Interview mit Ralf Scheepers von Primal Fear zur Veröffentlichung von „Metal Commando“

Nicht nur zum neuen Album "Metal Commando" bezog Ralf Scheepers Stellung

Artist: Ralf Scheepers

Band: Primal Fear

Herkunft: Esslingen, Deutschland

Genre: Power Metal

Label: Nuclear Blast

Links: http://www.primalfear.de/home/
https://www.facebook.com/PrimalFearOfficial
www.nuclearblast.de/primalfear

Bandmitglieder:

Gesang – Ralf Scheepers
Bassgitarre und Gesang – Mat Sinner
Gitarre – Alex Beyroth
Gitarre – Magnus Karlsson
Gitarre – Tom Naumann
Schlagzeug – Michael Ehré

Zur Veröffentlichung des neuen Albums Metal Commando hatten wir Gelegenheit, ein Interview mit Ralf Scheepers zu führen. Der Frontmann und Gründungsmitglied von Primal Fear hat sich unseren Fragen gestellt und das Ergebnis lest ihr hier. Das Interview wurde einen Tag vor dem Release, am 23.07.2020 geführt.

Time For Metal / Kay:
Glückwunsch zum neuen Album, das ja morgen erscheint (Review hier). Ich hatte bereits die Gelegenheit, es mir anzuhören und hab es mir auch gleich in einer roten, limitierten Splatter-Vinyl Ausgabe bestellt. Die gibt es exklusiv in einer kleinen Auflage nur bei Nuclear Blast .

In diesen Zeiten sollte man Musiker in jeglicher Form unterstützen. Und Merch ist da ja ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ganz genau. Bei uns macht das alles Nuclear Blast und das sehr professionell.

Time For Metal / Kay: (zwinkernd)
Die werden das schon so machen, dass ein paar Euro übrig bleiben.

Hört man sich als Musiker das gesamte Werk eigentlich noch mal am Stück an?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ja, das schon. Erst mal bist du ja an dem gesamten Prozess der Aufnahmen beteiligt. Da bekommst du es natürlich mit. Dann hört man sich den fertigen Mix auch an, um technische Fehler auszuschließen und die Klangqualität zu prüfen. Und natürlich läuft bei mir die CD im Auto und ich höre sie auch gern. Dann haben wir zu vier Songs Videos gedreht, da läuft das dann auch. Wie du siehst, da kommst du gar nicht drum rum.

Time For Metal / Kay:
Das Album erscheint ja mit nur einer Woche Verzögerung. Es hätte ursprünglich am 17. erscheinen sollen, oder hättet ihr noch viel früher veröffentlichen können?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Viel früher nicht. Eigentlich hätte die Releaseshow auf dem Bang Your Head stattfinden sollen, das ist ja bekanntlich ausgefallen. Und warum nun die eine Woche später, kann ich dir gar nicht sagen. Es wird Gründe gegeben haben, und nun ja, es ist halt so. Einige haben die neue CD ja bereits schon und zeigen das freudig in den sozialen Medien.

Time For Metal / Kay:
Das kann gut sein, einige liefern das Album zeitig aus. Amazon ist da sehr prädestiniert für. Asche auf mein Haupt, ich habe meine erst heute bestellt und hoffe, sie ist am Samstag oder Montag da. (Anm. Samstag war sie dann bereits da.)

Inwieweit warst du am Songwriting involviert?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Da war ich schon beteiligt. Auch als Sänger ist man involviert. So habe ich zu einigen Songs die Gesangsmelodien und Texte beigesteuert aber wir haben auch so ein tolles Team. Mat, (Anm. Mat Sinner, Kopf und Bassist) und Magnus (Anm. Magnus Karlsson, Studiogitarrist) oder auch Tom (Anm. Tom Naumann, Gitarrist) haben sehr viele Arrangements geliefert, zu denen ich dann Texte und Melodien beisteuerte. Auch Michael Ehré (Anm. Drummer seit 2019, zuvor bei Gamma Ray und The Unity) hat tolle Ideen, die er in Zukunft bestimmt vermehrt beisteuern wird. Diesmal war das noch nicht so viel, da er ja erst kurz dabei ist.

