“Dark Rock wird erneut Kammermusik tauglich!“
Artist: Lord Of The Lost
Herkunft: Hamburg, Deutschland
Album: Swan Songs II
Spiellänge: 43:27 Minuten
Genre: Gothic Rock, Gothic Metal
Release: 06.10.2017
Label: Napalm Records
Link: http://lordofthelost.de/
Bandmitglieder:
Gesang und Violoncello – Chris Harms
Akustische Gitarre – Pi
Akustischer Bass – Class Grenayde
Piano, Orgel, Cembalo, Klavier, Percussions – Garret Dirge
Tracklist:
- Waiting For You To Die
- Lighthouse
- The Broken Ones
- My Better Me
- Ribcages
- Wander In Sable
- The Devil You Know
- We Were Divine
- From The Brink Of The Other World
- Fall Asleep
Wie fange ich an… – es fällt mir schwer. Ich mag Lord Of The Lost. Mir gefällt der Gesang von Chris Harms, wenn er seine Songs von der Bühne knallt. Dazu kommt die handfeste Unterstützung von Multiinstrumentalist Garret Dirge und natürlich Pi an der elektrischen Gitarre, dazu die Bassläufe von Class Grenayde und bis vor Kurzem auch noch Tobias Mertens am Schlagzeug. Das alles wird hier vergeblich gesucht. Und das ist so beabsichtigt. Nach Swan Songs aus dem Jahre 2015, bei dem viele eigene Songs entsprechend arrangiert waren, sind auf Teil II nun komplett neue Kompositionen vertreten. Der orchestrale Part steht eindeutig im Vordergrund, ab und an darf mal die Akustische mit einsetzen. Piano, Streicher, Kammerorchester, dazu dann die über allem tonende tiefe Stimme von Chris Harms, die hier deutlich in Szene gesetzt wird. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, bekommt eine Fortsetzung des überaus erfolgreichen ersten Teils.
Gleich beim ersten Track kommt die Erfolgsgeschichte deutlich zum Tragen. Von der akustischen Gitarre eingeleitet, singt Chris bei Waiting For You To Die sehr emotional mit einer noch tieferen, rauchigeren Stimme als auf dem ersten Teil. Das relativ schnelle Stück besticht durch einige Rhythmuswechsel und ist ein guter Einstieg. Bei Lighthouse wird es deutlich ruhiger aber durch die ansteigende Instrumentalisierung zum Refrain hin sehr stimmungsvoll. Da kann auch ein Metaler mal zuhören. Song Nummer drei startet mit schnellen Streichern. Das hört sich schon dramatisch an und könnte auch zu einem Cinetrack werden. Aber dann wird der Gesang in den Mittelpunkt gerückt und das Stück ist dadurch seiner anfänglichen Geschwindigkeit beraubt. Im Verlauf werden Instrumente und Gesang zu einer zusammenpassenden Einheit. The Broken Ones, so der dritte Titel, gefällt mir mit am besten.
Bei My Better Me erinnert mich der Refrain und die noch etwas tiefere Stimme etwas an Mono Inc. Das Piano harmoniert schön mit Chris Harms und verleiht dem Stück etwas Erhabenes. Die ruhige Grundstimmung bleibt auch bei Ribcages erhalten. Deutlich die Ausprägung auf den Gesang. Beim Refrain wird es dann etwas flotter. Ganz anders in Wander In Sable. Das lange instrumentale Intro dient nur als Einstimmung für den Harmschen Gesang. Der ist hier aber nicht so vordergründig, eher etwas leiser im Hintergrund gehalten. Den Text hat bei diesem Stück Martin Engler beigesteuert, bekannt als Sänger von Mono Inc.. The Devil You fängt sofort mit der Gesangsstimme an und Instrumental wird eine gewisse Dramaturgie in das Stück gebracht.
We Were Divine besticht durch seine Langsamkeit, die gesteigert wird durch die Pausen im Gesang. Erst im Refrain wird es etwas ausdruckstärker. Die Pianoläufe im Hintergrund setzen nochmals Akzente. Der nächste Track beginnt mit einem längerem Piano Intro, ich gehe mal von Garret aus, der ja auch als Keyboarder bei Lord Of The Lost fungiert und da in seinem Element sein dürfte. Es wechseln sich die beiden Akteure ab, sodass der Spannungsbogen erhalten bleibt und für schöne Effekte sorgt. Die Solo Violine am Schluss des sechs-Minuten-Stückes From The Brink Of Another World passt hervorragend zu diesem Lied. Fall Asleep beschließt das Album. Chris Harms erschafft mit seiner Stimme hier einen leichten Gänsehauteffekt. Sehr schön.