Artist: Sonata Arctica
Herkunft: Kemi, Finnland
Album: Clear Cold Beyond
Spiellänge: 50:56 Minuten
Genre: Power Metal
Release: 08.03.2024
Label: Atomic Fire
Format: Vinyl, CD, Download
Link: https://www.sonataarctica.info
Bandmitglieder:
Gesang – Tony Kakko
Gitarre – Elias Viljanen
Schlagzeug – Tommy Portimo
Bass – Pasi Kauppinen
Keyboards — Henrik Klingenberg
Tracklist:
- First In Line
- California
- Sha Mat
- Dark Empath
- Cure For Everything
- A Monster Only You Can’t See
- Teardrops
- Angel Defiled
- The Best Things
- Clear Cold Beyond
Finnischer Power Metal von Sonata Arctica steht auf dem Plan. Clear Cold Beyond heißt die elfte Ausgabe der im hohen Norden Skandinaviens beheimateten Ausnahmeband. Darauf zehn Songs, die klar wie der klirrende Frost im Winter oder auch wärmend wie in der nicht ganz untergehenden Sonne im Sommer erzählen von existenziellen Fragen des Lebens auf diesem Planeten und deren Zerstörung durch den Menschen. Flankiert wird das aber auch von realitätsfernen Tracks, die einfach nur die Sonnenseite beleuchten. Bereits mit First In Line setzen die Finnen ein Zeichen, in welche Richtung das Album geht. Es darf gleich eingereiht werden hinter Winterheart’s Guild, denn die progressiven Einflüsse werden hier auf Eis gelegt. Der rasante Opener fegt dann gleich wie ein Wintersturm durch die Ohren. Gitarre und Keyboards liefern sich Duelle, die nur so nach Liveperformance schreien. Über allem thront Tony Kakkos unverwechselbare Stimme, die sich über donnernde Drums und pumpenden Bass erhebt. Das dürfte ein neuer Klassiker werden und lässt hoffen. Nach den beiden akustischen Abenteuern (Review Teil 1 hier und Teil 2 hier), die 2022 die selbst verordnete Ruhe manifestierten, hat der „Reset“ geklappt. Nun sind also wieder die Verstärker auf Volllast gefahren und die Klampfen mit Strom gefüttert. Ähnlich beginnt Song zwei. Wohlfühlmetal und genau das, warum wir die Finnen so mögen. Sonata Arctica sind nur eine von vielen herausragenden Metalbands in dem Land und im Power Metal wohl die Speerspitze. Das beweisen sie hier eindrucksvoll.
„Nach all dem fühlt es sich tatsächlich wie ein Neuanfang an, wieder zum Metal zurückzukehren“, freut sich Tony Kakko und beweist im zweiten Song California, wie ernst es ihm damit ist. Rhythmisch, schnell, gelungene Melodie, starker Gesang, guter Refrain, das können sie. Man muss nur aufpassen, dass es sich nicht zu sehr ins metalpoppige verirrt. Das ist hier nicht so. Sha Mat ist Track Nummer drei. Keyboards eröffnen, gefolgt von einem mehrstimmigen Chor, um dann wieder davonzugaloppieren. Wieder eine eingängige Melodie, dazu Kakkos Stimme mit dem eindeutigen Wiedererkennungswert. Das Ende ist etwas abrupt, aber nur, um mit einem neuen Song schnell weiterzumachen. Dark Empath, mit über sechs Minuten der längste Track, ist schon fast epochal zu nennen, ist eine Fortsetzung von Don’t Say A Word aus dem Jahre 2004 und gehört somit zu einer Saga, die bereits 2001 begann. Entstanden sind die zehn Songs im Herbst 2022 und das Herbstliche scheint so motivierend gewesen zu sein, dass viel mehr Songs entstanden sind, als jetzt auf der Platte wiederzufinden sind. Da dürften wohl einige auf dem zwölften Album landen. Aber zunächst muss dieses ja erst mal in die Läden und erfolgreich sein. Das scheint aber ein Selbstgänger zu sein, denn auch Cure For Everything schlägt in die Kerbe wie die Lieder davor, Mitsingpotenzial überall, schnell wie eine Rentierherde in der finnischen Tundra. Es scheint, als wenn Elias an der Gitarre und Hendrik an den Keys sie zu immer schnelleren Tempo animieren. Das wird wohl ebenfalls in den Liveshows zu hören sein, da der Song einfach funktioniert.
Das Album, nach Meinung der Band „ist mit Abstand das bisher unerbittlichste Sonata Arctica Album, und eine spektakuläre Wiederbelebung unseres blitzschnellen, weit, weit im Norden geschmiedeten Power Metals“. Mitverantwortlich für diese Rückbesinnung auf die alten Tugenden ist Mikko Karmilla, der das Album so wie vorliegend produziert hat, und die Magie der Vergangenheit einfängt. Das hört man auch wieder auf A Monster Only You Can’t See. Mehrstimmige Gesangslinien fordern geradezu auf, mitzumachen. Ich sehe die Crowd mit gereckten Fäusten stehen, um lautstark diese Hymne mitzusingen. Auf einem Sonata Arctica Album darf auch eine Ballade nicht fehlen, die dann ggf. auf Acoustic Adventures Teil drei (falls es so etwas geben wird) erscheinen dürfte. Das ist dann der Titeltrack Clear Cold Beyond am Ende der Scheibe. Es ist zwar nicht ganz so balladesk wie andere Sonata Arctica Balladen, aber er geht doch als Ballade durch. Davor sind aber mit Teardrops, Angels Defiled und The Best Things noch zwei schnelle und ein im Midtempo gehaltener Track dran. Teardrops überzeugt nicht ganz so wie die vorherigen Tracks. Dafür hämmert Angels Defiled noch mal ordentlich rein. Wieder eine mit Mitsingpotenzial gesegnete, schnelle Nummer. The Best Things eignet sich zu kollektivem Armeschwingen von links nach rechts, die Feuerzeuge (heute eher Handys) hoch und am Gitarrensolo von Elias erfreuen. Gehört auf jedes Konzert. Inzwischen sind bereits drei Vorabsingles erschienen, ich entscheide mich mal für das erste, First In Line.