19.07.2018 – Torfrock ohne Raymond Voss! Geht das? Hafenfest Heiligenhafen

                                    „Torfrock ohne Raymond Voss! – Geht das?“

Eventname: 43. Heilighafener Hafenfest 2018

Headliner: Torfrock

Ort: Hafenbühne, Heiligenhafen, Deutschland

Datum: 19.07.2018

Genre: Deutschrock

Besucher: geschätzte 2.000

Eintrittspreis: Kostenlos

Bandmitglieder:

Gesang, diverse Blasinstrumente – Klaus Büchner
Bass, Gesang – Sven Berger
Schlagzeug, Gesang – Stefan Lehmann
Gitarre, Gesang – Volker Schmidt

Setliste:

  1. Presslufthammer B-B-Bernhard
  2. Der Boxer
  3. Die Sonntagsjäger
  4. Kettenhemd
  5. Midde Band
  6. Hey Joe
  7. Sommertid Blues
  8. Die Bagaluten-Band
  9. Willi, Die Ratte
  10. Im Dezibel
  11. Trunkenbold
  12. Rollo, Der Wikinger
  13. Freie Bahn Mit Marzipan
  14. Beinhart
  15. Volle Granate Renate
    Zugabe 1:
  16. Let´s Wörk Together
    Zugabe 2:
  17. Wildsau
  18. Karola Petersen

Das Paradeinstrument: Die Bassflöte!

Am 11. Juli gab Klaus Büchner bekannt: Raymond Voss ist sechs Wochen krankgeschrieben! Gleichzeitig gibt er bekannt, dass die geplanten Konzerte nicht ausfallen sollen. Der Bassist Sven Berger wird die verbleibende Band gekonnt notunterstützen. Torfrock ohne Raymond Voss? Wird das gehen?

Sven Berger kenne ich als Bassist bei AC/Dynamite. Da spielt er druckvoll den Bass und steht, wenn die Laune und der Veranstalter das zulässt, auch schon mal drei Stunden seinen Mann. Er ist kein Nobody, sondern Berufsmusiker aus Hamburg. Zudem ist er Bassist in der Hausband im Zwick, wo auch für Torfrock vor 41 Jahren alles angefangen hat. Gute Voraussetzungen also, Raymond für sechs Konzerte zu ersetzen?

Ersatzmann Sven Berger kommt gut klar!

Der heutige Gig ist bereits das zweite Konzert mit Ersatzmann. Premiere war vor fünf Tagen beim Haune Rock Open Air, welches ich aus privaten Gründen leider nicht besuchen konnte. Nun aber auf gewohntem Terrain! Beim Hafenfest im letzten Jahr stand ich als Crewmitglied von der Speed-Folk-Band Tears For Beers selbst noch auf dieser Bühne.

Es ist 18:00 Uhr, der Soundcheck läuft, als wir in Heiligenhafen an der Hafenbühne eintreffen. Wie man es sich schon denken konnte, ersetzt Sven Berger nicht Raymond Voss, sondern Volker Schmidt. Volker hingegen wechselt die Bühnenseite und steht auf Raymonds Platz.
Wir werden sofort erkannt, ein freundliches Nicken oder eine eindeutige Handbewegung uns gegenüber zeigt, man sieht uns gern. Nach dem Soundcheck steht uns „Neuling“ Sven Berger dann auch für ein kurzes Gespräch zur Verfügung. Zehn Minuten, dann ist Essen und Teambesprechung. Mehr Zeit bleibt uns nicht. Wir drehen auch ab und gönnen uns eine Runde über das Hafenfest bei Fischbrötchen und Kaltgetränk.
Noch zwei Stunden hin, aber der Platz vor der Bühne füllt sich schon zusehens, der Merchandise-Stand, an einem Seitenzaun aufgebaut, wirkt deplatziert und wird fast nicht wahrgenommen.
20:30 Uhr. Der Platz ist rappeldickevoll, die Traktoren entleeren ohne Pause ihre voll beladenen Getreideanhänger in das benachbarte Silo. Dadurch geht viel Platz verloren, aber wie sich zeigt, arrangiert man sich hier.

