Daevar, Promo Foto

Interview mit den Stoner-Doomern Daevar anlässlich ihres Debüts „Delirious Rites“ am 27.01.2023

… wir sind zumindest alle kleine Oberg Fangirls & Boys

Artist: Daevar

Herkunft: Köln, Deutschland

Genre: Stoner Doom

Link: https://www.daevar.de

Bandmitglieder:

Bass, Gesang – Pardis Latif
Schlagzeug – Moritz Ermen Bausch
Gitarre –  Caspar Orfgen

Daevar, Promo Foto

Nachdem ich bereits ein Review zum Debüt von Delirious Rites, welches am 27.01.2023 über The Last Dose Records erscheint, machen durfte, hatte ich die Möglichkeit, mit den Bandmitgliedern von Daevar ein ausführliches Interview zu führen. Die drei sehr sympathischen Musiker gaben hierbei einen Einblick über ihre Arbeit für Daevar und auch das Hoflärm Festival (hier kommt ihr zum Bericht des Hoflärm Festivals 2022), welches Gitarrist Caspar Orfen in diesem Jahr zum fünften Mal veranstaltet, wurde nicht ausgelassen.

Time For Metal / Jürgen S.
Hallo, schön mit euch ein Interview machen zu können. Fangen wir einfach mal direkt mit dem Bandnamen Daevar an. Wo kommt er her, was ist die Bedeutung?

Daevar / Pardis
Daevar ist eine Ableitung von „Daeva“, eine Art Dämon aus der persischen Mythologie. Daevas sind unheilvolle Wesen. Das R am Ende ist eine Anlehnung an das persische Wort „Divar“, was so viel wie „Wand“ bedeutet. Passend zu unserer Lärmwand 🙂

Time For Metal / Jürgen S.
Wie seid ihr Drei eigentlich zusammengekommen? Wie entstand die Idee, eine Band zu gründen? Besteht auch ein Zusammenhang zum Hoflärm bzw. hat das Hoflärm auf die Bandgründung Einfluss genommen? Vorher schon mal in anderen Bands unterwegs gewesen?

Daevar / Moritz
Ich wollte Mitte 2021 neben einem anderen Bandprojekt noch etwas Schwereres/Härteres machen und habe daraufhin nach MusikerInnen gesucht, die meine Leidenschaft für dieses Genre teilen. Nach einigen weniger erfolgreichen Proben mit anderen MusikerInnen haben wir uns dann zusammengefunden und das hat sehr schnell sehr gut funktioniert.

Daevar / Caspar
Einen konkreten Zusammenhang zur Bandgründung und dem Hoflärm gab es nicht. Ich denke, es ist aber offensichtlich, dass sich mein Musikgeschmack vom Booking des Hoflärms auch sehr in der Musik von Daevar widerspiegelt. Ebenso profitieren wir aber auch sehr als frische & junge Band von meinen Kontakten in die Szene durch das Hoflärm. Wir sind da wirklich sehr glücklich und dankbar, dass wir bisher so ein rasantes Debüt mit Daevar hinlegen konnten.

Time For Metal / Jürgen S.
Für Mix- und Mastering stand euch Jan Oberg (Earth Ship, Grin) zur Verfügung und der hat auch gleich noch eure Band in sein The Last Dose Records Label aufgenommen. Das kann doch für eine neue Band nur ein Glücksfall sein. Der ist ja eine Berliner Szenegröße und wohl auch immer zu Schandtaten bereit. Habt ihr ihm eine Schwarzwälder Torte offerieren müssen? (Fragt bei ihm mal nach, wieso ich das frage 😉 ). Aber mal im Ernst, die Kontakte zu Jan sind doch bestimmt auf dem Hoflärm entstanden, oder!? Ich weiß ja, dass er 2021 nach dem Gig mit Earth Ship da nicht mehr wegwollte. Letztes Jahr war er mit Slowshine, also erneut mit seiner Frau Sabine und Schlagzeuger André Klein im Westerwald. Da sind doch bestimmt aller guter Dinge Drei, oder? Also ich würde mich freuen, Jan und Sabine dieses Jahr in Marienthal wiederzusehen. André natürlich auch, ich weiß allerdings nicht, wie Grin live unterwegs sind 🙂

