Moo)))n – Für Zedka

Auch beim ultralangsamen Drone Doom kann die Zeit verfliegen

Artist: Moo)))n

Herkunft: Aachen, Deutschland

Album: Für Zedka

Spiellänge: 34:18 Minuten

Genre: Drone Doom, Avantgarde Noise

Release: 06.09.2020

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/moonavantgarde/

Bandmitglieder:

Gitarre – Kalle

Bassgitarre und Percussion – Šime

Tracklist:

  1. Vorkopplung

Aus der sehr kreativen und bunt gemischten Musikszene Aachens stammt die Band Moo)))n. Auf ihrer Facebook-Seite kann man unter „Einflüsse“ lesen: „Einfahrende Züge“, und das passt eigentlich in zweierlei Hinsicht. Zum einen bremsen die Züge beim Einfahren ja meistens ab, und Tempo gibt es bei Moo)))n überhaupt nicht. Auch die Geräuschkulisse, die Moo)))n auf ihren Alben erzeugen, lässt mich manchmal an leere Bahnhofsgleise bei Nacht denken, wo man gedankenverloren vor sich hin steht und auf seinen Zug wartet. Der taucht dann oft wie aus dem Nichts auf, und wie aus dem Nichts auftauchende Töne kommen auch in den Songs von Moo)))n durchaus vor.

Nachdem ich also schon das Vergnügen hatte, ein paar Worte zum Album Isoliiert zu verfassen (das Review findet ihr hier), geht es nun also zu Für Zedka, das Moo)))n ebenfalls kürzlich auf Bandcamp eingestellt haben. Die Spiellänge ist ähnlich der von Isoliiert, hier gibt es allerdings mit Vorkopplung nur einen Track. Mein Hirn macht daraus gleich mal „Rückkopplung“, und ich hoffe nur, dass es die nicht zu hören gibt.

Gibt es, soviel sei gleich verraten, nicht. Aber neben dem – nicht despektierlich gemeint – wabernden Bodensatz aus tief gestimmten und durch diverse Verstärker geschickten Gitarrentönen nimmt hier das Percussionspiel seinen eigenen Platz ein. Immer wieder werden die Becken bearbeitet, wobei sich Šime zunächst noch zurückhält und die Sticks nur locker anschlägt. Mit sehr krassen Kontrasten wird auch gern mal gearbeitet, denn während ab ca. Minute 17 im Hintergrund immer wieder das gleiche Riff ertönt, pfeift und fiept es, als ob jemand wild an den Knöpfen eines Oszilloskops dreht und drückt. Schrille Töne malträtieren die Ohren, die verzweifelt versuchen, das monotone und damit so beruhigende Riff wiederzufinden.

Kalle bearbeitet seine Gitarre aber tatsächlich nach allen Regeln der Kunst, da wird mal kurz richtiggehend geschreddert, sogar ein „normales“ – was ist bei Moo)))n normal? – Gitarrenspiel kämpft sich seinen Weg durch das Klangkonglomerat. Und bei manchen Tönen, die das Ende des Albums einläuten, frage ich mich, wie das alles einem Saiteninstrument entlockt werden kann. Aus dem Post Rock kenne ich ja die Pedalboards, die zu Füßen der Saitenfraktionen ihren Platz finden, aber was hier im Drone Doom abgeht, ist noch mal eine ganz andere Welt. Aber ähnlich wie im Post Rock findet dieses Album seinen Abschluss in einem fulminanten Soundberg, wobei es hier das wilde Scheppern der Becken ist, die zwar nicht das Ende der Welt, aber das Ende des Albums verkünden.

Šime war so nett, mir doch den Weg zu einem Video von Moo)))n zu zeigen, das mir auf YouTube entgangen war. Es ist zwar nicht das zu Vorkopplung, gibt aber einen sehr guten Einblick in das, was Moo)))n so machen. Hier also das Video zu einem knapp 21 Minuten langen Song mit dem unfassbaren Titel Rhythm Patterns As Stable As Your Financial Situatio)))n:

Moo)))n – Für Zedka
Fazit
Ich hatte es schon in meinem Review zu Isoliiert geschrieben; wenn mich bislang jemand gefragt hat, welches Metalgenre ich nicht höre, habe ich mindestens immer Doom gesagt. Mit diesen beiden Alben haben Moo)))n allerdings definitiv mein Interesse geweckt, mich mit dem Drone Doom mal näher zu befassen. Da geht es mir im Moment noch, wie mit der modernen Kunst bei Skulpturen oder Gemälden. Es reicht ein ganzer Katalog nicht aus um zu erklären, was der Künstler damit sagen will, aber es ist interessant, sich das anzuschauen bzw., im Fall von Moo)))n, anzuhören. Last but not least bin ich wieder mal begeistert davon, was für kreative Köpfe sich in der Undergroundszene tummeln. Auch Moo)))n müssen sich sicherlich nicht hinter den etablierten Bands des Genres verstecken. Also, Bandcampseite aufrufen (https://moon-drone.bandcamp.com/album/f-r-zedka) und Album kaufen! 😀

Anspieltipp: Vorkopplung
Heike L.
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