine witzige Zeremonie, bei der auch immer wieder das Publikum mit eingebunden wird. Natürlich darf man den Begriff Morgenmesse hier nicht allzu wörtlich nehmen, denn mit einer katholischen Messfeier hat es so rein gar nichts zu tun. Vielmehr wird hier wild geflucht und herumgealbert, auf die Männlichkeit von so gar nicht heiligen Mönchen angespielt, gesoffen und gefeiert. Es wird geteert und gefedert, zum Ritter geschlagen und Mamis bekommen Instruktionen, wo sie später im Suff ihre verloren gegangene Brut wiederfinden. Direkt im Anschluss können wir vor Ort bleiben, denn kaum ist die Morgenmesse beendet, stehen auf der Festivalbühne schon Cuèlebre für ihren ersten Auftritt des Tages bereit. Der riesige, geflügelte, schlangenähnliche Drache, nach dem sich die spanische Pagan Folk-Band benannt hat, mischt archaische Töne mit mittelalterlichen Instrumenten, getaucht in eine rituelle Atmosphäre. Die Band wurde von Yhandros Huergo im Jahr 2011 gegründet und spielte bereits im letzten Jahr hier auf dem MPS. Die Musik erinnert ein wenig an die sanften Klänge von Omnia und in ihren Texten lassen sie uns eintauchen in die Mythologie der Iberischen Halbinsel. Großer Andrang herrscht zu dieser frühen Zeit aber nicht vor der Bühne, einige Wenige schwingen das Tanzbein, oder schauen der mystisch angehauchten Show interessiert zu, doch der Großteil der Besucher macht sich nach der Morgenmesse zuerst einmal daran, das weitläufige Gelände zu erkunden. Die Händlermeile bietet für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas Interessantes, so ist von Schmuck, über Deko, neumodischen Silberscheiben, Gewandungen, Messern, Schwertern, ganzen Ritterrüstungen, bis hin zum Keuschheitsgürtel fast alles zu bekommen. Die Preise sind hier etwas höher als üblicherweise auf dem MPS, ganz speziell auf all die Schweizer zugeschnitten, die in ganzen Heerscharen extra für das MPS über die Grenze kommen. Mittlerweile ist das Gelände gut gefüllt, wie die langen Schlangen an den diversen Fleischbrätereien zur Mittagszeit zeigen. Wer hier eine Hexenpeitsche, einen Zyklopenspieß, oder ein Gerippe ergattern will, muss definitiv etwas Zeit mitbringen. Uns zieht es deshalb erst einmal zur Folkbühne und zu den Schotten von Saor Patrol. Das Percussionsgewitter ist schon weit über das Gelände zu hören. Die Band spielt schon seit Jahren in Weil am Rhein und sie beweisen wieder einmal, dass es nicht immer eine große Bühnenshow braucht. Schlichtheit ist angesagt, wenn die fünf Musiker auf der Bühne stehen, dennoch wissen sie mit drei Trommeln, einer Gitarre und einem Dudelsack voll und ganz zu überzeugen. Auch braucht es keinen herausragenden Sänger und Frontmann, denn die Schotten legen einen rein instrumentalen Auftritt hin. Zwar meldet sich Charlie Allan ab und an mit ein paar Gags und Anekdoten in seinem besten Kauderwelsch zu Wort, doch das braucht hier eigentlich niemand. Vor der Bühne bildet sich schnell eine größere Menschentraube und es wird getanzt und gefeiert.

Weiter geht es danach mit Mr. Hurley & Die Pulveraffen auf der MPS Bühne. Die frühneuzeitliche Piraten-Folkband aus dem Raum Osnabrück ist etwas für die feierwütigen Gäste des MPS, dementsprechend ist die Stimmungskurve gleichbleibend hoch. Der Auftritt ist, wie man ihn von Mr. Hurley kennt und erwartet, Lieder über die Seefahrt, Alkohol und Party. Viele Anekdoten inklusive. Das Publikum erweist sich als sehr textsicher und feiert die Band.