Gitarre und Person waren sonst auf unterschiedlichen Bühnenhälften verteilt…
Trommelt unbeirrt weiter: Stefan Lehmann.

Trotz der vielen Sommertouristen ist es ein familiäres Fest und man kennt sich. Hier macht niemand Ärger, und wenn mal eine böse Lippe riskiert wird, sorgen die Umherstehenden schon für Ruhe. Secutity-Mitarbeiter sieht man nur direkt an der Bühne. Dies ist bei Kostenlos-Konzerten wie diesem nicht immer der Fall.
Das Konzert selbst ist dann allerdings doch irgendwie anders. Volker kopiert die Gitarrenparts nicht, sondern setzt eigene Duftmarken und streut auch schon einmal ein Solo ein. Die Setliste ist nicht großartig anders, sondern eben nur auf die 90 zur Verfügung stehenden Minuten angepasst. Es beginnt wie immer mit Konfetti aus der Partykanone zu Presslufthammer B-B-Bernhard und Der Boxer. Dann erfolgt eine kleine Umstellung. Normalerweise folgt jetzt hier Nackich Bün Ick Gor Nich Mehr So Schmuck, dies wird ausgelassen und direkt mit den Sonntagsjägern weitergemacht. Rollos Kettenhemd rutscht in der Setlist nach oben. Natürlich dürfen Klaus Büchners lyrische Ergüsse zwischendurch nicht fehlen. Der Hauptblock ist auch fast wie immer. Midde Band, Hey Joe, Sommertied Blues und Im Dezibel. Davor kommt aber noch außer Plan Willi, Die Ratte zum Einsatz. Wieder ein Gedicht und die Ansage des Abends: Trunkenbold. Klaus singt, so sagt er, sobald Raymond wieder genesen ist, diesen Song niemals wieder. Er hat die Version auch ein wenig „eingebüchnert“. Trotzdem und mit den besten Genesungswünschen versehen, spendet das überwiegende „Fachpublikum“ großen Applaus. Darauf folgen schnell Rollo, Der Wikinger und die beiden aus den Werner-Filmen bekannten Freie Bahn Mit Marzipan und Beinhart. Eigentlich folgt jetzt Die Butterfahrt, was zu der Location mit der Hafenkante und den vertäuten Schiffen gut passen würde. Aus Zeitmangel kommt aber sofort der letzte offizielle Titel des Abends, Renate, zu Gehör.

Klaus zieht den Hut vor Volkers Leistung.

Zur Zugabe lassen die Vier sich nicht lange bitten. Let´s Work Together erschallt und die Vier verschwinden wieder…  Nach wenigen Momenten kommen sie jedoch wieder, setzen die Zugabe mit Wildsau fort. Traditionell beschließt Karola Petersen den Abend. Hier gibt Volker noch einmal alles, haut noch einmal ein Solo raus. Respektvoll zieht Klaus nicht nur symbolisch den Hut. Sven Berger hat sämtliche Scheu abgelegt, übernimmt während des Verlaufes des Konzerts sogar die Gesangsparts von Volker und kommt mit dem Set wunderbar klar.

Diese Besetzung wird es nicht mehr häufig geben!

In dieser Besetzung werden bis zum Werner-Rennen in Hartenholm (30.08. bis 02.09.) noch vier Konzerte stattfinden:
21.07. – Seesen – Kirchberg Open Air
07.08. – Rantum/Sylt – Meerkabarett
24.08. – Haddeby/Schleswig – Baltic Open Air
25.08. – Sulingen – Reload Open Air
Für das Wacken Open Air (01. bis 04.08.) ist in diesem Jahr kein Auftritt geplant. Warum, konnte ich nicht ergründen.

Fazit: Aus der Not eine Tugend gemacht, mit Sven Berger super ergänzt. Volker ist nun jahrelang dabei, kommt mit der veränderten Situation allerbest klar und interpretiert die Songs nach seiner Auffassung. Dadurch kommt noch mehr Druck auf manche Titel und musikalisch wirkt es härter. Mir gefällt´s.