Like A Storm – Catacombs

“Aller guten Dinge sind tatsächlich drei“

Artist: Like A Storm

Herkunft: Auckland, Neuseeland

Album: Catacombs

Spiellänge: 47:55 Minuten

Genre: Alternative Metal

Release: 22.06.2018

Label: Red Music

Link: https://www.facebook.com/LikeAStorm/?ref=br_rs

Produktion: von Chris, Matt und Kent Brooks

Bandmitglieder:

Gesang, Didgeridoo, Gitarre und Keyboard/Programming – Chris Brooks
Gitarre, Backgroundgesang und Keyboard/Programming – Matt Brooks
Bassgitarre und Keyboard/Programming – Kent Brooks
Schlagzeug – Zach Wood

Tracklist:

  1. The Devil Inside
  2. Out Of Control
  3. Catacombs
  4. Complicated (Stitches & Scars)
  5. Solitary
  6. The Bitterness
  7. Until The Day I Die
  8. Hole In My Heart
  9. Bullet In The Head
  10. These Are The Bridges You Burned Down
  11. Pure Evil

 

Schon ziemlich früh in ihrer Bandgeschichte haben die Jungs von Like A Storm in den Vereinigten Staaten von Amerika ihr Basislager aufgeschlagen, aber ihre neuseeländischen Wurzeln können und wollen sie natürlich auch weiterhin nicht verleugnen. Weiterhin bezeichnen sie selbst ihre Musik als „Didgeridoo-Metal“ und setzen dieses Instrument auch punktuell in ihren Songs ein. Darauf sollte man sie aber nach wie vor nicht reduzieren, denn auch auf ihrem dritten Album Catacombs, das am 22.06. über Red Music veröffentlicht wird, zeigen sie, wie richtig guter Alternative Metal geht.

Ziemlich ungewöhnlich ist auch die Geschichte, wie es zum Albumtitel kam. Die Jungs sind ja scheinbar nur auf ausgedehnten Tourneen unterwegs, und während eines freien Tages in Paris sind sie dann hinabgestiegen in die unterirdische Welt des städtischen Beinhauses. Dorthin wurden in den stillgelegten unterirdischen Steinbrüchen von Petit-Montrouge nach der Schließung vieler Pariser Friedhöfe die Gebeine von ungefähr sechs Millionen Toten überführt und fanden dort ihre letzte Ruhestätte. Diesen Kontrast von oben und unten kann man auch auf das Innere und Äußere übertragen, das das Leben jedes Menschen ausmacht und das die Jungs von Like A Storm zu den elf Songs inspiriert haben, mit denen Catacombs aufwartet. Dazu passt dann sicherlich auch das Albumcover, dessen Klecksbild auch direkt aus einem Rorschachtest (ein psychodiagnostisches Testverfahren, das von dem Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Hermann Rorschach entwickelt wurde) entnommen sein könnte.

Wie schon beim Vorgängeralbum Awaken The Fire aus 2015 startet auch Catacombs mit ein paar Tönen vom Didgeridoo, die aber schnell von brezelnden Gitarren und einem wabernden Bass abgelöst werden. Alternative Metal at its best mit einem Chorus, der so schnell nicht mehr aus dem Hirn geht. Die Erfolgsformel von Love The Way You Hate Me, das auch auf dem Vorgängeralbum aus 2015 zu finden ist, behalten die Jungs natürlich bei, und das ist auch gut so. Abschrecken lassen sollte man sich auch nicht davon, dass bei den drei Brüdern immer „Keyboard / Programming“ steht. Die Klänge halten sich überwiegend im Hintergrund und verleihen den Songs manchmal etwas Sphärisches, das wird aber nicht überstrapaziert, und es steht eindeutig die rockige Seite im Vordergrund. Dabei beherrschen Like A Storm eins wirklich sehr gut, nämlich eingängige und nachhaltig im Hirn bleibende Refrains zu schreiben.

Auch auf Catacombs gibt es wieder (Power-)Balladen. Die erste ergibt sich fast aus dem Songtitel Solitary, der dann auch tatsächlich mit ziemlich vielen elektronischen Spielereien, inklusive verfremdeter Stimme, daherkommt. Im Gegensatz zum Songtitel ist der folgende Song The Bitterness allerdings keine Ballade, sondern tatsächlich der schnellste Track des Albums. Erinnert ein wenig an die neuen Sachen von Bullet For My Valentine, die ja scheinbar auch gern mehr Airplay hätten. Die nächste Ballade lässt dann aber nicht lange auf sich warten, sehr düster schleicht sich Until The Day I Die mit seinen wabernden Gitarrenläufen, einem kurzen aber tollen Solo und einer passend in Szene gesetzten Rhythmusfraktion an Bass und Schlagzeug in die Gehörgänge. Fast zum Verwechseln ähnlich schließt gleich Hole In My Heart an, der wartet allerdings mit einigen, von geilen Double-Base-Attacken begleiteten Tempoausbrüchen auf. Auch Bullet In The Head lebt von sich ja bekanntlich anziehenden Gegensätzen. Da leben nämlich die mit verspielten Keyboard-Einlagen und Didgeridoo-Klängen aufwartenden Parts in friedlicher Koexistenz mit den absolut zum Headbangen und Abgehen auffordernden Metal-Sequenzen.

Wie schon auf dem Vorgängeralbum gibt es auch hier zwei Tracks, die die Fünf-Minuten-Marke knacken. Hole In My Heart ist einer der davon, der letzte Song Pure Evil kommt sogar auf fast sieben Minuten. Definitiv der anspruchsvollste Song auf Catacombs, denn was die Jungs da alles reingepackt haben, ist nicht einfach nur ein „Rausschmeißer“, sondern will Aufmerksamkeit. Sehr launenhaft, zwischen einem grandiosen Wutausbruch und der Leere danach wechselnd, hin- und hergerissen zwischen Aufbäumen und Resignation, das ist, wie der Titel schon sagt, das absolute Übel. Diesen grandiosen Song an das Ende zu setzen, finde ich sehr mutig, denn hier könnte dieses Meisterwerk tatsächlich untergehen. Andererseits setzt es einen tollen Schlusspunkt.

In die Fußstapfen von Love The Way You Hate Me tritt sicherlich der Opener des Albums, und hier kommt auch schon das Video zu The Devil Inside:

Fazit: Bei Bands, die sich nicht gerade im Progressive oder Extreme Metal tummeln, bin ich eigentlich immer ganz froh, wenn sie ihren Stil nicht oder zumindest nicht allzu sehr verändern. Oft gefallen mir die neuen musikalischen Pfade dann eher nicht so gut. Insofern machen Like A Storm auch mit Catacombs wieder alles richtig und liefern das, was ich erhofft habe. Für Fans von reinrassigem Alternative Metal dürfte das insgesamt ein wenig zu "verspielt" sein, auch wenn natürlich auch Like A Storm mit brachialem Klanggewitter aufwarten können. Und wer mit Alter Bridge, Gojira oder Godsmack die Bühnen teilen darf, über die kann man wohl sagen "they've got balls"!

Anspieltipps: The Devil Inside, Complicated (Stitches & Scars), Until The Day I Die, Hole In My Heart und Pure Evil
Heike L.
9
Leser Bewertung2 Bewertungen
9.3
9