Kambrium – Synthetic Era

Kämpfen sich durch eine ferne Galaxy

Artist: Kambrium

Herkunft: Helmstedt, Deutschland

Album: Synthetic Era

Spiellänge: 69:23 Minuten

Genre: Melodic Death Metal

Release: 09.07.2021

Label: Reaper Entertainment

Link: https://www.facebook.com/Kambrium

Bandmitglieder:

Gesang, Bass – Martin Simon
Gitarre, Gesang – Karsten Simon
Gitarre, Gesang – Maximilian Werner
Komponist & Orchestrierung – Jan Hein
Schlagzeug, Perkussion – Fabien Chmiel

Tracklist:

  1. Neon Death (Intro)
  2. Cybernetic Overload
  3. Shadow Construct
  4. Creator Of Dreams
  5. Nature, Error: 404
  6. Ghost Of The Machine
  7.  To The Core
  8. Holographic Satisfaction
  9. Synthetic ERA
  10. Nightly Beast Mode
  11. Transcendence
  12. After It All

Wow, die bereits achte Veröffentlichung von Kambrium zieht schon weite Kreise und wird Anfang Juli das Licht der Welt erblicken. Vor 16 Jahren wurde die melodische Death Metal Formation in Helmstedt gegründet. Bei diesen Zahlen merkt man erst, wie schnell die Zeit vergangen ist – wir werden tatsächlich alle alt. Synthetic Era darf es also in diesem Jahr richten. In über einer Stunde Spielzeit dringen die deutschen Metaller ganz tief in die Weiten des Sonnensystems ein, um einen kosmischen Todesstrahl gen Erde zu schicken. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man behaupten wollen, Reaper Entertainment saugt aktuell gezielt jede potenziell erfolgversprechende Gruppe auf und gibt ihr eine Perspektive. Die Labelfamilie wächst und wächst, und das auf einem sehr ansprechenden Niveau. Keineswegs geht die Crew als Billigdiscounter auf Rattenfang, sondern bietet ein professionelles Umfeld, bei der die Band nicht zu kurz kommt und eine Entfaltung bzw. neue Entwicklung ermöglicht wird. Seit 2014 steht das Line-Up auf einem festen Sockel und konnte gemeinsam wachsen. Das neueste Ergebnis wollen wir uns nun einmal genauer anhören.

Ein klassisches Intro mit dem Titel Neon Death bringt Kambrium in Schwung. Anstatt einen Zeitsprung in die Vergangenheit von vor 500 Millionen Jahren zu machen, hüpft das Quartett mutig in die Zukunft. Nach dem Motto „Lost in Space“ trudelt die Raumkapsel durch das tiefe, weite All. Vorab wurde das Leben durch Korruption, Gewalt und die tiefe Spaltung der Gesellschaft unerträglich gemacht. Losgelöst von diesem Ballast und auf der Suche nach einem festen neuen Halt, schiebt die Raumkapsel mit Cybernetic Overload und Shadow Construct weiter ins Ungewisse. Symphonisch untermalt hauen Jan Hein und Fabien Chmiel bestimmende Melodien raus, die den Hörer an den heimischen Stuhl fesseln. Gesanglich bleibt das Konzept nicht stur im Konzept. Martin Simon dringt zwar tief in die melodische Death Metal Szene ein, die jedoch nicht wie ein Klotz am Bein die Truppe schwer belastet. Heavy Metal Gedanken und Power Metal Strukturen spielen dem schwerelosen Haufen positiv in die Karten. Kastendenken war gestern, davon machen Kambrium schon länger keinen Gebrauch mehr. Die Früchte ernten sie spätestens mit diesem Album. Authentisch bringt Synthetic Era die Flucht aus dem Hier und Jetzt zum Tragen. Den Blick starr, aber nicht unflexibel in die Zukunft gerichtet, spucken sie Todesblei aus, das spacig den Nerv der Zeit trifft. Nicht übertrieben, mit den Füßen auf dem Boden der Tatsachen, können sie auch längere Nummern wie Ghost Of The Machine oder den Titeltrack Synthetic Era bringen, ohne das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Einem Langeisen den Preis des besten Studioalbums zu geben, fällt mir immer sehr schwer. Vor allem, da hier allein die letzte Veröffentlichung Dawn Of The Five Suns so positiv im Kopf geblieben ist. Egal wie sehr man es dreht und wendet, genau um diesen Punkt geht es bei den Deutschen. Was etwas abschreckt: Im insgesamt guten Zusammenschluss sucht man vergebens die zwei, drei Live-Hits, die das Publikum vom Hocker hauen könnten. Mit diesem kleinen Manko im Gepäck müssen nicht nur die ganz langen Sequenzen leben, sondern auch die deutlich kürzeren Aufnahmen.

Kambrium – Synthetic Era
Fazit
In die Top drei der Kambrium Diskografie schafft es Synthetic Era allemal. Ob es für den Platz an der Sonne reicht, muss jeder selber entscheiden. Die Entwicklung spricht für die Männer aus Helmstedt. Nach dem Motto "Stillstand bedeutet Tod" agieren Frontmann Martin Simon und Strippenzieher Jan Hein sehr umsichtig, ohne den Mut zur Lücke aus den Augen zu verlieren. Einen positiven Moment bilden die über drei Minuten vom To The Core Soundtrack mitten im Herz des Silberlings. Trotzdem bleibe ich dabei: Es fehlen auf den Durchschnitt gesehen zu viele kleine Identifikatoren. Die Messlatte liegt hoch und genau da möchte ich persönlich sie bei Kambrium auch haben. Einfach kann jeder und das wiederum wäre nicht der Weg der ambitionierten Truppe. Weniger ist manchmal mehr - was für die Zukunft tatsächlich besser wäre, kann man sehr schlecht sagen. Mit welcher Art die Musiker nach vorne preschen und die Lücke im Geflecht der Zukunft suchen, könnte ganz klar der Schlüssel zum Erfolg sein. 

Anspieltipps: Cybernetic Overload und Holographic Satisfaction
René W.
8.2
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9.4
8.2
Punkte