Heavatar – Opus I – All My Kingdom

“So schneidet man sich eine Scheibe von anderen ab!“

Artist: Heavatar

Herkunft: Deutschland

Album: Opus I – All My Kingdoms

Spiellänge: 48:44 Minuten

Genre: Power Metal

Release: 22.02.2013

Label: Napalm Records

Link: http://www.heavatar.net

Klingt wie: Van Canto und Blind Guardian

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Stefan Schmidt
Gitarre – Sebastian Scharf
Bassgitarre – David Vogt
Schlagzeug – Jörg Michael

Tracklist:

  1. Replica
  2. Abracadabra
  3. All my Kingdoms
  4. Elysium at Dawn
  5. Long Way Home
  6. Born to fly
  7. Luna! Luna!
  8. The Look above.
  9. To the Metal

Heavatar - Opus I - All My Kingdom

Heavatar nennt sich das Projekt von Stefan Schmidt (Van Canto), der mit Heavatar nach eigenen Angaben wieder zu dem zurück wollte, was er ursprünglich machte – zum Power Metal. Dass man dabei auf eine Neuinterpretationen von Schwergewichten der klassischen Musik wie Johan Sebastian Bachs Toccata & Fuge in D-Moll oder gar Für Elise von Ludwig Van Beethoven zurückgreift, ist dabei nichts wirklich Besonderes. Doch dadurch, dass Stefan Schmidts Erfahrung als Chorsänger von Blind Guardians At The Edge Of Time-Album oder als Mastermind der Metal A Capella-Band Van Canto, ist auf dem Debütalbum Opus I – All My Kingdoms auf jeden Fall schon mal qualitativ mehr zu erwarten, als von einer ganz kleinen, unbekannten Band, die sich die Produktion vom Mund absparen muss.

Mit dem Vorwissen und im Hinterkopf, dass hinter der Snare-Drum und den Becken kein anderer als der Ex-Avenger, Ex-Rage, Ex-Axel Rudi Pell, Ex-Grave Digger und bis 2012 Stratovarius-Drummer Jörg Michael sitzt, ist die Messlatte auf jeden Fall schon theoretisch relativ hoch gesetzt.

Dann wollen wir uns das musikalische Werk auf der Zunge zergehen lassen, insofern dies möglich ist.

Den Anfang macht die Neuinterpretation des bereits erwähnten Songs von Johan Sebastian Bach Toccata & Fuge in D-Moll. In der Neuinterpretation wird der Song zu Replica und startet so, wie ich es von dem Song erwartet habe, im klassischen Musikstil, um dann im ersten Refrain in den Power Metal-Genremix zu wechseln. Geschwindigkeit und Klang sind hierbei so schnell und präzise, dass der Klang der Gitarren eher an symphonisches Orchester erinnert als an eine „stinknormale“ Power Metal-Band.

Da man sich bei den Background-Chor-Passagen bei den Bandkollegen der Band Van Canto bedient hat, ist klar, dass bei fast jedem Lied an die deutsche Racka-Tacka-Metal-A-Capella Truppe gedacht werden muss. Dadurch, dass diese aber genau wissen, was sie tun und durch ihren sehr guten Gesang auffallen, ist dieser Vergleich zwar etwas hinderlich, um Heavatar einen eigenen Stil zu etikettieren, doch heißt das zu keinem Moment, dass hierdurch die Platte abgewertet wird.

Mit dem vierten Song Elysium At Dawn bedient man sich bei der Neuinterpretation von Ludwig Van Beethovens Für Elise bei Thrash Metal ähnlicher Rhythmik, die dafür sorgt, dass man bis jetzt zu keinem Moment glaubt, dass hier nur das Gleiche gespielt wird. Schade finde ich, dass Für Elise nur kurz in der Bridge wirklich angespielt wird, aber naja, das beweist doch eher, dass Heavatar nicht blind kopieren oder gar gecovert haben, sondern die klassischen Songs nur als Grundlage für eine eigene Kreation verwendet haben.

Nummer Fünf Long Way Home (bzw. Georges BizetL’Arlésienne) und Nummer Sieben Luna! Luna! (bzw. Ludwig Van BeethovenMondscheinsonate) bringen zusätzlich die Bassgitarre ein wenig in den Vordergrund und wer meine Reviews bereits gelesen hat, der weiß, dass ich als Bassist diese Passagen liebe wie meine eigene Mutter! 😉

Mit einem Klavierpart startet mit The Look Above das mit elf Minuten Spielzeit längste Lied des Albums, welches als Essenz die Symphonie Nr. 7 verarbeitet. Hier fühle ich mich schon fast in eine Art Metal-Musical versetzt, denn Stefan Schmidt und seine Kollegen wissen durch ihre Wechsel mit Stimmungen und Gefühlen zu spielen.

Als Abschluss bekommt der Hörer eine Ode an Blind Guardian, Metallica, Manowar und an den Metal selbst. Hier verarbeitet die Band das Gefühl, was jeder Metalhead nachempfinden kann – das Gefühl im Metal zu Hause zu sein.

Fazit: Was für ein geniales Album. Ich selbst höre die Genres Power Metal und Melodic Death Metal ebenso wie Metalcore und Modern Thrash und doch habe ich seit Langem nicht mehr ein so eindrucksvolles Erstlingswerk gehört. Stefan Schmidt weiß, wie ein Album zu produzieren ist und wie es am Ende klingen muss. Das zuerst vermutete „Neuauflegen“ eines klassischen Songs hat sich eher zu einer Art "Verarbeiten" entwickelt. Also wenn man jetzt nicht immer diese passagenweisen Vergleiche zu Van Canto hätte, würde ich Heavatar noch einen Punkt drauf geben. Für mich das wohl beste Power Metal-Album der letzten Monate! Kauftipp für jeden Fan von Van Canto, erocks Youtube Channel (hier ), Sonata Arctica, Blind Guardian oder DarkTribe. Anspieltipps: Replica, All My Kingdoms und To The Metal
Kai R.
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