Time For Metal / Kay:
Hast du deine Gesangsparts allein eingesungen oder habt ihr das neue Album gemeinsam aufgenommen? Also so richtig zusammen im Studio oder ging das nicht mehr, obwohl doch, die Aufnahmen waren ja schon im vergangenen Jahr. Vor der Corona-Krise.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Also, das Schlagzeug haben Mat und Jacob Hansen (Anm. dänischer Produzent) in einem großen Raum in Dänemark aufgenommen. Die einzelnen Instrumente macht jeder für sich zu Hause, weil jeder seinen eigenen Sound hat. Ich habe mein Studio, in dem ich mich wohlfühle und dadurch auch einfach mehr Zeit, um meinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich arbeite einfach effektiver, ohne dass ich jemanden kritisieren will. Die anderen hätten es bestimmt schon längst abgenickt, während ich noch immer was probiere, und ich kann auch in Ruhe arbeiten. Ich kann auf den Demos oder fertigen Arrangements meinen Gesangspart singen, ohne unter Druck zu stehen. Früher war das noch etwas anders. Da hast du dich drei, vier Wochen im Studio vergraben und hast für jeden Song fünf, sechs Tage gehabt, was ja auch vom mechanischen wesentlich anstrengender war. Heute kann ich das auf zwei, drei, vier Monate strecken, was wesentlich angenehmer ist. Das ist der große Vorteil des eigenen Studios. Ich weiß, wie ich das technisch umsetzen muss, z.B. wie ich das Mikro optimal nutze oder die Kompression später richtig einstelle.

Time For Metal / Kay:
Ah cool. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als die Musiker sich im Studio verschanzten und dann da ihre Sachen eingespielt haben. Entweder direkt live oder halt mit vielen Versuchen und Mixes. Das konnte dann auch schon mal ein paar Monate dauern.

Primal Fear / Ralf Scheepers: (lacht)
Das haben wir am Anfang auch so gemacht. Allerdings keine drei Monate, denn das kostet ja immer viel Geld.

Time For Metal / Kay:
Du hast Michael Ehré erwähnt. Dazu hab ich auch gleich eine Frage. Der sitzt seit letztem Jahr bei euch hinter den Drums und hat Francesco Jovino ersetzt. Gab es einen Grund für die Trennung?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Das zeichnete sich schon vorher ab. Vor einem Jahr waren wir noch zusammen auf dem Rock Fest Barcelona und wie es in einer Beziehung so ist, gibt es leider manchmal Gründe, die für eine Trennung sprechen. Da war es wohl soweit und Francesco hat uns seine Entscheidung mitgeteilt. Das war dann halt so.

Time For Metal / Kay:
Das kann passieren und wir wollen auch nicht tiefer graben. Mit dem Ersatz habt ihr ja einen guten Drummer gefunden. Ich hab den Michael bereits gesehen und finde, er passt gut zu euch.

Zurück zu Metal Commando. Hat du einen Lieblingssong auf der Platte? Vielleicht die Ballade, I Will Be Gone?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Das ist schwer zu sagen. Einen Lieblingssong habe ich nicht aber einige Favoriten. Ich hab alle Songs eingesungen und mag sie alle. Dazu gehört Hear Me Calling, der Song, der morgen rauskommt, dann auch als Video, oder auch Halo, Along Came The Devil – ich kann gar nicht aufhören aufzuzählen, es ist schwierig.

Time For Metal / Kay:
Scheint nicht einfach zu sein, aber sind ja auch durchgängig gute Tracks. Es gab zwar nicht die volle Punktzahl bei uns, aber mehr als noch für Apocalypse (Anm. erschien 2018, Review hier). Mit der neuen Platte seid ihr wieder zu Nuclear Blast gewechselt. Ist da ein System hinter? Die ersten sechs Platten bei NB dann sechs bei Frontiers und nun wieder NB für weitere sechs Alben? Oder bleibt ihr bis zum Ende da?

Primal Fear / Ralf Scheepers: (amüsiert)
Ich sag einfach mal ja. Manchmal ist es so, dass man, wie im Sport oder der Politik, das Team wechselt, um so frischen Wind in das Ganze zu bekommen. Das haben wir auch gemacht und was soll ich sagen, die Leute bei Nuclear Blast sind auch alles Metalheads und sie haben in der Nähe ein Büro. Da fährst ne halbe Stunde hin und kannst alles direkt besprechen und musst nicht am Telefon alles regeln (Anm. Frontiers hat seinen Sitz in Neapel, Italien). Wir freuen uns, dass wir wieder bei Nuclear Blast sind.

