Angelcrypt – We Are The Dead

„Raus aus der Engelsgruft!“

Artist: Angelcrypt

Herkunft: St. Paul’s Bay / Malta

Album: We Are The Dead

Genre: Melodic Death Metal

Spiellänge: 43:29 Minuten

Release: 19.11.2016

Label: Independent

Link: https://angelcrypt.bandcamp.com/album/we-are-the-dead

Bandmitglieder:

Bass – Jean Cutajar
Gitarre – Shawn Mizzi
Gitarre – Campos Gellel
Gesang – Joseph Grech
Schlagzeug – Robert Friggieri

Tracklist:

1. Bullets & Decay
2. We Are The Dead
3. Blasangriff
4. Victory Divine
5. Shellshock
6. Serpents Of The Somme
7. Eternal Request (Remastered)

Schon ein wenig älter zwar, aber trotzdem mehr als würdig für ein Review, ist das Album We Are The Dead der Melodic Death Metaler Angelcrypt aus Malta. Erwähnenswert gerade auch deshalb, weil es bisher kaum eine Rezension zu diesem Album im Netz gibt. Aus meiner Sicht total unverständlich! Vielleicht muss man auch mal die richtige Band zum richtigen Zeitpunkt treffen…

Veröffentlicht wurde We Are The Dead bereits im November 2016 in Eigenregie auf CD. Zu beziehen ist das Album über das Bandcamp als physikalischer Tonträger (CD) und als Download.

We Are The Dead ist der erste und bisher einzige Longplayer in der nunmehr 22-jährigen Geschichte von Angelcrypt, die 1997 in einer Garage in St. Paul’s Bay / Malta begann!

Obwohl sie erst diesen einen hier vorliegenden Longplayer herausgebracht haben, besitzen Angelcrypt eine Menge Liveerfahrung und haben schon mit solchen hochkarätigen Bands / Musikern wie Grave, Blaze Bayley, Memoriam, Fleshgod Apocalypse, Decapitated, Pestilence, Destruction und anderen auf Konzerten und Festivals zusammengespielt.

Persönlich begegnet bin ich den sympathischen Jungs im März 2018 im JUZ in Andernach. Dort machten sie einen großartigen Support für die Death Metal Legende Memoriam (hier geht es zum Live-Review). Seitdem bin ich der Band freundschaftlich verbunden und verfolge ihre Aktivitäten.

Bei einer 22-jährigen Bandgeschichte bleiben natürlich auch Besetzungswechsel nicht aus. Gegenüber der Besetzung auf dem Album war in Andernach an der Gitarre Peter Grech anstelle von Campos Gellel dabei. Mittlerweile ersetzt Paul Formosa Robert Friggieri an den Drums. Die aktuelle Bandbesetzung sieht momentan so aus: Jean Cutajar (Bass), Shawn Mizzi (Gitarre), Peter Grech (Gitarre), Paul Formosa (Schlagzeug) und Joseph Grech (Gesang).

Gründungsmitglied Shawn Mizzi ist übrigens Mitorganisator des über Malta hinaus bekannten Shellshock Festivals, welches alle zwei Jahre mit internationalen Bands stattfindet. 2020 werde ich dabei sein!

Das Album We Are The Dead basiert auf Gedichten und Erinnerungen aus dem Ersten Weltkrieg und enthält Songs, die den wahren Kummer und die Qual der Soldaten darstellen.

Der Opener des Albums, Bullets And Decay, basiert auf einem berühmten Gedicht des englischen Poeten und im Ersten Weltkrieg tödlich verwundeten Sir Wilfred Owen.

Dieser Song führt uns wunderbar in das Album ein und bildet aus meiner Sicht zugleich die Basis für das Album We Are The Dead. Man hört Kriegsgetümmel mit Granateinschlägen und Gewehrgeräuschen, dazu gesellt sich ernste klassische Musik. Nach kurzer Zeit setzen die Gitarren verheißungsvoll mit tollen Läufen ein. Das Schlagzeug untermauert wiederhin das Kriegsgetümmel und feuert schussartige Salven ab. Irgendwann, nach fast zwei Minuten, setzt der Gesang von Joseph (Joe) Grech ein. Diesem Gesang liegt etwas Seltsames inne. Zwar sind es harsh Voices, sie sind trotzdem verständlich. Eine ganz tolle Stimme, der irgendetwas Morbides innewohnt. Mag sein, dass sich der eine oder andere Hörer an diese Stimme zuerst einmal gewöhnen muss. Ist dies jedoch einmal geschehen, schlägt Joe mit seiner Stimme wie eine Granate in dem Kriegswirrwarr ein.

Melancholisch düster beginnt der Titelsong We Are The Dead, bevor er an Fahrt aufnimmt und als Death Walze über die Schlachtfelder herzieht. Und wieder diese düstere morbide Stimme von Joe Grech, die dieser Kriegsmaschinerie die Krone aufsetzt. Erbarmungslos und unnachgiebig. Trotz allen Geschehens und Morbidität bleibt dieser Song, wie alle anderen, in seiner Beklommenheit sehr melodisch.

Wieder vernehmen wir Kriegsgetümmel im Hintergrund, welches von einem tiefen Atmen überspielt wird (vermutlich das Atmen unter einer Gasmaske). Dann geht es über zum Blasangriff. Instrumente und Stimme gehen über zum Angriff. Zwischendurch sogar immer wieder ein Taumeln in Form eines Gitarrensolos, aufraffen und weiter geht es. Der Song endet regelrecht im Sturmangriff und macht alles platt.

Den Sieg göttlich vor Augen stürmt Victory Divine zu Beginn nur so voran. Aber so einfach ist der Sieg nicht zu erreichen. Der wird durch die Tempodrossellungen immer wieder in Rückschläge verwickelt.

Wieder Kriegsgeräusche. Irre, surreal und unmenschlich. Dieses ganze Kriegsgetümmel führt unweigerlich zur Neurose. Shellshock beschreibt diesen Zustand vorzüglich. Joe Grech schleudert seine unerbittlichen Voices nur so in den Song hinein – irre halt!

Serpents Of The Somme ist die musikalisch vertonte hässliche Wahrheit der Schlacht an der Somme. Der Song taucht ganz ein in diese Schlacht, die mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten die verlustreichste Schlacht der Westfront während des Ersten Weltkriegs war. Der Song beginnt mit einem melancholischen und traurigen Intro, bevor alles nur so in die Musik einhämmert. Erbarmungslos und unnachgiebig. Die Drums ziehen wie schweres Geschütz auf und befeuern das Schlachtfeld.

Eternal Request spiegelt noch einmal das vorangegangene Treiben. Der Song hinterlässt eine große Melancholie und Leere.

Fazit: Angelcrypt erheben sich, wie die Engel aus der Gruft, um das Geschehen und den Wahnsinn des ersten großen Krieges WWI zu vertonen. Dies ist ihnen vorzüglich gelungen und sie setzen mir ihrer Version von Melodic Death Metal Akzente. Klasse und in das Konzept passende Gitarrenarbeit an allen Fronten. Joe Grech gibt mit seiner, zugegebenermaßen zunächst einmal gewöhnungsbedürftigen Stimme, dem Schlachtfeld den Rest. Eine andere Stimme könnte dieses Geschehen jedoch nicht so bestimmen. Auch nach mehrmaligem Hören möchte man dieses Album nicht weglegen.

Anspieltipps: Bullets & Decay, Shellshock, Serpents Of The Somme
Juergen S.
9.2
Leser Bewertung7 Bewertungen
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