Heavy Water – Red Brick City

Familen-Blues im Lockdown-Korsett

Artist: Heavy Water

Herkunft: England

Album: Red Brick City

Spiellänge: 34:24 Minuten

Genre: Heavy Metal, Rock, Blues Rock, Classic Rock, Hardrock

Release: 23.07.2021

Label: Silver Lining Music

Link: https://www.facebook.com/heavywatermusicofficial

Bandmitglieder:

Gesang, Bass – Biff Byford
Gitarre, Gesang – Seb Byford
Keyboard, Saxophone – Dave Kemp
Schlagzeug – Tom Witts

Tracklist:

  1. Solution
  2. Turn To Black
  3. Red Brick City
  4. Tree In The Wind
  5. Revolution
  6. Personal Issue No. 1
  7. Medicine Man
  8. Follow This Moment
  9. Now I’m Home
  10. Faith

Eins der spannendsten Vater-Sohn-Projekte gründete im Lockdown die Familie Byford. Der englische Sänger Biff von Saxon ist dafür mit seinem Sohn Seb in den Ring gestiegen und hat zudem die Bass- bzw. Gitarrenspuren beigesteuert. Das Vater-Sohn-Gespann hat den Heavy Metal im Blut und legt den Finger tief in die Hardrock-Wunde. Das erste Album hört auf den Namen Red Brick City und wurde bereits im Juli über Silver Lining Music veröffentlicht. In über 30 Minuten folgt ein wilder Ritt durch zehn abwechslungsreiche Songs, der mit der NWOBHM-Band Saxon nur wenig gemeinsam hat. Neben den genannten Einflüssen dringt das Quartett in Blues Rock und Classic Rock Gefilde vor und wirkt dabei eher modern als old school. Als Unterstützer hat die Familie Dave Kemp am Keyboard und Saxofon gewonnen. Abgerundet wird die Truppe durch Tom Witts, der die Felle nach Belieben hinter der Schießbude gerbt.

Die kurzen Nummern leben von einem ordentlichen Groove. Die Einflüsse von Seb dominieren gegenüber den von Biff. Der legendäre Vater geht lieber in die Supporter-Rolle und übernimmt auch gesanglich nur punktuell die Führung. Die meiste Last liegt auf der Schulter des Sprösslings, der in allen Belangen einen guten Eindruck hinterlässt. Auffällig werden die Refrains weniger prägnant hoch und herunter gebetet, wie man es sonst von anderen Bands des Genres kennt. Gut strukturiert variieren Heavy Water die Aufhänger von Red Brick City, ohne einzelne Stücke besonders hervorzuheben. Im Kollektiv leben die zehn Nummern voneinander und bekommen den nötigen Kick durch die feinen Unterschiede in der Handschrift. Der Opener Solution agiert gar doomlastig und schaut zusätzlich in die Stoner Schublade. Der Anfang lässt mit Turn To Black weiter Fragen offen. Rock ’n‘ Roll Attitüde, schroffe Riffs im Einklang mit den recht warmen Gesangsfarben ergeben eine langatmige Kombination, die nicht immer auf den Punkt abschließt. Für Headbanger gibt es viel zum Kopfschütteln und das ist wirklich nicht negativ gemeint. Im Takt kann man, wenn noch vorhanden, das Haupthaar ordentlich in Schwung bringen. Das erste Highlight bildet der Titeltrack, der stampfend den Hörer durch die eigenen vier Wände treibt. Nicht die berühmte Fahne hängen Heavy Water in den Wind, sondern den Tree In The Wind. Die Ballade nimmt gleich Fahrt aus der Platte und bringt Biff in Stellung. Die Nummer erzeugt Gänsehaut und zeigt noch mal auf, wie vielseitig der ältere Herr Byford agieren kann. Revolution bringt die meisten modernen Anschläge mit in die Session. Ich glaube kaum, dass der Heavy Metal Vater ohne seine jüngeren Gene diesen Titel eingespielt hätte. Leichte Grungespuren führen uns bis in Nirvana-Atmosphären. Einfach kann jeder, aber nicht die Engländer. Stets springen sie in den Zwei- bis Drei-Minuten-Sequenzen durch die Genres, ohne Ketten an den Füßen zu haben. Locker und leicht bringt diese Grenzenlosigkeit viele positive Argumente mit, die aber neben dem Licht auch Schatten aufzeigt und nicht jeden beflügeln dürfte, der nicht so breit im Rock aufgestellt die Lauscher aufsperrt. Follow This Moment kann man ohne Probleme dem Melodic Rock zuschreiben. Now I’m Home und Faith bilden im Anschluss den klassischen Abgang. Eins muss man dem Quartett lassen – berechnen kann man die Klänge erst nach mehreren Durchläufen.

Heavy Water – Red Brick City
Fazit
Oft zu glatt und für mich persönlich zu vielseitig aufgestellt, gefallen mir eher die ersten fünf, sechs Titel und danach läuft der Silberling unspektakulär aus. Auf die melodischen Rockballaden kann man gut verzichten, wenn man Tree In The Wind herausnimmt. Die Nummer macht richtig Spaß, alleine schon das Byford Duett sorgt für Gänsehaut. Neben dem bereits angesprochenen Licht liegt der Schatten ebenfalls auf der Platte und zieht das gesamte Erscheinungsbild ein Stück nach unten. 

Anspieltipps: Turn To Black, Red Brick City und Tree In The Wind
René W.
7.7
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