Threshold – Dividing Lines Tour 2023 am 20.04.2023 in der Markthalle, Hamburg

Dreimal progressiver Metal in der leider nur halb gefüllten Markthalle sorgen fast durchgängig für einen gelungenen Abend

Event: Dividing Lines Tour 2023

Headliner: Threshold

Support: Virtual Symmetry, Oddland

Ort: Markthalle, Hamburg

Datum: 20.04.2023

Kosten: 33,45 € VVK, 37,00 € AK

Genres: Progressive Metal

Besucher: ca. 400 Besucher

Veranstalter: Markthalle Hamburg

Setlisten:

  1. Resonance
  2. Vermilion Part 2: Below
  3. Vermilion Part 4: Feed The Void
  4. Ire
  5. Skylines
  6. Unity

  1. The Paradise Of Lies
  2. Safe
  3. Exodus
  4. My Story Unfolds
  5. Fantasie Di Verità
  6. And Come Alive
  7. Come Alive

  1. Haunted
  2. The Domino Effect
  3. Slipstream
  4. Let It Burn
  5. The Shire (Part2)
  6. Mission Profile
  7. Defence Condition
  8. Pressure
  9. Silenced
  10. Snowblind
  11. Complex
  12. Lost In Translation

Zugabe:

  1. King Of Nothing
  2. Small Dark Lines

So kommt es manchmal. Erst wochenlang keine Konzerte und dann zwei hintereinander. Nachdem wir gestern bei RPWL im Knust waren (Bericht hier), geht es heute zu Threshold in die Markthalle. Das geht heute glücklicherweise etwas früher los. Das liegt nicht nur daran, dass gegen 23:00 Uhr die Markthalle Musikschluss hat, nein, auch, weil heute zwei Supportbands dabei sind. Insgesamt stehen die Zeichen auf Prog Metal und das wird hier heute ordentlich bedient. Nach dem relativ problemlosen Hereinkommen sind wir erstaunt ob der wenigen Menschen. Der freundliche Mann an der Tür verrät uns, dass es so knapp 300 vorverkaufte Karten gibt, aber insgesamt dürften es letztendlich 450 bis 500 gewesen sein.

Oddland, Hamburg, 20.04.2023, Pic by Kay L

Der Abend beginnt um kurz vor 20:00 Uhr mit Oddland, einer finnischen Truppe aus Tuska, von der ich noch nichts gehört habe. Zunächst bin ich verwirrt, da das Backdrop von Oddland über dem von Virtual Symmetry hängt – das ist aber so lang, dass der Name von Virtual Symmetry zu lesen ist und auch auf dem Drum Kit steht Virtual Symmetry. Ich komme nicht darauf, dass Oddland nicht auf dem eigenen Schlagzeug spielen und und so verwechsele ich die Bands. Ich denke schon, oh mein Gott, das hätte ich anders erwartet, denn im Rahmen ihrer bisherigen Veröffentlichungen müsste das ganz anders klingen…. Nun ja.
Oddland beginnen also mit Resonance und das haut mich gleich aus den Puschen. Nicht, weil es so gut ist, sondern weil es so außerordentlich gewöhnungsbedürftig ist. Vor allem der Gesang macht es schier schmerzhaft. Mit der Mucke kann ich so gar nichts anfangen, obwohl die vier Jungs sich alle erdenkliche Mühen geben. Das Licht ist ebenfalls nicht kamerafreundlich, aber es hilft ja nix. Im Graben tummeln sich auch nur drei Genoss:innen, sodass da zumindest Platz ist. Viel blau oder rot, aber insgesamt wenig Licht macht es nicht einfacher. Musikalisch bewegen sich Oddland im progressiven Metal und zwar vergleichbar mit den frühen Pain Of Salvation oder den Spiral Architects. Das ist eh nicht so meine Mucke gewesen, aber zumindest Bassist Joni Palmorth macht einiges auf der Bühne wett. Auch das Publikum zeigt eher verhaltene Reaktionen, besser es sind nicht viele in der Halle, sondern draußen am Tresen. Trotzdem soll die Leistung nicht geschmälert werden. Highlight der sechs Songs ist Ire, das mit einem coolen Bassspiel aufwartet. Der Gesang ist mäßig und auch Schlagzeug und Gitarre überzeugen nicht. Um 20:30 Uhr sind sie dann mit ihrem Auftritt durch und der Umbau geht schnell vonstatten.

Virtual Symmetry, Hamburg, 20.04.2023, Pic by Kay L.