Das Programm in Weil am Rhein ist sehr abwechslungsreich und bietet für Groß und Klein allerlei Interessantes. Verschiedene Handwerker geben Einblick in alte Berufe, die es teils heute gar nicht mehr gibt. Falkner Achim Häfner teilt sein Wissen über seine Raubvögel mit großer Leidenschaft und stellt seine Vögel gegen einen kleinen Obulus für den guten Zweck auch für Erinnerungsfotos zur Verfügung. Diverse Gaukler und Jongleure stellen ihr Können unter Beweis und das Puppentheater Kiepenkasper oder Zauberer Orlando von Godenhaven begeistern die Kleinsten. Etwas spektakulärer geht es bei der Fechtkampfgruppe Fictum oder bei dem großen Ritterturnier der Filmpferde zu, welches einige Wochen zuvor wegen Platzmangel in Bad Säckingen noch ausfallen musste. Auch die großen Heerlager sind hier in Weil wieder mit dabei und geben interessante Einblicke in das mittelalterliche Lagerleben. Da alle Bands mehrfach über den Tag verteilt auftreten, kommen wir passend zum zweiten Auftritt des Tages von Cultus Ferox. Die Berliner spielen vor der Folkbühne und heizen zu den 30 Grad von oben noch zusätzlich ein. Diverse Dudelsäcke und Trommeln treffen hier auf Elemente aus Rock und Elektronik. Entsprechend dem Bandnamen, welcher übersetzt nichts anderes als Wilde Lebensart bedeutet, geht es wild und energisch bei dem Auftritt zu. Zwar geht es auch mal ruhig und traditionell zu, aber nur, um direkt danach wieder zum kraftvollen Rundumschlag auszuholen. Die Musiker sind allesamt Vollprofis, spielten zuvor schon bei Corvus Corax, Wolgemut, Heidenlärm und Tanzwut, und das ist in jedem Moment zu spüren. Als wäre es noch nicht heiß genug, kommen mehrfach während des Auftritts auch noch zwei Tänzerinnen in sehr knappen Minioutfits zum Einsatz, um auch noch die letzten männlichen Besucher zum Schwitzen zu bringen. Beim großen Ritterturnier der Filmpferde verweilen wir nur kurz, da der Menschenandrang viel zu groß und es in der prallen Sonne auch viel zu warm ist. Stattdessen begeben wir uns zur großen MPS-Bühne, wo Versengold gleich ihr Nachmittagskonzert spielen. Vor der Bühne hatten sich schon einige Hundert Zuschauer versammelt, und als die ersten Klänge vom Intro aus den Boxen dröhnen, rastet die Menge regelrecht aus. Mit ihrem Mix aus Folk und Mittelalter Rock brauchen sie nicht mal einen Song lang, um das Publikum von 0 auf 100 zu bringen. Die Band aus dem Großraum Bremen hat in den letzten Jahren auch schon mehrfach hier in Weil gespielt und hat sich zum echten Publikumsmagneten entwickelt. Präsentiert werden Songs aus dem Erfolgsalbum Funkenflug und vielen Klassikern aus den letzten 15 Jahren Bandgeschichte. Die Leute stehen dicht gedrängt vor der Bühne, tanzen und feiern Versengold und trotzdem lässt Frontmann Malte Hoyer nichts unversucht, um das Publikum noch mehr zu animieren. Nach einer Stunde ist Schluss, aber am Abend spielt die Band noch einmal in voller Konzertlänge. Die meisten Zuschauer bleiben direkt vor der MPS-Bühne, denn nach kurzer Umbaupause geht es hier weiter mit Saltatio Mortis. Die Band aus Karlsruhe gehört mittlerweile auch fest zum MPS in Weil am Rhein und viele der Besucher kommen eigens wegen der Mittelalter Rocker. Erstmals wird es jetzt nicht nur vor der Bühne eng, sondern auch im Fotograben haben sich offensichtlich alle Fotografen des Festivals versammelt. Die Band um Frontmann Alea zieht alle Register und präsentiert einen Liveüberblick rund um die Bandgeschichte und wandelt gewohntermaßen auf unbequemen Wegen zwischen Gesellschaftskritik, Anti-Kriegs-Hymnen und Trinkliedern. Party pur und großes Gruppenspringen ist angesagt, die Stimmung könnte nicht besser sein. Auch Saltatio Mortis spielen jetzt nur eine Stunde, stehen im Anschluss alle zur großen Autogrammstunde zur Verfügung und kommen dann später zum großen Abendkonzert zurück.

