Artist: Running Wild
Herkunft: Hamburg, Deutschland
Album: Blood On Blood
Spiellänge: 55:58 Minuten
Genre: Heavy Metal, Power Metal, Metal
Release: 29.10.2021
Label: Steamhammer/SPV
Link: http://www.running-wild.net/
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre – Rolf „Rock ’n’ Rolf“ Kasparek
Gitarre – Peter Jordan
Bassgitarre – Ole Hempelmann
Schlagzeug – Michael Wolper
Tracklist:
- Blood On Blood
- Wings Of Fire
- Say Your Prayers
- Diamonds & Pearls
- Wild & Free
- Crossing The Blades
- One Night, One Day
- The Shellback
- Wild, Wild Nights
- The Iron Times (1618 – 1648)
Aus dem berüchtigten Labelhafen von Steamhammer/SPV läuft diesen Herbst das gefürchtetste Heavy Metal Piratenschiff aus. Running Wild haben die Kanonen poliert, tonnenweise Schießpulver geladen und warten nur darauf, allen Anhängern Blood On Blood zu präsentieren. Seit ihrer Reunion 2011 ist es die vierte Scheibe der Hamburger, die seit dem letzten Langeisen Rapid Foray ganze fünf Jahre vergehen ließen. Nach dem Motto „Klasse statt Masse“ haben sie die hohe Schlagzahl der ersten zwölf Scheiben deutlich zurückgefahren und agieren im gesteigerten Alter deutlich besonnener beim Songwriting. Ohne Running Wild würde der deutschen Heavy Metal Szene eine sehr bedeutende Stütze fehlen und auch die weltweite Community liebt Rolf „Rock ’n’ Rolf“ Kasparek, der als einziger Gründer die Flagge bei jedem Studioalbum an die Spitze des Mastes gehisst hat. Blood On Blood kommt auf über 50 Minuten Spielzeit und dreht dabei aufs offene Meer. Zehn Nummern schaukeln beim starken Wellengang über Deck und halten die Mannschaft bei Laune.
Als Opener darf direkt der Titelsong den Ton angeben. Die Melodien verzücken und machen direkt Lust auf mehr. Das Gesicht der Platte direkt als Erstes zu verheizen, ist nicht immer eine schlaue Lösung. Das wiederum kann man bei den Deutschen nicht sagen, sie bringen durch den fetten Refrain die Glut auf höchste Temperatur. Die Gitarrenarbeit von Rolf und Peter hat so viele schöne späte 80er Aufhänger und es gelingt dennoch der Sprung in die Neuzeit. Rock ’n’ Rolf weiß auch mit 60 Jahren noch, wie man prägnante Hymnen kreiert. Auf diesem Weg alles Gute nachträglich zum Geburtstag.
Rapid Foray drang bis auf Platz zwei der deutschen Albumcharts vor. Lässt man den Anfang mit Blood On Blood, Wings Of Fire und Say Your Prayers in Ruhe wirken, geht die Tendenz zum Nummer-Eins-Album – verdient hätten die Herren es jedenfalls. Wings Of Fire agiert locker aus der Hüfte heraus, besitzt schöne Gitarrenduette und lebt von diesem charismatischen Feeling, das nur Running Wild innehaben. Power, Party mit Köpfchen und nachhaltigen Lyrics. Say Your Prayers nimmt zwar etwas den ganz festen Griff am Ruder heraus, dafür gleitet das Boot super sauber durchs Wasser und wirft kleine Wellen vom Bug ans Heck. Das Steuerrad wirft Diamonds & Pearls stark nach Backbord. Die Segel hart am Wind, lassen Blood On Blood schneller werden. Was die Truppe niemals versucht hat, wird weiter nicht über Bord geworfen. Das Rad bleibt, wie es ist, ohne Bemühungen anzustellen, dieses neu zu erfinden. Wo Running Wild draufsteht, ist Rock ’n’ Rolf mit Gefolge drin. Vier bis fünf Minuten lange Nummern legen einander brav vor.
Das Stöckchen liegt bei Wild & Free und Crossing The Blades. Erster zelebriert die Headbang Fähigkeit mit einem coolen Hall in den Vocals, mit etwas weniger Speed, dafür mit ordentlichem Groove. Ohne Ballade geht es nicht. Crossing The Blades macht jedenfalls in den ersten Sekunden den Anschein, die Taschentücher herausholen zu wollen. Schnell wieder weggesteckt sausen die Enterhaken über Deck. Einer für alle, alle für einen. Die Metal-Lebenseinstellung bekommt einen festen Platz. One Night, One Day führt den Weg des Vorgängers fort und wird tatsächlich zu einer gesetzten Ballade, die mit einer sehr stimmungsvollen Mittelpassage den Hörer erdet. Den Partyfaktor erhöht The Shellback.
Gen Hafen führen uns Wild, Wild Nights und The Iron Times (1618 – 1648), die das siebzehnte Studioalbum abschließen. Auf Knopfdruck geht es in den Schlussspurt – Wild, Wild Nights lebt von typischen 80er Heavy Riffs. Die Umsetzung macht trotzdem Laune und passt wunderbar in das hohe Niveau der Platte. Kleinere und größere Höhepunkte leben voneinander und bringen eine gute Balance in die solide Struktur. Live kann von Blood On Blood alles herhalten und kommende Sets bereichern. Zum Abschluss muss es ein Epos werden. Wer will ohne finalen Knall vom sinkenden Schiff springen? The Iron Times (1618 – 1648) zieht das Feuerwerk in über zehn Minuten auf und brennt alles das ab, was Running Wild seit Jahrzehnten in die Herzen der Fans gebrannt haben. Old but gold, bleibt abschließend bei dieser Perle mit dem Namen Blood On Blood zu sagen.