Daevar / Caspar
Haha, die Aktion mit der Schwarzwälder Torte hatte ich 2022 auf dem Hoflärm nur am Rande mitbekommen, als ich diese irgendwann im Backstage in einem Kühlschrank entdeckte und mich schon wunderte, ob eine Band diese auf dem CatRider stehen hatte, haha, aber statt einer Torte konnten wir ihn mit ein paar Riffs überzeugen! Aber wie du schon sagst, der erste Kontakt zu Jan, Sabine und André entstand 2021 auf dem Hoflärm. Das war damals das erste Mal, dass ich die Drei als Band gebookt hatte und der Auftritt war für mich einer der Top 3 Gigs beim Hoflärm bisher! Ich hatte mit den Dreien dann am nächsten Tag beim Frühstück schon für den 2022 Gig mit Slowshine gesprochen und ich kann so viel verraten, als dass Jan, Sabine und André auch 2023 wieder im August in den Westerwald kommen werden 🙂

Ich schätze, dass wir uns entschieden haben, zu Jan ins Hidden Planet Studio zu fahren, war die beste und wegweisendste Entscheidung, die wir treffen konnten als Band! Auf dem Weg nach Berlin hatten wir eigentlich nur den Anspruch, mal ein paar Songs fürs Bandcamp aufzunehmen. Als wir dann wieder zurück in Köln waren, hatten wir von Jan die Anfrage, bei The Lasting Dose Records zu unterschreiben – das hat wirklich alles geändert. Plötzlich stand schon ein erster Single-Release an, es gab einen Album PreOrder, eine PR-Agentur kam in Spiel, Magazine fingen an, über uns zu schreiben, die Bestellung der Vinyl und CDs gingen raus und wir hatten einen Vertrieb. Von so was kann man als Band – die zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht mal live gespielt hatte, nur träumen!

Time For Metal / Jürgen S.
Aber jetzt mal weg vom Hoflärm, dem (!) Stoner Festival, das du, lieber Caspar, so fantastisch aufgezogen hast und zurück zu Daevar und dem Album Delirious Rites. Wie lange habt ihr insgesamt gebraucht, bis die Titel standen und das Album fertig war?

Daevar / Pardis
Es standen einige Songs im Raum, die wir im Laufe des Jahres überarbeitet oder komplett verworfen haben. Die Texte habe ich teilweise bereits vor zwei Jahren geschrieben und hatte dazu Akustikversionen auf dem Handy aufgenommen. Letztlich haben wir den Sommer 2022 als intensive Songwriting-Zeit genutzt und im September die Songs fertiggestellt.

Time For Metal / Jürgen S.
„Langsam, lieblich, quälender, schwerer Doom ist es, der zäh wie Lava auf dem Album vor sich hinzieht“. Ich war bei meinem Review (hier) schier begeistert, als bekennender Doom Fan. Wie sind die weiteren Rückmeldungen der Presse zum Album?

Daevar / Pardis
Uns erreicht glücklicherweise viel positive Resonanz. Es war schon echt ein Erlebnis, mit einem sehr guten Review für Delirious Rites im Metal Hammer oder dem Visions Magazin in der Print-Ausgabe gefeatured zu sein.

Time For Metal / Jürgen S.
Wie sieht es mit der Resonanz der Hörer/Fans aus? Wie sind da die Rückmeldungen (zu den bisher veröffentlichten Songs) und geht die Platte gut weg? Bevor ich es vergesse: Mir bitte eine weglegen, ist ein Must have für mich und bestimmt auch für andere (Stoner) Doom Jünger, oder was denkt ihr?

Daevar / Moritz
Wir sind, und ich glaube, da kann ich für uns Drei sprechen, ziemlich überrascht von der Resonanz. Bisher war diese fast durchweg positiv. Auch von Menschen, die jetzt nicht so sehr in dem Genre unterwegs sind, hören wir immer wieder, dass ihnen die ja doch sehr eingängigen Riffs und Melodien gefallen.

Daevar / Caspar
Es gibt auf jeden Fall noch ein paar Platten und CDs im Shop von The Lasting Dose Records (hier kommt ihr direkt zur Seite)! Die Platte für dich ist aber hinterlegt, zusammen mit deinem Hoflärm Shirt, was ich hier auch noch für dich habe!

