Secret Rule & Support am 01.11.2018 im Le Grillen in Colmar, Frankreich

        „Secret Rule & Support am 01.11.2018 im Le Grillen in Colmar, Frankreich“

Band: Secret Rule

Eventname: The Key European Tour 2018 (Second Part)

Vorbands: Beyond God, Shadow Rise

Ort: Le Grillen, 19 Rue des Jardins, 68000 Colmar, Frankreich

Datum: 01.11.2018

Kosten: 12,- € VVK, 14,- € AK, 10,- € für Metal Angels Member

Genre: Melodic Metal, Symphonic Metal, Symphonic Power Metal

Besucher: ca. 50

Veranstalter: Association Metal Angels https://www.facebook.com/asso.metalangels/? eid=ARBQBHFledAOkeDWYot_AM4Gf5FE2E6LXRk5mKtLTkpL5NyewF74LeeRz7hoOVwjO0t0wh1adkhVCcmk
Le Grillen https://www.facebook.com/legrillen/?fref=pb&hc_location=profile_browser

Link: https://www.facebook.com/events/186245878882271/?active_tab=about

Setlisten:


1. Spectres
2. Lost In Time
3. To Live And Die For
4. The Chosen Vessel
5. Cradle Of Death
6. Cryptkeeper
7. Django
8. Atlantis


1. The Collector
2. Dying To Feel Alive
3. When Lightning Strikes
4. Destination Darkness
5. Shade And Light
6. Helios
7. Prince Creep
8. Stronger
9. No Other Way


1. The Song Of The Universe
2. The Saviour
3. I Have The Sun
4. Dolls
5. Secret Place
6. Are You Gone ?
7. Empty World
8. The Image
9. Foolish Daisy
10. Trip Of Destiny
11. I`m You
12. Ex Machina
13. I Don`t Wanna Be
14. Twin Flames
15. Imaginary World
16. Lost Child
17. Story Time