Time For Metal / Kay:
Das glaub ich gern. Es ist schon ein gutes Label und wir als Magazin arbeiten mit denen auch gern zusammen. Wir bekommen von Nuclear Blast auch immer zeitnah unsere Promos und benötigten Informationen.

Aber zurück zu Metal Commando. Da ist mit Infinity wieder ein langer Song drauf und mit gut 13 Minuten euer längster. Für mich hat der leichte Prog Einflüsse und gefällt mir dadurch sehr gut. Nun die Fragen dazu, wie kommt ihr auf ein solch langes Stück und wird der live umsetzbar sein?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Zum ersten Teil deiner Frage, das haben wir ja bereits auf den letzten Alben schon gemacht. Es sind leicht episch, symphonisch angehauchte Songs. Es war klar, dass so etwas wieder passieren wird, und Mat und Magnus haben das dann ausgearbeitet. Wenn du das hörst, dann denkst du nach 13 Minuten: wie, schon 13 Minuten rum? Das ist kurzweilig und wird nicht langweilig und auch als Sänger ist der Song eine anspruchsvolle Sache, in die ich mich reingehängt habe. Zum zweiten Teil deiner Frage kann ich noch nichts sagen. Wir sind derzeit bei null und haben uns noch keine Gedanken zu einer möglichen Setlist gemacht. Wenn das dann losgeht, dann werden wir uns im Studio eingraben und mal schauen. Es sind ja auch viele andere Sachen, die gespielt werden sollen.

Time For Metal / Kay: (leicht wehmütig)
Dann warten wir das mal ab. Es ist ja leider alles verschoben. Wacken, das Headbangers Open Air, ein kleines feines Festival hier bei uns im Norden, das Metal Hammer Paradise, Rockharz, Baltic Open Air usw. Nichts hat stattgefunden und nichts wird dieses Jahr wohl noch, zumindest an Festivals, kommen. Aber ich hoffe, euch nächstes Jahr sehen zu können.

Mit Apocalypse wart ihr ja schon erfolgreich und in den Charts bis auf Platz 10 vertreten. Ist es für euch ein Ziel, mit Metal Commando das ebenfalls zu erreichen und diesmal vielleicht einstellig zu werden?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ach weißt du, das ist nicht so wichtig, würde uns aber schon freuen. An uns liegt es nun nicht mehr, denn wir haben die Musik geliefert und es liegt es an den Leuten, das zu kaufen. (Anm. sind mit der neue Platte bereits auf Platz 7 der Charts angelangt).

Time For Metal / Kay:
Das sollte doch klappen. Metal Fans sind da eher noch welche, die das Haptische mögen und oftmals auch treue Konsumenten. Gerade jetzt, mit den vielen bunten Vinyl-Ausgaben, ist ein Anreiz für den Fan da. Ich hab hier auch eine große Menge an CDs und Vinyl-Ausgaben stehen. Dabei ist vieles aus den Siebzigern, und da machte es noch Spaß, die Platte zu kaufen, auszupacken, das Textblatt in die Hand zu nehmen und das dann konzentriert, auch mehrfach, zu hören. Mit der CD wurde das dann weniger, zu klein, zu fummelig. Ihr geht den Weg der Vinyl-Ausgaben jetzt ja auch und habt bereits fast alle Ausgaben eurer Platten als Vinyl neu veröffentlicht.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ja genau, das haben wir auch erkannt und alle Scheiben als Vinyl-Versionen erneut veröffentlicht. Mittlerweile sollten alle erhältlich sein.

Time For Metal / Kay:
Anderes Thema, ihr setzt bei eurer Musik auf drei Gitarristen. Das ist ja zunächst mal etwas ungewöhnlich aber sorgt für guten, differenzierten Sound. Gibt es da zwischen den Herren Beyroth, Naumann, Karlsson auch mal Streit?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Nein, Streit nicht. Es gibt da bei uns so ein produktives Miteinander. Es ist ja auch so, dass Magnus kein Livegitarrist mehr ist, sondern nur noch bei den Platteneinspielungen mitwirkt. Er ist aber dennoch außerordentlich wichtig, da er gerade bei den Kompositionen viel beisteuert. Das wollen wir nicht missen und er auch nicht. Nur aus privaten Gründen will er nicht mehr, vielleicht als Ausnahme noch beim Sweden Rock, auf Tour. Das akzeptieren wir.

