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Überleben in Moshpit, Circle Pit und Wall of Death

Die Arten des extremen Tanzes

Von der Intensität eines Moshpits über den elektrisierenden Nervenkitzel eines Circle Pits bis hin zur waghalsigen Bewegung, die als „Wall of Death“ bekannt ist – extremes Tanzen gibt es praktisch seit den Anfängen der Rock- und Heavy-Metal-Musik. Es ist ein ikonisches Bild, das eng mit einigen Musikgenres und -epochen verbunden ist, aber es ist auch viel mehr als nur eine Möglichkeit für leidenschaftliche Fans, ihre Liebe für bestimmte Bands, Musiker und Stile auszudrücken. Während extreme Tanzbewegungen oft die Aufmerksamkeit von Unbekannten auf sich ziehen, ist diese Form des Ausdrucks tief in jahrzehntealter Kultur und Tradition verwurzelt; sie sind untrennbar mit dem verwoben, was wir als Individuen durch unsere gemeinsame Erfahrung mit den energiegeladenen Bewegungen, kraftvollen Bildern und fesselnden Klängen sind. In diesem Beitrag werden wir die vier beliebtesten Arten des extremen Tanzens – Moshpit, Pogo, Circle Pits und Wall of Death – untersuchen, um herauszufinden, wie jede von ihnen auf einzigartige Weise zu musikalischen Erfahrungen beiträgt.

Einführung in die verschiedenen Arten der extremen Tänze

Extreme Tänze wie der Moshpit, Wall of Death und Circle Pit sind in der Metal-, Hardcore- und Punk-Szene weit verbreitet. Beim Moshpit tanzen und hüpfen die Fans wild in einer Traube von feierwütigen Fans. Bei der Wall of Death teilt sich die Menge in zwei Gruppen auf und stürmt aufeinander zu, wenn der Song einen bestimmten Höhepunkt erreicht, was zu einem kräftigen Zusammenstoß führt. Beim Circle Pit hingegen laufen die Fans im Kreis und stoßen sich gegenseitig an. Die verschiedenen Arten von extremen Tänzen sind nicht nur eine Möglichkeit für das Publikum, sich auszuleben und Spaß zu haben, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Live-Performance bestimmter Bands und Künstler. Die Energie, die vom Publikum ausgeht, kann die Band inspirieren, noch intensiver zu spielen. Da die Tänze jedoch oft mit hohem Risiko verbunden sind, ist es wichtig, sich zu schützen und auf andere Tänzer zu achten. Egal, welche Art von extremem Tanz bevorzugt wird, der wichtigste Faktor ist, dass alle Beteiligten sicher und mit Respekt behandelt werden. Wenn das mal nicht der Fall ist, dann spricht man zumeist auch von „Violent Dancing“, bei dem Schläge und Tritte mit eingesetzt werden, um die Energie herauszulassen. Hierzu später jedoch mehr.

Erkundung der Grundlagen eines Moshpits

Ein Moshpit ist ein Ort voller Energie und Bewegung, der oft mit lauter Musik und einer Menge von Menschen verbunden ist – logisch soweit. Für diejenigen, die es noch nie erlebt haben, kann es eine Herausforderung sein, sich in einen Moshpit zu begeben. Schließlich geht es darum, durch die Menge zu tanzen und sich von anderen Menschen über die Tanzfläche bewegen zu lassen. Aber es gibt auch eine gewisse Kunst, sich in einem Moshpit zu bewegen. Eine wichtige Grundlage ist das Verständnis der Sicherheitsregeln und -praktiken. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass man auf seine Umgebung achtet, um Verletzungen zu vermeiden. Eine weitere Grundlage besteht darin, die Bewegungen des Publikums zu beobachten und darauf zu achten, wohin und wie sich die Mehrheit der Menschen bewegt. Sobald du die Grundlagen verstanden hast, kannst du dich in den Moshpit begeben und ein unvergessliches Erlebnis genießen. Im Moshpit selbst gibt es quasi ein Kodex. Wer auf dem Boden liegt, sich den Schuh zumachen muss, seine Brille sucht oder einen nicht mehr fitten Eindruck macht, wird abgeschirmt und wieder auf die Beine bewegt. Ansonsten gibt es so gut wie keine Regeln, denn im Moshpit genießt man die Anonymität der Gruppe, um sich einfach auszupowern. Es wird getanzt, gesungen, gehüpft, geschubst und das alles möglichst im Takt der gerade laufenden Musik. So ist es notwendig, dass die Musik einen gewissen Takt mitgibt. Sind zu viele Midtempo-Passagen in den Songs, sind diese eher nicht geeignet für den Moshpit. Doch wenn im Thrash Metal, Metalcore oder Punk die Blast Beats einsetzen, dann kann der Spaß auch losgehen. Die durch die Musik entstehende „Synchronität“ sorgt für ein enorm erfüllendes Gruppengefühl, was einige sogar noch Tage nach dem Festival oder Konzert durch den Tag begleitet – manchmal auch in Form von blauen Flecken.

