Artist: Magnum
Herkunft: Birmingham, England
Album: The Monster Roars
Spiellänge: 58:46 Minuten
Genre: Hardrock, Melodic Rock
Release: 14.01.2022
Label: SPV/Steamhammer
Link: https://www.facebook.com/magnumbandpage
Bandmitglieder:
Gesang – Bob Catley
Gitarre – Tony Clarkin
Bassgitarre – Dennis Ward
Keyboard – Rick Benton
Schlagzeug – Lee Morris
Tracklist:
- The Monster Roars
- Remember
- All You Believe In
- I Won’t Let You Down
- The Present Not The Past
- No Steppin‘ Stones
- That Freedom Word
- Your Blood Is Violence
- Walk The Silent Hours
- The Day After The Night Before
- Come Holy Men
- Can’t Buy Yourself A Heaven
Wenn eine Band wie Magnum mit kurzer Unterbrechung (unter dem Namen Hard Rain) seit 1972 aktiv ist und in schöner Regelmäßigkeit hochqualitative Alben abliefert, kann ein Jungspund wie ich nur den Hut ziehen. 2022 ist genau das passende Jahr für Album Nummer 22 der Herren um Wunderstimme Bob Catley und Gitarrist Tony Clarkin. Meine erste Begegnung mit den Briten entstand ca. 2014 zur Zeit von Escape From The Shadow Garden. Damals stieß mich Tobias Sammet (Edguy, Avantasia), der unablässig für Magnum die Werbetrommel rührte, auf besagtes Album. Bob Catleys herausragenden Gesang kannte ich schon von Avantasia. Wer sich überzeugen möchte: Songs wie In Quest For oder The Great Mystery wurden durch Bobs Stimme wahrhaft veredelt. Endgültig überzeugt haben mich die Herren dann auf einem Konzert im Jahr 2016. Magnum zeigten den jungen Kollegen, dass Rock ’n‘ Roll fit hält. Nur zur Erinnerung: Catley und Clarkin sind beide Mitte 70. Können die Briten auf The Monster Roars auch nach 50 Jahren noch überzeugen?
Bevor es an die zwölf neuen Songs geht, fällt das düstere Coverartwork mit der Sagengestalt Krampus auf. Statt der verträumten Fantasy-Gestaltung von Rodney Matthews, der in der Vergangenheit diverse Magnum-Alben veredelte, stammt es aus der Feder von Rob Barrow, dem Bruder des ex-Magnum Bassisten Al Barrow. Da bin ich Old School und will den ollen Zauberer zurück. Aber es soll ja um die Musik gehen und diese startet mit dem Titelsong. The Monster Roars beginnt mit Bobs unverkennbarer Stimme zu leichten Keyboardklängen von Rick Benton, der seit 2016 die Tasten bedient. Der ausgewogene Mix aus Gesang, Keyboard und Gitarre ist genau das, was mich an Magnum so fasziniert. Die Kompositionen sind einfach unglaublich harmonisch. Im Mittelteil gibt es dann ein starkes Aufreißer-Solo von Mr. Clarkin. Sein Gitarrensound ist einfach zum Niederknien. Toller Einstieg.
Remember setzt stilistisch genau dort an, jedoch mit etwas stärkerer Betonung auf Keyboard- bzw. Pianoklängen. Der schnellere Teil lädt direkt zum Abtanzen ein. Mit diesen Melodien entführen Magnum den Hörer immer wieder in ihre fantastische Traumwelt. Melodischer Hardrock, ohne den Kitschfaktor über den Rock ’n‘ Roll zu stellen. Garniert wird die Nummer mit einer klassischen Einlage von Rick Benton gegen Ende. Mit All You Believe In folgt die bandtypische, gedankenversunkene Powerballade, auf der abermals das Gitarrensolo heraussticht. Ich wette, dass Tony Clarkin auf den einschlägigen Toplisten der Gitarrenwelt keinerlei Beachtung findet, obwohl seine Spielweise und kompositorischen Fähigkeiten dafürsprechen. Die erste Single I Won’t Let You Down erschien Ende letzten Jahres und hatte mich etwas abgeschreckt. Für die Klasse der Band etwas zu platt. Ganz sicher nicht schlecht, aber in der langen Karriere eher unteres Mittelmaß.
Ungewohnt düstere Klänge schleichen sich an. Die euphorischen Keys nebst den klassischen Rockriffs wechseln die Gefühlslage relativ schnell, nur um wieder zum melancholischen Teil zurückzukehren. Dieses Wechselspiel und der emotionale Text gestalten The Present Not The Past überaus interessant und abwechslungsreich. Mit No Steppin‘ Stones folgt die zweite Singleauskopplung. Laut Tony Clarkin entstand die Idee zum Titel auf einer nächtlichen Fahrt im Tourbus, als er sich ewig lange mit Fahrer Graham unterhielt und nie ausmachen konnte, wo sie sich gerade befanden. Euphorische Bläser dominieren die für Magnum-Verhältnisse untypische Swingnummer, die durchaus Laune macht. Zum Solo packe ich erneut die Luftgitarre aus. Guter Livesong für die kommende Tour. In That Freedom Word rockt die Gitarre dagegen dominanter und wird von gefühlvollen Passagen durchzogen. Bandklassiker wie Days Of No Trust lassen grüßen.
Das längste Stück auf The Monster Roars heißt Your Blood Is Violence und rauscht bei mir durch. Etwas arm an Höhepunkten lautet das Fazit. Denselben Stempel muss ich leider auch Walk The Silent Hours aufdrücken. Das Blatt wendet sich mit The Day After The Night Before, das mich mit seinen coolen Synthies direkt in die Achtziger zurückversetzt. Ein richtiger Powersong. Die letzten beiden Titel stehen auf dem Plan und haben wieder deutlich mehr zu bieten. Come Holy Men hält wieder perfekt die Waage zwischen energetischem Rock und melodischen Keyboardläufen. Magnum-Spirit in bestem Sinne. Der Refrain gehört zu den stärksten auf The Monsters Roars. Can’t Buy Yourself A Heaven ist zum Abschluss einfach eine Schönheit. Der Mix aus akustischen und verzerrten Gitarren schreit die Neunziger laut heraus. Clarkins Soloattacken versetzen mich ein letztes Mal in Verzückung. Ich wünsche euch noch ein langes Leben in dieser Konstellation.