Time For Metal / Kay:
Ok verstehe, und der Alex und der Tom, die spielen dann die Live-Gigs und im Studio halt ihre Parts.

Als Deutschlands Power Metal Truppe Nummer eins, zumindest wüsste ich nicht, wer da noch drüber stehen könnte, hat man da eine Verpflichtung, dass man bei jedem Album besser werden muss oder sagt man sich: Wir sind an der Spitze und können das entspannt angehen?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Die Herangehensweise ist anders. Wir setzen uns da gar nicht unter Druck. Da wir die Musik mögen, die wir machen und immer genügend Songs haben, gehen wir ganz locker damit um. Wir stimmen demokratisch über die Tracks ab, die auf die neue Scheibe sollen und sagen nicht, das muss nun aber besser werden als das, was auf der letzten Platte war. Wenns besser wird, ist es toll. Aber noch mal, wir lassen uns da nicht unter Druck setzen.

Time For Metal / Kay:
Ok verstehe ich. Bleibt es beim Zweijahresrhythmus der Veröffentlichung von neuem Material?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ich denke ja, das hat sich so eingespielt. Wir müssen aber jetzt erst mal schauen, wie sich das entwickelt. Auch nächstes Jahr wird interessant, denn da wollen natürlich alle live spielen, ihre verschobenen Auftritte nachholen oder sind eben auf Tour und da müssen wir halt schauen, was so passiert. Die Ballung von Konzerten wirft einige Probleme auf. Eine Location muss gefunden werden und dann müssen auch genügend Zuschauer kommen.

Time For Metal / Kay:
Da hast du wohl recht. Ich hab vor Kurzem mit Ray Wilson ein Interview geführt (hier nachzulesen), der Ähnliches verlauten ließ. Dann kommt noch dazu, dass, wenn du in einer Halle oder einem Club nur 25 % der Kapazität zulassen kannst, dann rechnet sich das ja kaum, weder für den Musiker, noch für den Veranstalter, den Club, oder die Halle.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Das ist genau der Punkt. Und dann ist auch noch nicht gesagt, wer das alles übersteht. Es ist Clubsterben angesagt und auch Agenturen und Booker stehen vor dem Aus. Das wird noch spannend und auch tragisch.

Time For Metal / Kay:
Dann hoffen wir mal, dass für eure Tour alles gut geht. Ich würde mich freuen, euch zu sehen, zu hören und vielleicht auch persönlich zu treffen.

Guter Stichpunkt, kommt ihr nach Konzerten noch raus und wie steht ihr zu bezahlbarem Meet & Greet?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ja, auf Tournee machen wir das schon noch, dass wir, je nach Ort, nach der Show rauskommen. Bei Festivals eher nicht, denn da ist meist die Zeit zu knapp und du erreichst nicht alle. Es werden aber auch richtige Autogrammstunden abgehalten, bei denen die Leute dann ihre Platten und sonstigen Sachen unterzeichnen lassen können.

Zu bezahlbarem Meet & Greet: Das haben wir auch schon gemacht, allerdings in Amerika, da haben wir das beobachtet und es dann selbst in die Hand genommen und organisiert. Das führte allerdings auch zu einiger Kritik, aber wer es nicht will, der kann ja wegbleiben. Es gab auch schon Proteste weil, wenn wir unterwegs sind, also privat, und einer uns fragt, ob er ein Bild machen kann, sagen wir ja nicht nein. Ist ebenfalls ein schwieriges Thema.

Time For Metal / Kay:
Im Großen und Ganzen bin ich da nicht so ein Freund von. Eine gesunde Mischung kann es ausmachen. Wenn du einen gewissen Gegenwert bekommst, dann kann das schon ein Privileg sein, für das man Geld ausgeben will. Vor der Show die Band treffen, persönliche Worte, Autogramme, vielleicht ein paar individuelle Bilder, ohne dass ständig jemand drängelt. Vielleicht noch spezielles Merch oder so etwas, das könnte ich mir vorstellen.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ich finde, es kann legitim sein, denn immer mehr Sachen, bei denen ein Musiker Geld einnehmen kann, gehen flöten. Du musst auch als Künstler überleben können. Du bist selbstständig und musst einfach über die Runden kommen. Da sind neue Wege nötig.

