Shape Of Water – Great Illusions

So ein Album geht eigentlich immer

Artist: Shape Of Water

Herkunft: Manchester, England

Album: Great Illusions

Spiellänge: 46:56 Minuten

Genre: Alternative Rock, Art Rock

Release: 12.06.2020

Label: Eclipse Records

Link: https://www.facebook.com/shapeofwatermusic

Bandmitglieder:

Gesang, Keyboards, Bassgitarre und Arrangements – Rox Capriotti
Gitarre, Backgroundgesang und Artworks – Luca De Falco

Studiomusiker:

Schlagzeug – Marco Lancs

Tracklist:

  1. Mars-X
  2. Scar
  3. Perfect Love
  4. Still Karma
  5. In Your Arms
  6. A Silvia
  7. Not All The Things
  8. Five Days To Shine
  9. The World Is Calling Me
  10. Great Illusion

Ich habe da eigentlich noch nie so drauf geachtet, mit wie vielen Mitgliedern eine Band ausgestattet ist. Aber gerade in der letzten Zeit hatte ich von drei bis sieben so ziemlich alle Konstellationen durch. Und jetzt kommt die englische Band Shape Of Water daher, und da stehen nur zwei Namen unter „Bandmitglieder“. Auch die Jungs haben sich von der Pandemie nicht unterkriegen lassen und ihr Album Great Illusions eingespielt, das am 12.06. über Eclipse Records veröffentlicht wurde. Die Scheibe lag dementsprechend schon was länger in unserem Pool, aber nachdem ich mir das Video zu Not All The Things angeschaut hatte, habe ich es mir doch mal gegriffen, denn die Einordnung in Alternative Rock und Art Rock fand ich für den Song schon sehr passend und vor allem den Gesang von Rox sehr interessant.

Sehr interessant ist der Gesang schon beim ersten Track, dem im Downtempo gehaltenen Mars-X. Der lässt mit seinem schönen Klavierspiel und dem pulsenden Keyboard sicherlich nicht nur mich sofort an die glanzvollen Zeiten von Muse denken. Auch stimmlich liegt Rox ziemlich nahe bei Matthew Bellamy. Sehr cool auch das Riff, das zunächst mal vom recht ruhigen Beginn zum etwas energiegeladeneren Part überleitet und dann immer mal wieder auftaucht. Dann kommt mit Scar einer der Songs, die man durchaus als tanzbar bezeichnen kann. Wenn man elektronische Spielereien mag, was ich tue, wird man hier bestens bedient. Auch bei Perfect Love stehen meine Füße nicht still, und das Keyboard-Solo kann ich eigentlich nur als ziemlich krass bezeichnen. Zunächst mal eher im Stil der 70er-Jahre mit seinen Hammondorgeln gehalten, wird ihm dann doch noch ein moderner Touch verpasst.

Still Karma hüllt sich wieder in das gute alte Muse-Gewand und kann auch mit einem sehr coolen Gitarrensolo aufwarten. Der streckenweise sehr hohe Gesang ist natürlich Geschmackssache, Rox beherrscht allerdings auch diese Tonlage, das muss man ihm zugestehen. Nach diesen vier Tracks kommt dann auch die erste von zwei Balladen. Im Song In Your Arms punktet für mich allerdings nur das wabernde und pulsende Keyboard. Waren die Songs bislang alle so um die vier Minuten lang, kommt mit A Silvia ein Neun-Minuten-Monster auf die Bühne. Tatsächlich erinnert mich dieser Track sehr an ein Bühnenstück. Zu fast schon vorsichtigen Klaviertönen hebt sich der Vorhang, alles scheint ziemlich getragen und fast schon theatralisch. Wer bei dem Gitarrenriff zu Beginn aber nicht an Kashmir von Led Zeppelin denkt, hat von denen wahrscheinlich noch nie was gehört. Sehr „artsy“ dieser Song.

Not All The Things war, wie schon geschrieben, der Song, der mich zu diesem Album geführt hat. Wieder eine tolle Melodie, die vom Keyboard-Spiel perfekt in Szene gesetzt wird, und vor allem: endlich mal Uptempo! Dazu noch ein toller zweistimmiger Gesang, fertig ist der Ohrwurm. Five Days To Shine ist die zweite Ballade des Albums. Die kommt überwiegend sehr reduziert und fokussiert auf den Gesang und Keyboard aus den Boxen, hier darf höchstens noch die Gitarre eine Nebenrolle spielen, die anderen Instrumente sind eher Statisten. Die größte Überraschung des Albums liefern Shape Of Water dann aber mit The World Is Calling Me. Da ist man geistig aber sofort bei den großen Rockbands der 70er-Jahre, Led Zeppelin & Co. sagen „thumbs up“, und das psychedelische Gitarrensolo ist das i-Tüpfelchen. In so einen rockigen Song dieses Gitarrenriff reinzupacken, das mich irgendwie an Tool denken lässt, ist dann tatsächlich ein sehr cooler Kunstgriff.

Gegen so einen Monstersong, wie The World Is Calling Me könnte jeder folgende Song sowieso nur schwer bestehen. Für mich klingt der letzte Track Great Illusion aber tatsächlich so, als ob Shape Of Water dann doch die Ideen ausgegangen sind. Aber das ist Jammern auf ziemlich hohem Niveau.

Shape Of Water – Great Illusions
Fazit
Gut, dass Rox und Luca nach der Auflösung ihrer vorherigen Band weiter in Kontakt geblieben sind und dann Shape Of Water gegründet haben. Das ist so ein Album, das ich in einem Jahr wie diesem sehr gern höre. Einfach der Musik hingeben, tanzen oder ein wenig tagträumen, aber nicht groß nachdenken. Mit den Songs kommt man jetzt gut gegen die Dunkelheit an, und zu dem Zeitpunkt, als das Album veröffentlicht wurde, sind die Songs sicherlich auf einigen Gartenpartys gespielt worden.

Anspieltipps: Mars-X, Scar, Not All The Things und The World Is Calling Me
Heike L.
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