Gggolddd – This Shame Should Not Be Mine

An Traurigkeit nicht zu überbieten

Artist: Gggolddd

Herkunft: Niederlande

Album: This Shame Should Not Be Mine

Spiellänge: 42:53 Minuten

Genre: Darkwave, Drone, Elektro

Release: 01.04.2022

Label: Artoffact/Cargo

Link: https://www.facebook.com/GGGOLDDDofficial

Bandmitglieder:

Gesang – Milena Eva
Gitarre – Thomas Sciarone
Gitarre – Jaka Bolic
Schlagzeug – Igor Wouters

Tracklist:

  1. I Wish I Was A Wild Thing With A Simple Heart
  2. Strawberry Supper
  3. Like Magic
  4. Spring
  5. Invisible
  6. I Won’t Let You Down
  7. Notes On How To Trust
  8. This Shame Should Not Be Mine
  9. On You
  10. Beat By Beat

Immer wieder verschmilzt die Zukunft mit der Vergangenheit. Das passiert jeden Tag und formt in uns neue Wege. Im Lockdown wurde Gggolddd Sängerin Milena Eva mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, die lange im Verborgenen lag. Sich damit neu auseinandersetzen zu müssen, bracht sie dazu, die folgenden Werke zu schreiben und mit Leben zu füllen. Weg vom progressiven Rock dringt sie zusammen mit ihren Kollegen in sperrige Darkwave, Drone und Elektro Atmosphären. Mit This Shame Should Not Be Mine hat die Band am 01.04.2022 über Artoffact/Cargo ein mutiges wie spannendes Album offenbart, das man mal gehört haben sollte. Der traurige Blick zum sexuellen Missbrauch, den Milena in den Stücken aufarbeitet, dessen Opfer sie vor Jahren wurde, macht die Scheibe noch emotionaler und reißt dem Hörer ein Stück weit die Beine weg. Die Traurigkeit springt in wütende Passagen und versucht auch ein kleines bisschen Hoffnung aufzugreifen.

Dramatisch beginnt I Wish I Was A Wild Thing With A Simple Heart. Der Klos liegt schwer im Hals. Die Last auf der emotionalen Schulter von Milena Eva scheint schier unerträglich. Langsam stolpert die Formation voran, ohne die Füße vom Boden zu bekommen. Das Intro setzt einen tiefen Stachel, der dem Hörer langsam verständlich macht, dass die Niederländer mit diesem Langeisen nicht unterhalten wollen, sondern eine Thematik aufgreifen, die Leben zerstört und den Geist der menschlichen Hülle unglaublich schwer verletzt. Mutig, ohne Frage, hier ihren Scherz so offen zu präsentieren, dafür kann man nur den Hut ziehen. Musikalisch gehen sie mit dem Werk bewusst von ihrer sonstigen Handschrift weg. Die verschiedenen Tiefen werden düster inszeniert, lassen Falltüren öffnen oder brechen wie ein unheilvolles Gewitter über den Hörer nieder. Wenn man von Highlights bei diesem schweren Stoff sprechen möchte, dann darf man Like Magic ohne Probleme erwähnen. Spring schenkt keine bunten Blumen oder gar helle Sonnenstrahlen. Vielmehr liegt der immer noch feuchte Nebel des vergehenden Winters auf der Haut. Nichts für die Dauer, aber, wie schon gesagt, dieser Silberling soll nicht unterhalten, sondern wachrütteln und die Erlebnisse von Milena Eva greifbar machen. Sollte ihr mit dieser Veröffentlichung ein Stück Last von den Schultern gefallen sein, was ich ihr von ganzem Herzen wünsche, haben alle Kompositionen bereits ihren Zweck erfüllt. Dass dabei ihre Kollegen so eng an ihrer Seite stehen, beweist, wie wichtig der Halt in unserer Szene ist. Invisible bringt weitere harte Beats mit in die Session. Starke Bassschläge, dazwischen die Vocals von Eva machen den Pulsschlag perfekt. Impulsiv, dennoch stets bedacht, mit dem starren Blick nach vorne, bleibt viel Zeit, über vergangene Tage nachzudenken. Die leichten Soundwände brauchen keine großen Säulen. Das Konstrukt hat viele Anker, die als Aufhänger dienen, um hin und her schwanken zu können. Mit dem Blick aufs Artwork wird nochmals vieles klar. Hier geht es um Milena, die in einer Rüstung vor einem schwarzen Hintergrund posiert und entschlossen einen Schritt in die Zukunft machen möchte. Dafür nutzt sie Titel wie Notes On How To Trust, On You oder den abschließenden Beat By Beat.

Gggolddd – This Shame Should Not Be Mine
Fazit
Keine leichte Kost in dem eh schon schwermütigen Milieu. Gggolddd bzw. Milena Eva bringen ein Thema auf This Shame Should Not Be Mine unter, das authentisch dramatisch den Hörer durch die über 40 Minuten führt. Das Leid der Sängerin ist permanent greifbar und streut beim Konsumieren das Salz in die Wunde. Sie verarbeitet ihre Situation, in dem ihre Vergangenheit spürbar für Außenstehende wird - dafür braucht es keine Fantasie, sondern nur die blanke Realität. Mit dem Hintergrundwissen zu I Wish I Was A Wild Thing With A Simple Heart halten wir in diesem April wohl bereits das traurigste Studioalbum des Jahres in unseren Händen. 

Anspieltipps: I Wish I Was A Wild Thing With A Simple Heart und Like Magic
René W.
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