Nachdem es nun schon mehrfach mit den Akkreditierungen in Colmar nicht so einwandfrei geklappt hat, unternehme ich heute erneut einen Versuch und begebe mich ins Le Grillen nach Colmar im benachbarten Frankreich. Der Abend steht unter dem Motto Metal Melodique A Chant Feminin und es gibt Symphonic Power Metal mit Secret Rule, Beyond God und Shadow Rise auf die Lauscher. Im Normalfall brauche ich etwa 45 Minuten bis Colmar, doch ich fahre extra früh los, denn der Feierabendverkehr an der Grenze ist oft ziemlich heftig. Heute jedoch ist es harmlos, was dazu führt, das ich etwa eine Stunde zu früh da bin. Gerade einmal eine Person steht vor der Tür und wartet in der Kälte. Fast sieht es so aus, als würde das Konzert gar nicht stattfinden, doch an der Eingangstür hängt ein Plakat und ein Zettel mit der Running Order. Außerdem stehen ein paar Transporter mit holländischen und italienischen Kennzeichen vor der Tür …, läuft. Nach und nach kommen dann auch noch ein paar Leute, doch mehr als zwanzig sind es wohl nicht, als um 20:00 Uhr dann endlich die Türen aufgehen. Ich stehe wieder einmal nicht auf der Gästeliste, es ist wirklich eine Seuche hier in Colmar. Da der Veranstalter aber heute Abend der Fanclub Metal Angels Alsace ist, der das alles nicht ganz so eng sieht, und meine Akkre direkt vom Secret Rule – Management kommt, gibt es kein großes Problem. Das Konzert findet heute leider nur im kleinen Teil des Le Grillen statt, was bedeutet: kleine Bühne und eher schlechtes Licht und wenn dann noch Nebel ins Spiel kommt, wird es ziemlich eklig.
Als erste Band des Abends gehen Shadow Rise aus dem holländischen Eindhoven an den Start. Es haben sich zwischenzeitlich etwa 40 Leute eingefunden, als die Bude ordentlich eingenebelt wird und die Musiker die Bühne stürmen. Die beiden wild posenden Gitarristen Danièl Boomsma und Jack Streat sind im Nebel eigentlich nur schemenhaft zu erkennen, und als sich die Schwaden langsam verziehen, fallen die Blicke der überwiegend männlichen Besucher auch zunächst auf die smarte Frontfrau Laura Guldemond, die im ultraknappen Lederbustier auf der Bühne rockt. Das Optische der guten Laura wird hier ganz gezielt in die Waagschale geworfen …, Sex sells! Die Holländer steigen mit Spectres, dem Opener des noch aktuellen Albums Shadowrise, ein, haben aber erhebliche Soundprobleme und der Sängerin ist der Frust darüber deutlich anzusehen. Mit dem nächsten Song, Lost In Time, sind die aber vergessen und die fünfköpfige Band gibt Vollgas. Hat hier jemand zuckersüße Symphonic Metalmelodien erwartet, der wird bitter enttäuscht, denn aus den Boxen dröhnt eine gute Dosis Power Metal mit knackigen Gitarrenriffs und hämmernden Basslinien, aber natürlich hat man auch ein paar symphonische Elemente nicht vergessen. To Live And Die For ist so etwas wie die heimliche Hit-Single und so schütteln die Besucher gemeinsam mit der Frontfrau ihr Haupthaar. Aber auch Songs wie The Chosen Vessel, Cradle Of Death oder Cryptkeeper brauchen sich nicht verstecken und scheinen für die Bühne gemacht. Laut eigener Aussage spielt die Band heute erstmals im Elsass und so wie Laura & Co sich hier verkaufen, nehmen sie ganz sicher ein paar neue Fans im Gepäck wieder mit zurück nach Holland. Selten habe ich bisher einen Opener in solch einem Package gesehen, der die Messlatte für den restlichen Abend so hoch hängt. Mit Django und Atlantis geht ein erstklassiger Liveauftritt zu Ende und deshalb wird die Band auch mit Applaus verabschiedet.
Auch die nächste Band kommt aus den Niederlanden. Natürlich gibt es noch weitere Länder, die regelmäßig Symphonic Metalbands mit weiblichem Aushängeschild hervorbringen, doch die Niederlande scheinen da besonders regelmäßig ein Händchen für dieses Genre zu haben. Auch Beyond God, die Band um Frontfrau Meryl Foreman, stammt aus Eindhoven und gehört definitiv zur Nachwuchsgeneration. Gleich die ersten drei Songs The Collector, Dying To Feel Alive und When Lightning Strikes stammen vom immer noch aktuellen Longplayer Dying To Feel Alive aus 2017. Es geht sehr melodisch zur Sache, geht aber tempomäßig treibend nach vorne. Vor allem der Titeltrack des Albums kommt kraftvoll um die Ecke, mit treibenden Drums und verzerrten Gitarren. Ansonsten geht es düster und melancholisch zu, wobei die verschiedenen Nuancen im Gesang von Meryl Foreman gut zur Geltung kommen. Hohe Töne wechseln mit sehr tiefen Tönen, kommen teilweise fast geflüstert und haben für meinen Geschmack einfach nicht genug Volumen. In ruhigen Passagen muss man zwangsläufig an Evanescence denken. Destination Darkness vom ersten Album A Moment Of Black erzeugt eine geheimnisvolle, dunkle Atmosphäre und hier harmonisieren Gesang und Instrumente sehr gut. Mit Shade And Light und Helios vom aktuellen Album nimmt man etwas Tempo raus, was den Songs aber zu viel an Wiedererkennungswert nimmt. Die ruhigen Töne passen zwar zur Stimmfarbe der Lady, aber mir ist es zu schwach und kraftlos. Mit Prince Creep wird es wieder düster und atmosphärisch und epische Chöre bringen etwas Abwechslung. Erstmals kommt auch das Frontmädel aus sich heraus und bangt abwechselnd mit Gitarrist Ronald Tielen und Bassist Lukasz Kubaszak um die Wette.  Zum Ende legt man mit Stronger und dem abschließenden No Other Way glücklicherweise noch einmal an Tempo zu und die Chöre und Streichereinsätze verbreiten eine bedrohliche Atmosphäre. Das Publikum ist begeistert und somit hat der Vierer erst mal alles richtig gemacht. Mir persönlich geht es streckenweise zu kraftlos zu und dann wird es einfach austauschbar und geht im Sumpf vieler vergleichbarer Bands unter. Einige gute Ansätze sind da und bieten Entwicklungsmöglichkeiten, aber gegen die Power des Openers können Beyond God einfach nicht anstinken.
Auch beim Hauptact des Abends sind alle Weichen auf Frauenpower gestellt, jedoch kommt die dritte Band des Packages nicht aus Holland, sondern aus dem Land von Pizza und Pasta. Die Römer Secret Rule servieren jedoch weder Pizza noch Pasta, sondern Female Melodic Metal. Wieder einmal wird die Nebelmaschine ausgepackt und die Location ordentlich vernebelt, sodass die Musiker während des Openers The Song Of The Universe, auch wieder vom noch aktuellen Album The Key To The World, wieder mehr zu erahnen als zu sehen sind. Die Italiener haben den Fuß von Beginn an auf dem Gaspedal und auch das Publikum zieht sofort mit. Frontfrau Angela Di Vincenzo ist die treibende Kraft in der Band und verfügt auch über eine angenehme Stimme, wirkt jedoch reifer und routinierter als die anderen beiden Mädels zuvor. Mit dem folgenden Saviour gibt man sogar noch etwas mehr Gas und ich kann im Moment gerade die ewigen Diskussionen, die Italiener wären nicht Metal genug, nicht nachvollziehen. Danach wird es dann aber doch etwas ruhiger und den folgenden Songs fehlt es an Durchschlagskraft. Das nächste Highlight folgt für mich erst wieder mit Empty World, während die Songs vorher etwas vor sich hinplätscherten. Frontfrau Angela ist jedoch ein kleines Energiebündel mit einem großen stimmlichen Radius, welcher vieles kompensiert. Die größte Stärke der zierlichen Lady liegt aber definitiv in den druckvollen, tiefen Passagen, wo die Band sehr an die alten Lacuna Coil erinnern. Den Musikern steht die Spielfreude ins Gesicht geschrieben und sie geben in jedem Moment alles, vor allem Gitarrist Andy Menario sticht immer wieder hervor. Auffällig ist natürlich auch Bassist Michele Raspanti, der innerhalb der Band wohl die Rolle des Pausenclowns innehat, denn ständig macht er Faxen und streckt den Fotografen die Zunge entgegen. Musikalisch gesehen haben die Italiener nach oben noch viel Luft um sich zu entwickeln und sich einen eigenen Stil anzueignen. Nach einem starken Beginn ging den Songs zusehends die Luft aus. Schade eigentlich, hätten alle Songs die Qualität von The Song Of The Universe, Saviour oder Empty World, so könnten die Italiener mit Nightwish und Co. in einer Liga spielen. Da der extreme Nebel meiner angeschlagenen Lunge zu schaffen macht, gebe ich hier besser auf und mache mich auf den Heimweg. Die Gewinner des Abends waren für mich definitiv Shadow Rise, die ich sicherlich im Auge behalten werde.