Time For Metal / Kay:
Lassen wir das Thema mal so stehen.

Zurück zu den Platten von Primal Fear. Welche der dreizehn Platten ist deine liebste oder wichtigste?

Primal Fear / Ralf Scheepers: (lacht laut)
Was für eine Frage, natürlich Metal Commando.

Time For Metal / Kay:
Ok, und wenn wir die außen vor lassen?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Dann kommt Apocalypse, wobei Nuclear Fire auch gut war.

Time For Metal / Kay:
Verstehe schon, das ist nicht einfach zu beantworten. Lassen wir das, wäre ja auch blöd, wenn du sagst z.B. New Religion war total schlecht.

Noch mal zu Metal Commando, die ja in verschiedenen Ausführungen auf den Markt kommt. Ist das eine Notwendigkeit, um noch mehr Absätze zu generieren, also eine Marketingstrategie oder gibt es andere Gründe?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Das ist schon etwas für die Fans, du hast ja auch gesagt, du holst dir die rote Vinyl-Ausgabe, weil du es sammelst, und so ist das auch mit anderen Fans. Du musst schon etwas breiter aufgestellt sein, um den unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden. Und wenn da vielleicht noch so ein Bonbon dabei ist, dann macht das schon was her.

Time For Metal / Kay:
Ja, das kenne ich und ist ein leidiges Thema, denn ich tendiere auch zu solchen Käufen, Box-Sets zum Beispiel mit Gimmicks drin, obwohl teuer und ich nicht mehr weiß, wohin damit.

Das wirft die Frage auf, lohnt der CD-Verkauf heutzutage eigentlich noch?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Du hast schon recht, bei mir verschwinden die CDs auch. Ich hab zwar noch welche, aber keinen CD-Player mehr. Hier stehen zwar einige rum, die sind aber kaputt. Der normale Fan hat aber meist noch einen oder zumindest im Auto, aber es wird weniger, trotzdem ist die CD noch immer Hauptdatenträger und 70 bis 80 Prozent der Verkäufe sind CDs.

Time For Metal / Kay:
Da kommt bei mir immer gleich Spotify bzw. ähnlich gelagerte Streamingdienste als Anschlussfrage. Diese Dienste zahlen ja nur Bruchteile von dem, was in Deutschland die Gema ausschüttet. Trotzdem sind sie ein nicht mehr wegzudenkendes Medium. Was ist es für dich? Fluch oder Chance?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ach ja, ich denke eher Fluch. Wir sind da zwar auch vertreten, denn es geht nicht ohne, trotzdem lohnt es nicht. Du brauchst schon einige zigtausend Klicks, um ein paar Cent zu verdienen. Dann kannst dir ja überlegen, was dabei rüberkommt. Das lohnt meist für den Musiker nicht und das hinterlässt bei mir schon so ein Grollen.

Time For Metal / Kay:
Das ist schon problematisch, aber ich kann auch den Nutzer verstehen. Morgen kommt eure neue Platte auf den Markt und kurz darauf ist sie bei den Streamingdiensten zu finden. Ich brauch nicht in den Laden, ich musste nichts bestellen, sondern hab sie zum Release in guter Qualität auf meinem Handy oder zu Hause auf der Anlage. Dann spare ich mir, je nach Version, noch 13 bis 17 oder mehr Euronen und kann viele neue Platten für nen Zehner im Monat hören. Und so entwickelt sich das, aber das brauch ich dir ja nicht erzählen. Verstehen tue ich das schon, ist aber natürlich schade. Nur die echten Fans (oder Jäger und Sammler) wollen sich das in den Schrank stellen.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ich sag ja, es ist für den bekannteren Musiker eher Fluch, für junge neue Bands eine gute Plattform. Eigentlich soll Spotify die Leute animieren, sich dann die Band live anzusehen. Das bringt uns dann was.

Time For Metal / Kay:
Dann kann man da die Platte oder Shirt und sonstiges Merch noch erstehen und signieren lassen (grins).