Um Viertel vor neun beginnen dann die richtigen Virtual Symmetry und nun es ist, wie ich es erwartet hatte. Powermäßiger Prog Metal mit gut aufgelegten Musikern. Das geht auch sofort auf das Publikum über und die schweizer/italienische Truppe kann überzeugen. Gitarrist Valerio Villa macht eine gute Show und sein Mienenspiel ist genial. Auch Bassist Alessandro Poppale ist ablichtenswert und überzeugt. Sänger Marco Pastorino hat die Markthalle gleich im Griff und sorgt so für den richtigen Groove. Der quirlige Frontmann versteht seinen Job und hat das Publikum fest im Griff. Auffällig ist, dass heute Keyboarder Mark Bravi nicht dabei ist und Stammdrummer Alfonso Mocerino durch Andrea Gianangeli ersetzt wurde. Das hat zur Folge, dass die Songs durchgängig mehr Power haben und weniger proglastig sind. Eigentlich nicht schlecht. The Paradise Of Lies vom letzten Album macht den Auftakt und sofort ist die Stimmung da in den jetzt gut gefüllten Reihen. In diesem Stil geht es weiter. Safe und Exodus von Exoverse lassen keine Kompromisse zu und feuern die Stimmung weiter an. Marco erfreut es sichtlich und so steht er häufig am Bühnenrand und fordert die Zuschauer. Immerhin hat das Quartett 40 Minuten Spielzeit, die absolut hörenswert sind. Scheinbar waren Virtual Symmetry erst vor Kurzem in Hamburg zu Gast, wenn ich es der Ansage richtig entnehme. Das hat ihnen bestimmt auch einige Fans beschert, die heute, geht man nach dem Beifall nach, auch anwesend sein dürften. Mit Come Alive beenden die Jungs den Auftritt und sind eindeutig lohnenswert gewesen.

Threshold, Hamburg, 20.04.2023, Pic by Kay L.

Der nun noch mal notwendige Umbau wird relativ schnell erledigt. Backdrop weg, Schlagzeug abbauen, neue Gitarren hin und es kann fast losgehen. Um 21:40 Uhr betreten Threshold dann die Bühne. Johanne James hinter seiner Schießbude verspricht wieder reichlich Action. Karl Grom an der Gitarre ist ohne Zweifel ein sehr guter Gitarrist und dann sind da noch Bassist Steve Anderson und Keyboarder Richard West. Der steht etwas im Hintergrund, liefert aber die notwendigen Sequenzen, um die Musik zu progressivem Metal werden zu lassen. Am Mikro steht seit 2017 Glynn Morgan, der den damals entlassenen Damian Wilson zumindest in vielen Teilen ersetzt. Auf der Bühne ist jetzt reichlich Platz und die Halle hat wohl inzwischen 500 Gäste. Das ist bei Weitem nicht das, was reinpassen würde und was bei vorherigen Threshold Konzerten auch schon hier war. Ursachenforschung ist schwierig, aber wer nicht da ist, der hat was verpasst. Das Konzert in der Markthalle ist Tourauftakt und dementsprechend viel Bock haben die Briten, was ab der ersten Minute zu spüren ist. Haunted und The Domino Effect vom aktuellen Album Dividing Lines (Review hier) machen den Auftakt. Vom ersten Moment ist die Show energiegeladen und Karl post auch schön vor den drei Fotografen. Glynn greift dann auch noch zur Gitarre und immerhin gibt’s dann mit zwei Gitarristen und dem Bassisten oftmals gute Fotovorlagen. Stehenden Fußes folgt jetzt bereits Slipstream, einer meiner Lieblingssongs aus dem Jahre 2007, der aber eigentlich nur mit Damian richtig wirkt. Positiv denken und so macht es Glynn aber auch gut. Weiter geht es mit Tracks der letzten beiden Alben. Nur wenige Songs der Pre-Morgan Ära gibt es zu hören, aber das ist auch voll ok. Die Tracks sind auf ihn zugeschnitten und so passt das alles. Die Aktion auf der Bühne ist maßgeblich geprägt von Johanne, der mit Mimik und Gestik viele Songs nonverbal kommentiert oder begleitet. Das ist schon fein anzusehen und fester Bestandteil einer Threshold Performance. Kurzweilig geht es durch die Songs und das Publikum ist entsprechend gut gelaunt und feiert die Band. Silenced, Snowblind oder The Shire Part II sind nur einige der immerhin 12 komplexen Songs. Ehe man sich versieht, ist der reguläre Teil vorbei. Die Band muss aber nicht lange gebeten werden und so kommen sie zu zwei weiteren Songs zurück auf die Bühne. Plektren, fast zerfetzte Drummsticks von Johanne finden neuen Besitzer und so endet der Abend kurz nach 23:00 Uhr. Wer es noch aushält, wird am Merchstand belohnt und nicht nur Oddland und Virtual Symmetry, sondern auch Threshold finden sich noch ein. Wir verzichten heute aber auf persönliche Worte, denn zwei Abende hintereinander sind schon etwas anstrengend, vor allem wenn am kommenden Morgen der Wecker früh zur Arbeit ruft. Insgesamt aber ein schöner Abend mit immerhin 66,66 % geiler Mucke.