Time For Metal / Jürgen S.
Ich mache und mag ja eigentlich keine Vergleiche, aber ihr hattet im Promosheet selbst dieses FFO … benutzt. Und ja, euer Stil erinnert mich irgendwie schon ein wenig an Windhand. Ist das eine Band, die euch inspiriert? Welche Bands haben euch generell inspiriert? Also so in etwa: Am Anfang stand das Riff und dann kam …

Daevar / Caspar
Ich würde sagen, in Bezug auf Riffs sind Garret Moris (Windhand), Liz Buckingham (Electric Wizard) und Thomas V. Jäger (Monolord) schon die größten Inspirationen! Ebenso auch seitens des Equipments sind die Riffs hier ähnlich eingebettet – ich habe die Gitarren auf dem Album größtenteils mit einem alten Orange aus den 70er und der Flying V Gitarre von Thomas V. Jäger eingespielt, welche er auch auf der Empress Rising gespielt hatte und ich ihm vor ein paar Jahren mal abgekauft hatte. In Bezug auf das Songwriting ist es aber meistens eher so, dass am Anfang die erste Vocal- und Melodieidee von Pardis im Raum steht und ich dann in meinem iPhone in der Memo App das passende Riff dafür raussuche (immer, wenn ich Riff-Ideen habe, nehme ich diese zum Festhalten mit meinem Handy auf). Dann kommt Moritz ins Spiel, der das Ganze dann noch in einen rhythmischen Rahmen einbettet! So fügt sich das Ganze dann Stück für Stück innerhalb ein paar Proben, bis ein finales Konstrukt steht, mit dem wir alle zufrieden sind, es ist also ein sehr gemeinschaftlicher Prozess.

Caspar Orfgen, Hoflärm 2022, Pic by Big Simonski

Time For Metal / Jürgen S.
Mich persönlich fasziniert der esoterisch entrückte Gesang von Pardis, sie schwebt manchmal über den Songs, so kommt es mir jedenfalls vor. Ich habe sie in meinem Review als weiße Waldhexe / White Witch bezeichnet. Ich hoffe, sie verzeiht mir! Oder muss ich mir jetzt Sorgen machen, dass sie mir einen (Voodoo) Zauber auferlegt? Was sind die Themen eurer Songs, womit beschäftigen sie sich?

Daevar / Pardis
Haha, also erst mal vielen Dank für die wertschätzenden Worte. Mit der Hexe kann ich mich durchaus identifizieren, aber weiß bin ich ja nicht gerade :D. Ich glaube, was uns vielleicht von anderen Bands des Genres unterscheidet, ist der gesellschaftspolitische Kontext unserer Songs. So handelt es sich bei unserem Leviathan nicht um das von vielen Metalbands besungene Seemonster, sondern um den politischen Leviathan. Der Song hinterfragt das sehr negative Menschenbild, wie es zum Beispiel von Thomas Hobbes geteilt wurde. Der Song, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist Leila. Er ist inspiriert vom iranischen psychedelic Sänger Kourosh Yaghmaei. Der Song handelt von staatlich ausgeübter Gewalt und Entführung junger Menschen – vor allem Frauen* – im Iran. Ich schrieb den Text vor circa einem Jahr. Durch die aktuelle Iran-Revolution, ausgelöst durch den Tod Jina Mahsa Aminis unter Polizeigewalt, gewann der Song an trauriger Aktualität. Wir widmen den Song allen Menschen, die im Iran gerade ihr Leben für die Freiheit riskieren!

Time For Metal / Jürgen S.
Beim Song Leviathan steuert Jan Oberg ein paar Vocals dazu. Den Song finde ich übrigens sehr geil und ist für mich das Herzstück des Albums. Wer kam auf die Idee, Jan da mitwirken zu lassen? War das ein Tribut an Jan, damit er die Platte aufnimmt, oder hat er sich einfach nicht abwimmeln lassen? 🙂

Daevar / Caspar
Die Idee kam, als wir diesen Part für Leviathan geschrieben hatten und wir alle uns etwas Geschrei aus der tiefsten Hölle dort wünschten. Da keiner von uns aber bisher die Fähigkeit dazu besitzt, kam ich auf Jan. Wir wussten, dass er genau die Fähigkeiten hat, die wir suchten. Man kann es vielleicht auch als kleines Tribute sehen – wir sind zumindest alle kleine Oberg Fangirls & Boys haha. Jan war auf jeden Fall sofort dabei und wir hätten uns kein besseres Ergebnis vorstellen können!