 

Der Abend wird für mich interessanter, weil mit D`Artagnan und Knasterbart gleich zwei Bands auf der Folkbühne spielen, die ich noch nie zuvor live gesehen habe. Die drei Musketiere von D`Artagnan entern etwas verspätet die Bühne, transportieren dann aber Energie und Spielfreude auf das abendliche MPS und Hunderte von Zuschauern versammeln sich binnen Minuten vor der Bühne und den angrenzenden Tavernen. Den größten Teil des Konzertes steht Ben Metzner, der neben Gitarrist Felix Fischer auch bei Feuerschwanz in Brot und Lohn steht, im Vordergrund, dessen gesangliches Talent gut zur Geltung kommt. Zwischendurch darf auch Tim Bernard das Mikro übernehmen und sein Können unter Beweis stellen. Wenn manche Songs der Nürnberger, von der Konserve gespielt, oberhalb der Schlagerschmerzgrenze einzuordnen sind, so ist das Klangbild live gespielt ein deutlich folkigeres. Spätestens als der Bootsklassiker Was Wollen Wir Trinken angespielt wird, ist das Publikum nicht mehr zu halten. Im Laufe des Auftritts wird es dunkel, sodass noch ein bisschen Fackelfeuershow ins Spiel kommen kann. Zusammen mit den Lagerfeuern und Feuerschalen, die auf dem gesamten Gelände entzündet werden, entsteht so ein ganz besonderes Feeling. Der Auftritt von Knasterbart in Weil am Rhein lag eigentlich nahe, da Versengold und auch Mr. Hurley & Die Pulveraffen hier regelmäßig auftreten – aus Musikern dieser beiden Bands, sowie zwei weiteren Musikern der Band Afterburner, setzen sich Knasterbart zusammen. Die Helden der Gosse beginnen stilecht mit der MPS-Hymne M.P.S. Ich Liebe Dich! und haben damit die Anwesenden schon fest auf ihrer Seite, denn jeder erkennt die Anspielungen auf die Attraktionen vor Ort. Spaß garantiert, Auswärtssieg für Knasterbart. Während des ganzen Konzertes herrscht vor der Bühne ziemliches Durcheinander, es wird gepogt, gesprungen und getanzt und lauthals mitgesungen. Gespielt werden vor allem die Klassiker wie Gossengirl, Kein Erbarmen und Sauf Mich SchönHotze Knasterbart und Fummelfips Knasterbart ergänzen sich perfekt, ob nun gesanglich, oder bei den zahlreichen Gags und Einlagen. Ein Konzert, bei dem garantiert jeder Spaß hat, ob nun im Publikum, oder auf der Bühne. Zum Abschluss des Tages machen wir noch einen kurzen Abstecher zur MPS-Bühne, auf der gerade Saltatio Mortis ihr Abendkonzert spielen. Die Feuer- und Pyroshow fällt für meinen Geschmack etwas enttäuschend aus, weshalb wir uns bald darauf auf den Weg zum Campingplatz machen.

 

Der MPS-Sonntag ist wie gewohnt der verbilligte Familientag und findet mit gleichem Programm statt. Viele der Bands, die am Samstag auftraten, sind jedoch schon abgereist. Am Sonntag spielen nur noch Cultus Ferox, Saor Patrol und Cuèlebre.

Das nächste MPS im Dreiländergarten in Weil am Rhein findet vom 30.06. – 01.07.2018 mit den Bands Saltatio Mortis, Faun, Feuerschwanz, Fiddlers Green, Saor Patrol, Rapalje und Harmony Glen statt.