Wann spricht man von einem Circle Pit

Ein Circle Pit entsteht normalerweise aus einem Moshpit heraus oder aber auch einfach so innerhalb der Menge. Es gibt auch Konzerte, bei denen sich Gruppen von Konzertbesuchern mit einem lauten „Circle Pit“-Ruf anstacheln, zum allgemeinen „Ringtanz“ aufzurufen. Für den Circle Pit ist genau wie beim Moshpit eine gewisse musikalische Geschwindigkeit notwendig. Eigentlich kann man einen Circle Pit so verstehen, dass eine Gruppe von Konzertbesuchern (manchmal auch mehrere Hundert) wild im Kreis rennen. Hierbei bleibt zumeist die Kreismitte frei oder aber es werden Objekte (wie zum Beispiel eine Bierbude oder ein Boxenturm) gesucht, welche „umtanzt“ – genauer gesagt „umlaufen“ – werden können. Hierbei entsteht eine Art Synchronisation zwischen den Gästen des Konzerts selbst, sodass alle im gleichen Tempo und im Takt des gerade spielenden Songs loslaufen. Wenn so eine Menge in Bewegung ist, wirkt das von außen, als wäre eine wildgewordene Rinderherde unterwegs. Die bei einem Circle Pit entstehenden Staubwolken sind bei trockenen Tagen auf einem Festival wie dem Wacken Open Air sehr weit zu sehen. Ein Circle Pit kann eine energetische und aufregende Atmosphäre schaffen, die für Konzertbesucher ein unvergessliches Erlebnis bietet. Es ist wichtig zu beachten, dass ein Circle Pit für manche Leute beängstigend oder gefährlich sein kann, deshalb ist es wichtig, immer den eigenen Komfort und die Sicherheit anderer zu respektieren. Ein Circle Pit ist soweit harmlos, wie sich die Teilnehmer an die genannten Regeln halten, die auch für Moshpits gelten – also das miteinander respektieren und „schwache“ Glieder der Gemeinschaft abschirmen und aus der Menge begleiten. Da das Innere von Circle Pits zumeist leer ist, entsteht eine Art Safespace, in den man als Teilnehmer entspannt „flüchten“ kann, um sich die Schuhe zu binden oder aber einmal durchzuatmen. Funfact: Wir haben bemerkt, dass ein Großteil der Circle Pits gegen den Uhrzeigersinn laufen. Vielleicht mache ich mal eine Videoanalyse von mehreren Circle Pits, um herauszufinden, ob hier ein unausgesprochenes System vorherrscht.

Was man unter einer Wall of Death versteht

Eine Wall of Death ist wie eine Art „Figur“ im extremen Tanz und kann als Einleitung eines Moshpits genutzt werden. Anders als ein Moshpit, der einfach so in der Menge aus einzelnen Personen begonnen wird, hat die Wall of Death einen starken Bezug auf das gerade ablaufende Lied. So bilden zwei Gruppen innerhalb der Konzertgäste einen freien Raum, der mal wie eine Schneise und mal wie ein Kreis aussehen kann. Man kann sich das so vorstellen, als würden sich zwei mittelalterliche Armeen (Fans im Publikum) auf dem Schlachtfeld (dem Bereich vor der Bühne) gegenüber stehen, um auf den Moment (zum Beispiel den Breakdown) zu warten, der die Schlacht (die Wall of Death) einläutet, um dann wie eine Herde wildgewordene Wildschweine aufeinander zuzurennen und ineinanderzulaufen. Anschließend kann das Spektakel dann fließend in einen Moshpit übergehen oder als Einleitung in einen Circle Pit genutzt werden. Das, was von außen sehr brutal aussieht und mit dem Namen „Wall of Death“ (auf Deutsch „Wand des Todes“) auch so heißt, als würde man hier nicht lebend herauskommen, ist im Großen und Ganzen eigentlich harmlos. Wäre das wirklich gefährlich, dann wäre es kaum möglich, dass wir den Auftritt von As I Lay Dying auf dem Wacken Open Air 2022 überlebt hätten. Denn hier wurde sowohl die Wall of Death, als auch mehrere Circle Pits pro Song (!) zelebriert.

Was ist eigentlich dieses „Violent Dancing“?

