Wanderer – Bypassing The Abyss

Von Höhlen und Kneipenglas

Artist: Wanderer

Herkunft: Ukraine

Album: Bypassing The Abyss

Spiellänge: 46:41 Minuten

Genre: Black Metal

Release: 31.05.2004

Label: Black Dragon Records

Link: http://tangorodream.narod.ru/bdr.html

Bandmitglieder:

Instrumente – Wanderer Dragonheart
Gesang – Mysterion

Tracklist:

  1. Intro
  2. Disappeared In The Mist
  3. Shades Of Destiny
  4. Leavin‘ The Abyss
  5. Sacrifice To The Ritual Fire
  6. Angel Bury
  7. The Underworld
  8. In The Swamps Pool
Wanderer_Bypassing_Cover

Zu Wanderer kann man in der Tat viel schreiben, dem Beipackzettel sei Dank. Es ist der erste Beipackzettel, den ich interessant fand und auf den ich eingehen werde. Aber zuerst die Eckdaten: 2003 in der Ukraine gegründet, hat man 2004 erst ein Live-Album auf den Markt geworfen, auf dem auch ein Darkthrone-Cover zu hören ist. Das gerade diese Band gecovered wurde, ist kein Zufall, gibt es doch sehr viele Ähnlichkeiten zu Darkthrones älteren Sachen wie A Blaze In The Northern Sky oder auch Panzerfaust.

Es rauscht, es kratzt, es hallt, eine Person schreit und es gab im Vorfeld bei uns Team die Diskussion, ob eine Bassgitarre auf dieser CD zu hören ist. Dank langjähriger Erfahrung kann ich eine Anwesenheit des Basses bestätigen, auch wenn er, wie so oft beim Black Metal, sehr leise ist.

Kommen wir zum lustigen Teil des Reviews, nämlich dem Waschzettel: wir erinnern uns zuerst: Black Metal war von der Grundidee mal etwas ernster, um es milde auszudrücken, wurde dann von einigen Individuen etwas ZU ernst genommen und das dadurch entstandene Medieninteresse schamlos ausgenutzt, um die Musik salonfähig zu machen. Die Verantwortlichen sollte man 20 Jahre in den Himmel sperren. Der Beipackzettel liest sich wie eine Komödie: 2003 wollten zwei Leute eine CD aufnehmen, die sich mit der Natur beschäftigt. Kennt man ja soweit. Die Lieder wurden innerhalb von 5 Monaten geschrieben, auch noch in Ordnung. Dann wird sich aber darüber amüsiert, dass das Schlagzeug im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses aufgenommen wurde… Muhaha, wie witzig… (Ironiemodus: Deaktiviert). Aber es wird NOCH lustiger, mein Gott und das nach so einem Schenkelklopfer: Mysterion hat seinen Gesang im Wald trainiert wo er auch Bilder malte und hat mit seinen Gesang „der Legende nach“ das Glas in einer nahen Kneipe zerstört. Hahaha, dann zerlegt Anaal Nathrakh aber ganze Städte… Es wird außerdem behauptet, dass ein Teil des Gesangs in einer Höhle aufgenommen wurde, dazu gleich mehr. Die Master-CD ging übrigens auf dem Weg zum Label kaputt, weshalb das Label Pleite ging und das Album nicht weit verteilt wurde.

Was vielleicht auch erklären mag, warum ich ganze 8 Jahre später ein Review dazu verfassen darf. Abgesehen davon, dass man sich mit dem Verfassen der Biographie selber demontiert hat, ist es aus musikalischer Sicht eigentlich schade, dass die CD verloren ging, da hier einige wirklich gute Ideen vertreten sind. Neben Tempiwechsel gibt es am Ende von Shades Of Destiny einen wahnsinnigen Bruch, der unerwartet kommt und das Lied nochmal schneller macht. Auf Leaving The Abyss gibt es ein paar tolle Momente, die hauptsächlich durch den ungewöhnlichen Beat herausstechen und auf Angel Bury wird eindrucksvoll demonstriert, dass Black Metal Gesang ohne musikalische Begleitung auch dann beschissen klingt, wenn man in einer Höhle wie ein Irrer rum schreit. Den Part schneide ich mir definitiv raus.

Fazit: Alles im allen bringt diese CD den altbekannten Kontrast mit sich: Kann man Musiker und Musik einfach so trennen? Das muss jeder für sich selber entscheiden, ich persönlich kann das ganz gut. So ignoriere ich den Waschzettel bis auf weiteres und höre mir gerne die CD noch ein paar Mal an. Old School Black Metal gibt es wohl immer noch in Hülle und Fülle, aber durch das geschickte Einsetzen frischer Ideen sticht die Scheibe aus der Masse heraus. Anspieltipps: Shades Of Destiny, Leaving The Abyss
Gordon E.
7.5
7.5