In Anbetracht der Zeit vertiefen wir das mal nicht weiter. Was machst du eigentlich, wenn Primal Fear mit Rock Meets Klassik auf Tour sind? Du wirkst da ja nicht mit.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Zu Anfang war ich noch dabei und habe im Background Chor mitgesungen. Insgesamt drei Jahre, von 2011 bis 2014, hab ich das mitgemacht, dann wurde das aber auch zu viel und ich fand es dann auf Dauer auch komisch, da rumzustehen. Nicht falsch verstehen, es hat schon Spaß gemacht, aber es war dann einfach zu viel. Ich verbringe meine Zeit dann mit anderen Dingen.

Time For Metal / Kay:
Zum Beispiel mit Blackwelder? (Anm. Band von Seven Seraphim, Gitarrist Andrew Szucs, bei der Ralf Scheepers als Sänger fungiert.)

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Nee, da ist derzeit nichts in der Pipeline. Wir haben zwar mal telefoniert, aber dann ist das im Sande verlaufen. Ich hör grad nichts von Andrew und mache derzeit einige andere interessante Sachen.

Time For Metal / Kay :
Ok, vielleicht kommt ja irgendwann noch mal was. Welche musikalischen Einflüsse haben Ralf Scheepers denn so inspiriert und was hörst du heute noch so?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Naja, die achtziger Jahre waren da Pate: Priest, Saxon, Maiden und solche Sachen, aber du wirst lachen, heute höre ich gar nicht mehr so viel und wenn, dann schon mal so, was die Konkurrenz macht. Auch noch immer Priest, denn wir sind inzwischen Freunde geworden. Das, was ich als Teenager gehört und als Band bewundert habe, mit denen bin ich jetzt befreundet. Da wir mit Judas Priest getourt haben, hat sich das so ergeben. Das hätte man damals nicht für möglich gehalten.

Time For Metal / Kay :
So kann es kommen und ist doch auch klasse.

Was ist mit einer Primal Fear plays by and with Symphonic Orchester?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Never say never, aber eigentlich macht der Mat da schon genug und irgendwann ist das ja ausgelutscht. Es gibt da einen, den Namen nenne ich nicht, der macht das mit ’nem Militärorchester und das will auch keiner mehr hören. Das reicht einmal.

Time For Metal / Kay:
Ich weiß, wen du meinst. Der macht derzeit auch wieder so eine Grillaktion im Fernsehen mit prominenten Musikern als Gast.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ja, hab ich gehört. Öfter mal was Neues…

Time For Metal / Kay:
Was habt ihr denn jetzt in der Corona-Zeit so gemacht? Neue Musik geschrieben?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ja, denke, jeder für sich hat da schon was gemacht, aber wir haben ja trotz allem eine Platte zu promoten. Da sind wir schon mit beschäftigt, dann haben wir Videos gedreht, was auch nicht so ganz ohne ist. Da musst du auch Regeln einhalten, wie Maske tragen oder Abstände einhalten oder andere Vorschriften beachten und das ist nicht so ganz ohne. Dann Interviews geben, gehört auch mit dazu….

Time For Metal / Kay:
Das hab ich bei der Terminfindung mitbekommen. Da sind ja einige, die eins mit euch führen wollen. Du machst da ja auch drei, vier Stück am Tag und das kann ich mir auch anstrengend vorstellen.

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ich hab mal einen Tag sechs Stunden lang Interviews gegeben, das geht einfach nicht. Da sind amerikanische Magazine bei und da musst du dich echt konzentrieren. Das hab ich dem Markus (Anm. Markus Wosgien, Head Of Promotion bei Nuclear Blast) auch gesagt und so haben wir das etwas runtergefahren. Sind aber schon einige..

Time For Metal / Kay:
Das versteh ich gut. Und vor allem, bei so vielen Interviews doppeln und vervielfachen sich ja immer die gleichen Fragen. Tut mir leid, wenn ich auch das Gleiche gefragt habe, wie alle anderen (zerknirscht).

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Nein, alles gut, das ist das Business. Und es sind doch oftmals andere Sachen, die zur Sprache kommen.

Time For Metal / Kay:
Dann bin ich beruhigt. Wir sind aber auch fertig und du hast alle meine Fragen beantwortet. Bestimmt hast du einen Folgetermin. Liest du dir deine Interviews auch mal durch?

Primal Fear / Ralf Scheepers:
Ja, um halb ist der nächste Kandidat dran. Meine gegebenen Interviews lese ich mir nur ab und an durch, aber nicht alle.

Damit endet das Interview mir Ralf Scheepers, das wir über Skype geführt haben.