Wie überall, gibt es auch beim Moshen, Pogen und dem sonstigen Ausüben von extremen Tanzarten, die Leute, die es mit den gelebten Regeln nicht so ernst nehmen. Wie ein Spiegelbild der Gesellschaft gibt es eben diese eine Art von Mensch, die das Wohlergehen der Mitmenschen ignoriert und einen Moshpit für kampfsportähnliche Auswüchse nutzt. Das, was eben beim nullachtfünfzehn Moshpit kein Problem darstellt, wird nun zu einer gesundheitlichen Herausforderung für jeden, der ungewollt in Kontakt kommt mit den fliegenden Fäusten, Ellenbogen oder Schuhen einer Person, die das sogenannte „Violent Dancing“ ausübt. Auch wenn das Violent Dancing eigentlich nicht dafür gedacht ist, dass man andere Personen verletzt, kommt es immer mal wieder vor, dass unkoordiniert und unkontrolliert Menschen verletzt werden – ich will nicht unterstellen, dass jemand dies aus purer Absicht tut. Doch wenn das in der Menge (ohne genügend Platz) ausgeübt wird, dann beschreibt der Begriff aus meiner Sicht nur eine Person, die ohne Rücksicht auf Verluste wild durch die Menge schlägt, schubst oder tritt. Dass der Übergang zwischen dem „netten“ Moshen und der gewalttätigen Ausübung fließend ist, sollte jedem Teilnehmer eines Moshpits (leider) bewusst sein. Aus meiner Sicht ist diese Art des – nennen wir das mal Ausdruckstanz – alles andere als das, was die Mehrheit in einem Moshpit erleben will!

Tipps für einen sicheren und verletzungsfreien Trip in den Moshpit

Wenn man sich in einen Moshpit wagt, kann es schnell auch mal gefährlich werden. Doch mit ein paar Tipps kann man Verletzungen vermeiden, viel Spaß haben und zusätzlich ein gutes Konzert genießen. Zunächst sollte man immer auf seine Umgebung achten und potenziell gefährliche Situationen im Auge behalten. Wichtig ist es zum Beispiel, dass man auf die „Menge hört“. Also darauf achtet, ob sich gerade ein Crowdsurfer auf den Weg zu einem macht oder ob gerade jemand Hilfe benötigt und abgeschirmt werden muss. Zudem ist es wichtig, genug Platz zu lassen und nicht zu gedrängt zu tanzen – gut, das mag sich ein wenig widersprechen. Außerdem ist es ratsam, geeignete Kleidung zu tragen, die Bewegungsfreiheit erlaubt und schützt. So empfiehlt es sich zum Beispiel auch festes Schuhwerk zu wählen und auf ausgetretene Sneaker oder gar Gummistiefel (bei Festivals) zu verzichten. Auch das Trinken von ausreichend Wasser kann helfen, um den Körper bei anstrengenden Moves zu unterstützen. Wer alkoholisiert in den Moshpit geht, der hat große Chancen, die Regeln im Getümmel nicht mehr im Kopf zu haben. Somit empfiehlt es sich, sich beim Genuss von Bier und Co. ein wenig zurückzuhalten – nicht wirklich ein Fakt, was (Achtung Klischee) den Durchschnittsmetalhead beeindrucken dürfte. Wer sich an diese Tipps hält, kann einen sicheren und verletzungsfreien Trip in den Moshpit genießen. Wem das noch nicht genug ist, der kann zusätzlich noch einen Mundschutz tragen. Doch das sollte eigentlich nicht wirklich vonnöten sein.

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Fazit

Ein Moshpit, ein Circle Pit oder sogar eine Wall of Death sind für mich als Fan von härterem Metalcore eindeutig ein Punkt, der ein Konzert oder Festivalauftritt zu einem besonderen Erlebnis macht. Darauf verzichten möchte ich nicht. Und als Brillenträger weiß ich nur zu gut, wie gut die Menge auf einen aufpasst, wenn man selbst mit Handylicht bewaffnet seine Brille auf dem dunklen Hallenboden sucht – Spoiler – ich habe sie gefunden. Ebenso scheinen 90 % der Metalheads den Kodex des Moshpits mit der Musik aufgenommen zu haben. Es wollen gefühlt alle am nächsten Tag maximal mit Muskelkater an das Event zurückdenken und blaue Flecken, verstauchte Knochen oder Ähnliches sind wirklich (zum Glück) eher die Seltenheit. Also ist die Frage, ob ich mich in einem Circle Pit oder einer Wall of Death sicher fühle, ganz klar mit Ja zu beantworten. Wer sich an die Regeln hält und mit gesundem Metal- eh, Menschenverstand an die Sache rangeht, kann auch davon ausgehen, dass nicht wirklich etwas passieren wird. Sicher kann man so was nicht garantieren (Idioten gibt es überall), doch ich habe in den mehr als 15 Jahren, in denen ich in Moshpits von Killswitch Engage, Heaven Shall Burn, In Flames, Parkway Drive, Slipknot und Co. meine Konzerte verbracht habe, den Mundschutz nie wirklich gebraucht. Also bleibt abschließend nur noch zu sagen: Passt aufeinander auf, helft euch hoch, wenn jemand hinfällt und genießt den nächsten Pit mit offenen Augen.

In unserer 25. Folge unseres Podcasts Leise War Gestern haben wir zusammen mit Valentin Ott (Call Of The Sirens) über Wall of Deaths, Circle Pits und Co. gesprochen. Hört doch mal rein: