Brainstorm + Support am 21.01.2019 im Le Grillen in Colmar

Power Metal – Vollbedienung im Elsass!“

Event: Midnight Ghost – Tour 2019

Bands: Brainstorm, Mob Rules, Gloryful

Ort: Le Grillen, 19 Rue des Jadins, 68000 Colmar, Frankreich

Datum: 21.01.2019

Kosten: 20,80 € VVK 25,- € AK

Genre: Power Metal, Melodic Metal, Heavy Metal, Hardrock

Besucher: ca. 150

Veranstalter: Sono Light https://www.facebook.com/Sono-Light-368085608175/

Link: https://www.facebook.com/events/237833280233939/

Setlisten:


01. Cult Of Sedna (Intro)
02. This Means War
03. Brothers In Arms
04. Gloryful`s Tale
05. For Victory
06. The Hunt
07. The Glorriors
08. Void Of Tomorrow


01. Intro
02. Ghost Of A Chance
03. Somerled
04. Black Rain
05. Sinister Light
06. My Kingdom Come
07. The Last Farewell
08. Children`s Crusade
09. On The Edge
10. (In The Land Of) Wind And Rain
11. Hollowed Be Thy Name


01. Devil`s Eye (Intro)
02. Worlds Are Comin` Through
03. Falling Spiral Down
04. Shiva`s Tears
05. Revealing The Darkness
06. Devine Inner Ghost
07. End In Sorrow
08. Highs Without Lows
09. The Pyre
10. Jeanne Boulet
11. All Those Words
12. Firesoul
13. Ravenous Minds
14. The World To See (Zugabe)
15. Fire, Walk With Me (Zugabe)
16. Under Lights (Zugabe)

Der Club Le Grillen im französischen Colmar entwickelt sich langsam zu meinem zweiten Wohnzimmer. Auch heute mache ich mich wieder auf den Weg über die Grenze ins nahe gelegene Elsass, denn es steht die Power Metal Vollbedienung mit Brainstorm, Mob Rules und Gloryful auf dem Programm. Als ich gegen 19:00 Uhr an der Location ankomme, bin ich etwas verwundert, denn der Tourbus steht vor der Tür, aber es sind noch keine Fans da. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sich schon eine lange Schlange vor der Tür bildet, doch es ist a….kalt und jeder bleibt wohl, so lange es geht, zu Hause vor der warmen Heizung hocken. Während ich noch im Auto eine rauche, tauchen nach und nach einige Metalheads auf und verschwinden sofort im Inneren, man hat ein Einsehen und lässt niemanden bei dem Sauwetter in der Kälte stehen. Nachdem ich hier schon des Öfteren Probleme mit meiner Akkreditierung hatte, stelle ich mich schon einmal auf größere Diskussionen ein, aber wider Erwarten funktioniert heute alles völlig easy.

Als Gloryful pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne betreten, haben sich nur so etwa 100 Leute eingefunden, aber es ist Montagabend, da ruht man sich ja im Normalfall auch von einem anstrengenden Wochenende aus. Normalerweise eben, aber das kann man ja auch Dienstag noch tun… Nach einem kurzen Intro legen die Duisburger Heavy / Power Metaller mit This Means War vom 2016er End Of The Night Album gleich gut los. Der Song ist genial und lässt die Meute im Normalfall gleich steil gehen, doch wie schon erwähnt, heute ist Montag und nichts ist normal. Der Sound, der hier aus den Boxen dröhnt, ist alles andere als genial, die Instrumente sind viel zu laut, insbesondere die Drums von Hartmut Stoof sind viel zu sehr im Vordergrund, und Frontmann Johnny La Bomba ist kaum zu hören. Er schreit seine Vocals förmlich heraus, doch beim Publikum kommt davon nicht allzu viel an. Es werden Anweisungen gegeben, doch der Soundmixer scheint auch noch im Wochenende zu sein. Auch beim nächsten Song Brothers In Arms wird der Montagssoundbrei nicht wirklich besser, doch die Band versucht das Beste aus der Situation zu machen und gibt nun erst recht Vollgas, was von den anwesenden Fans dann auch entsprechend honoriert wird. Trotz des schlechten Sounds sieht man bei einigen Besuchern, wie sich die Nackenmuskulatur spannt und die Mitwippautomatik der Füße in Gang kommt. Besonders die Herren der Saitenfraktion, Jens Basten und Adrian Weiss, tragen hier erheblich dazu bei, dass die Stimmung hochgehalten wird, sie bangen und posen und feuern aus allen Saiten, während Kappenmann Johnny La Bomba den Geschichtenerzähler mimt und uns mitnimmt auf seinen musikalischen Rachefeldzug. Auch während Gloryful`s Tale, For Victory und The Hunt unternimmt der Mann am Mischpult keinerlei Versuche, den Sound in den Griff zu bekommen und so soll es wohl so sein, dass hier wieder einmal eine Nachwuchshoffnung als Opener verheizt wird. Immer wieder blitzen, besonders in The Glorriors, geniale Gitarrensoli auf und bescheren den verdienten Applaus. Die Musiker lassen sich nichts anmerken, doch zufrieden ist hier ganz sicher niemand. Mich wundert, dass Gloryful recht gutes Licht bekommen, denn das habe ich hier beim Opener auch schon anders erlebt. Mit Void Of Tomorrow geht ein Auftritt zu Ende, der weit hinter den Erwartungen bleibt, was man aber keinesfalls der Band ankreiden kann. Zwar kommen noch vereinzelte Zugaberufe auf, doch es ist gut nachvollziehbar, dass man da kein Bock drauf hat.

Weiter geht es im Anschluss mit einer Band, die in diesem Jahr ihr 25. Bestehen feiert. Zunächst betreten nur die Mob Rules Musiker die Bühne und Frontmann Klaus Dirks folgt dann mit dem Setopener Ghost Of A Chance vom aktuellen Album Beast Reborn. Ein guter Einstieg, denn der Song besticht mit tollen Riffs und setzt gleich ein Ausrufezeichen. Gleich mit dem ersten Song ist das Publikum, das mittlerweile auf etwa 150 Leute angewachsen ist, auf Betriebstemperatur. Den Hitzetest unter den Bühnenscheinwerfern will offenbar auch der langhaarige Frontmann machen, denn zunächst tritt er im langen schwarzen Mantel und mit Zylinder an. Auch der Soundmixer scheint mittlerweile wach zu sein, oh Wunder, denn was hier aus den Boxen dröhnt, kann man mit dem Soundbrei von Gloryful nicht mehr vergleichen. Nicht alles ist perfekt, aber wir sind halt im Le Grillen. Beim folgenden Somerled geht es im Uptempo weiter straight nach vorn, jedoch finde ich es immer wieder schade, dass die Dudelsäcke nicht den Weg auf die Bühne finden. Das wäre showtechnisch noch einmal ein i-Tüpfelchen, aber die Wilhelmshavener wissen natürlich auch so zu überzeugen. Danach geht es mit Black Rain, einem Klassiker aus 2004, weiter, der live immer wieder eine sichere Bank ist. Der coole Groove und die dramatische Grundstimmung des Songs zieht dann auch den letzten Franzosen etwas näher an die Bühne heran. Und sobald die Gitarrenfront an den Bühnenrand tritt und herumpost, gibt es kein Halten und es wird gebangt und die Fäuste fliegen hoch Richtung Clubdecke. Aber nicht nur im Publikum ist die Betriebstemperatur erreicht, auch auf der Bühne müssen Mantel und Zylinder abdanken und Herr Dirks greift immer wieder zur Pulle des Mineralwasserhändlers seines Vertrauens. Auf die Frage, wer denn das aktuelle Album Beast Reborn kennt und zu Hause hat, ist die Reaktion seitens des Publikums nicht wie erwartet und gewünscht, dennoch wird mit Sinister Lights ein weiterer neuer, meiner Meinung nach aber schwächerer Song unters Volk geworfen. Die folkloristische Melodikhymne My Kingdom Come macht dagegen wieder keine Gefangenen und der charismatische norddeutsche Sänger macht einmal mehr klar, wie facettenreich seine Stimme ist und wie sehr er jedem Song seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt. Auch wenn hier die Meinungen auseinandergehen, für mich ist und bleibt er einer der besten deutschen Metalsänger. Mit The Last Farewell werden noch einmal die Konflikte im Mittleren Osten aufgegriffen, aber davon abgesehen macht auch diese kleine Hymne Spaß. Obwohl das ganze Le Grillen natürlich nur auf den Übersong Hollowed Be Thy Name wartet, wird mit dem leicht progressiven Children`s Crusade der nächste aktuelle Song angekündigt. Auf der Setlist überwiegen heute ganz klar Songs neueren Datums und auch das nachfolgende On The Edge aus 2016 reiht sich hier nahtlos ein, aber kann ein Mob Rules Gig ohne die ganz großen Klassiker funktionieren? Ganz klar, ja, denn kaum eine andere Band kann so eine große Hitdichte vorweisen und aus den Vollen schöpfen. Dennoch kommen zum Schluss auch noch die Old School Fans auf ihre Kosten. Zwar geht es nicht zurück in die Anfangsphase der Band, aber immerhin zurück ins Jahr 2002, denn mit dem epischen (In The Land Of) Wind And Rain und der Speed Bombast Granate Hollowed Be Thy Name werden gleich zwei Songs aus dem Kultalbum serviert, die noch einmal frenetisch abgefeiert werden.

Dann wird es jedoch Zeit für die Hauptband des Abends, den schließlich befinden wir uns ja auf der Midnight Ghost Tour von Brainstorm. Die Jungs aus dem Großraum Stuttgart kommen natürlich zum aktuellen Intro Devil`s Eye auf die Bühne, aber nur, um dann sofort mit Worlds Are Comin` Through eine Zeitreise ins Jahr 2005 einzuleiten. Frontmann Andy B. Franck ist gut drauf und auch ziemlich gesprächig, doch seine französischen Kommunikationsversuche bleiben mir ein Buch mit sieben Siegeln. Ich hätte ja drauf gewettet, dass man zunächst mal neues Material raushaut, aber auch mit dem folgenden Falling Spiral Down geht die Zeitreise weiter. Dem Publikum gefällt es ganz offensichtlich und die Stimmung ist von Beginn an gut. Der Soundmann ist nun auch endgültig aus dem Wochenende zurück, denn plötzlich ist alles im grünen Bereich und der Power Metal der Schwaben kommt für diese Location top rüber. Besser noch als zuvor bei Mob Rules. Anstatt auf neues Material zu setzen, ist das Set eher auf Best of gepolt und so kann auch das atmosphärische Shiva`s Tears mit dem Megariff von Torsten Ihlenfeld punkten. Nicht umsonst gehören Brainstorm mittlerweile zur Speerspitze des deutschen Power Metals, eine gut geölte, brachiale Livemaschine, auf die stets Verlass ist. Während der sympathische Frontmann weiter versucht sich mit ein paar Brocken französisch durch den Abend zu bringen, schalt es aus dem Publikum zurück „Warum sprichst du eigentlich nicht deutsch, wir sind doch hier im Elsass?“, was für viel Gelächter und einen perplexen Andy B. Franck sorgt. Dennoch bleibt das Ganze etwas unverständlich, denn spricht man sonst im Elsass jemanden auf deutsch an, versteht einen niemand, will einen keiner verstehen, aber hier und heute spricht offenbar der ganze Laden deutsch. Na, das macht die Sache doch wesentlich einfacher und Andy ist sichtlich erleichtert. Somit werden die nächsten Songs dann auch in deutsch angesagt und mit Revealing The Darkness und Devine Inner Ghost folgen zwei aktuelle Midnight Ghost Songs. Die Stimmung bleibt auch jetzt weiterhin gut, denn die Songs passen sich gut ein, jedoch scheint das aktuelle Material nicht jeder hier zu kennen. Anders bei End In Sorrow und Highs Without Lows, wo die Franzosen wieder alles geben und die Klassiker lautstark mitgrölen. Es geht hin und her, auf alte Klassiker folgen mit The Pyre und Jeanne Boulet wieder zwei neue Songs, wobei Letzterer für ordentlich Begeisterung sorgt, nachdem der Frontmann die Story dazu erzählt und dieser Song demnach in Paris entstanden ist. Als dann aber die große Bandhymne All Those Words vom Liquid Monster angekündigt wird, ist klar, dass der Gig so ganz langsam in die Zielgerade geht. Gänsehautalarm ist angesagt und erstmals an diesem Abend sind die Fans im Refrain lauter als die Band auf der Bühne, was bei allen ein breites Grinsen hervorruft. Firesoul aus 2014 und Ravenous Minds vom aktuellen Output beenden dann auch nach gut 90 Minuten das reguläre Set. Doch ein bisschen geht immer noch und so wird mit The World To See und Fire, Walk With Me noch einmal gehörig nachgelegt. Dann folgt noch die obligatorische Bandvorstellung, und als Frontschwabe Andy den Bassisten Antonio Leva als Lucky Luke vorstellt, bricht das gesamte Le Grillen in laute Lucky Luke Rufe aus. Die Vorstellung des Sängers wird dann von Gitarrist Torsten Ihlenfeld übernommen, „… und am Gesang … ICH!“, was für weiteres Gelächter sorgt. Mit dem hymnisch-mächtigen Under Lights geht dann aber definitiv und unwiederbringlich ein genialer Konzertabend zu Ende und das Publikum wird in die kalte Winternacht entlassen.