Was machen eigentlich … Grey Attack?

... auf jeden Fall Album Nummer drei

Durch Zufall bin ich auf einen Baltic Open Air Bericht von 2017 gestoßen. Das großartige Line-Up mit u.a. FreiWild, In Extremo, Battle Beast und Doro versprach zumindest musikalisch ein gutes Festival zu werden und so war es dann auch (hier noch mal nachzulesen). Gutes Wetter, entspannte Menschen und ein professionell organisiertes Festival taten ihr übriges. Wie das auf solchen Events dann ist, es treten immer mal wieder Bands auf, von denen man bis dato nichts gehört hatte, die aber trotzdem für einen bleibenden Eindruck sorgen können. Positiv wie negativ. Positiv war es dann (zumindest für mich) auch mit Grey Attack, die am Freitag, den 25.08.2017, auf der Sea Stage auftraten. Ob es nun am sonnigen Wetter, an der recht frühen Zeit oder an der noch nicht so großen Bekanntheit lag, das vermag ich nicht mehr zu sagen, aber leider stand nur eine überschaubare Anzahl an Menschen vor der Bühne. Trotzdem gaben die Jungs alles und legten eine ordentliche Performance hin. Sie spielten Songs aus ihrem ersten selbst betitelten Album und die Tracks wie der Opener der CD Let Me Go oder auch Until I Die ließen keine Wünsche offen. Geradliniger Rock mit ordentlich Melodie und satten Riffs sorgten bei den Anwesenden für gute Stimmung. Auch Midtempo-Groover wie Best Friend, der mit alternativen Elementen im Stile der Sisters Of Mercy um die Ecke kam, war nicht von schlechten Eltern. Danach verlor ich die Band aus den Augen. Erst mit dem Aufrufen des Berichtes wurde ich an die Jungs erinnert und fragte mich, wie es ihnen wohl geht. Somit fing ich mal eine kleine Recherche an.

Es handelt sich bei den vieren um Leadsänger Grey Charlez, dem Gitarristen Wulff Maahn, dem Bassisten Frank Le’Gov und Drummer J.F.K., die seit 2013 zusammen Musik machen. Ihre erste Platte erschien im Jahre 2015 und wurde nach dem Bandnamen betitelt, nur dass das „A“ in Attack durch ein „@“ ersetzt wurde. Also Grey @ttack. Mit dieser ersten Platte konnten sie bereits viele Freunde gewinnen. Ihr doch recht eigener Sound, der an der einen oder anderen Stelle nach den 90’s klingt, kann schon gefallen, auch wenn auf der ersten Platte auch einige Schwächen zu verzeichnen sind. Das liegt auch an der nicht so optimalen Produktion und den ab und an mal nicht so stimmigen Gitarrensoli. Trotzdem liefern sie auf dem Debüt songtechnisch eine solide Leistung ab, die sich dann in der Folgezeit stetig weiterentwickelte. Auch live ließen sie nicht viel liegen und schon bevor sie auf dem Baltic Open Air im Norden auftreten konnten, sind sie mit And Then She Came auf Tour gewesen. Auch Bands wie Y&T oder Bonfire auf ihrer Byte The Bullet Tour kamen in den Genuss ihres Supports. In der Zwischenzeit wurden dann auch bereits die ersten neuen Songs geschrieben, denn 2018 sollte das zweite Werk Grains Of Sand erscheinen. Eine Tour mit Anvil sorgte für eine Erweiterung des Bekanntheitsgrades und hat schon eine gewisse Bedeutsamkeit.

Auf der zweiten Scheibe gehen sie ihren Weg nicht ganz so konsequent weiter, obwohl es neben insgesamt ruhigeren Songs auch starke rockige Stücke gibt. Insgesamt hat hier eine Entwicklung stattgefunden, die dem Album sichtlich guttut. Schon der Opener Grains Of Sand kommt mit einem fetten Hintergrund und ansprechenden Instrumentalpassagen. Rockig wird es mit Stücken wie Leave Me Alone, Don’t Need Nobody oder I Was Blind. Aber auch die ruhigen Songs wie Free oder die klasse Ballade Since I’ve Been Gone können gefallen. Zum Ende hin gibt’s mit Give You Up eine weitere Ballade, wobei da ein fetzigeres Stück besser gepasst hätte. Insgesamt finde ich das zweite Album abwechslungsreicher als das Debüt. Einfach mal Again anspielen und feststellen, dass es nicht immer fetter Rock sein muss, sondern auch etwas mehr experimentiert werden darf. Die Band hat mit Grey Charlez ihren großen Trumpf, denn der gibt den Tracks etwas Eigenständiges. Mit dem neuen Album ging es dann u.a. wieder mit Bonfire und mit And Than She Came auf Tour. Auch Konzerte mit Robin Beck standen auf dem Programm und während dieser Tourneen konnten sich die Aachener viele neue Fans, und das nicht nur national, erspielen.

Ende 2018 wurde es etwas ruhiger und die Jungs nahmen sich eine kleine Auszeit, um sich schon mal mit neuen Songs auseinanderzusetzen. Immerhin war angedacht, Platte Nummer drei im Frühjahr 2020 erscheinen zu lassen. Diese sollte dann mit der im September 2019 angekündigten Tour mit den Japanern von Loudness präsentieren werden. Somit sollten dann im August die Aufnahmen beginnen. Inwieweit das vonstattengegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber bedingt durch das alles verhindernde Virus wurde die Tour abgesagt und das Release verschoben. Zwar gab es im Sommer 2020 erneut einige Auftritte als Support von Anvil, aber dann wurde es mit dem zweiten Lockdown wieder ruhig. Kein Wunder. Angekündigt ist die dritte Platte nun für 2022. Man darf also gespannt sein, was da kommt. Ich hoffe, die vier halten bis dahin durch. Ich gönn es ihnen.