Time For Metal / Jürgen S.
Jetzt geht es daran, das Album auch live umzusetzen. Wenn ich richtig liege, dann hattet ihr bereits einen Gig im MTC in Köln. Ich weiß von einem Gig im Mai im Junkyard in Dortmund. Dort supportet ihr niemand Geringeres als die legendären Japaner Church Of Misery. Also, ich versuche dabei zu sein, denn da schlage ich quasi zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich sehe euch das erste Mal live und komme endlich wieder in den Genuss, die abgedrehten Church Of Misery zu sehen. Was bedeutet das für euch, gleich zu Beginn eurer Karriere solch eine Band supporten zu dürfen?

Daevar / Moritz
Wie Caspar ja eingangs schon erwähnt hat, profitieren wir da extrem von seinen Connections, die er durch sein Festival hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, als Band überhaupt Locations zu finden, in denen man spielen kann. Das ist ein Privileg, dem wir uns sehr bewusst sind. So gesehen ist es für uns natürlich wahnsinnig aufregend, dann in einem Club wie dem Junkyard und mit Bands wie Church Of Misery zu spielen.

Time For Metal / Jürgen S.
Sind noch weitere Gigs geplant? Evtl. auch die Teilnahme an Festivals? Caspar, also ich denke doch, wir dürfen Daevar auch auf dem Hoflärm 2023 live erleben, oder?

Daevar / Caspar
Jan und ich booken gerade einige Konzerte in Hamburg, Bremen, Berlin und Leipzig für einen kleinen Grin + Daevar Run. Ansonsten haben wir einige Anfragen zu Konzerten und Festivals, es ist also reichlich Interesse da, da wird es dieses Jahr noch einiges geben! Ja, die Sache mit dem Hoflärm 😀 Ich glaube, du Jürgen weißt ziemlich genau, welch ein Stress und enges Timing immer hinter diesem Wochenende steht, wenn ich in der Live-Produktion vom Hoflärm arbeite – und beispielsweise wie im letzten Jahr am ersten Festivaltag einer der Headliner absagt und ich kurzfristig etwas Neues, Vergleichbares ranholen muss (Anmerkung: Im letzten Jahr mussten Monolord krankheitsbedingt absagen und Caspar gelang es quasi im gleichen Moment Dozer zu verpflichten. Ein Kraftakt sondergleichen!). Daher wird es erst mal keinen Daevar Gig auf dem Hoflärm geben!

Time For Metal / Jürgen S.
Wo wollt ihr mit Daevar noch hin? Ich meine jetzt nicht nur Festivals (da dürft ihr natürlich welche nennen), sondern meine damit, inwieweit ihr dieses Bandprojekt ernsthaft weiter betreiben wollt.

Daevar / Moritz
Der Anspruch, den wir uns mit Daevar gesetzt haben, war von Anfang an die Musik, die wir alle lieben, mit dem zu vereinen, was uns im Leben bewegt. Politische Themen wie die Ungleichbehandlung von Flinta Personen in unserer Gesellschaft und in der Welt sind wichtige Bestandteile unserer Musik. Ich glaube, dass wir noch einiges zu sagen haben.

Daevar / Pardis
Wir freuen uns erst mal auf unser Albumrelease am 27.01., sind aber auch schon fleißig dabei, neue Songs zu schreiben, die wir dann auch live performen werden.

Time For Metal / Jürgen S.
Ich danke euch, dass ihr euch Zeit für das Interview mit mir genommen habt. Jetzt habt ihr an dieser Stelle noch die Möglichkeit, etwas loszuwerden, was unbedingt angesprochen werden sollte oder einfach Grüße loswerden.

Daevar / Caspar
Wir danken Roniel von Astral Kompakt, der uns auf unserem Trip nach Berlin ins Studio begleitet hat und sich vorsorglich um uns gekümmert hat!