“Nach zwei tollen EPs jetzt endlich das Debütalbum!“
Artist: Mantis
Herkunft: Maaseik, Belgien
Album: Magnolia
Spiellänge: 43:05 Minuten
Genre: Post Metal, Post Rock, Alternative Rock, Noise Rock
Release: 09.03.2018
Label: Eigenproduktion
Link: https://www.facebook.com/MANTISBELGIUM/
Produktion: von Jan Viggria, Mix von Jannes van Rossom, Mastering von Tobias Stieler
Bandmitglieder:
Gitarre – Thomas Francot
Bassgitarre – Filip Tyskens
Keyboard – Jurgen Martens
Schlagzeug – Ruben Vandael
Tracklist:
- Miasma
- Mono No Aware
- Malpurajo
- -7
- Monstro
- Must Put Horns On It
- M
Ich weiß nicht, ob es Euch auch so geht, aber manchmal habe ich so Phasen, da höre ich überwiegend Bands aus einem ganz bestimmten Genre. Im Moment bin ich gerade auf einer Post Rock-Welle. Dabei helfen die diversen Streamingdienste ganz gut, wo man sich einfach mal von den unterschiedlichsten Playlisten inspirieren lassen und auch viele Bands neu für sich entdecken kann. Mit der belgischen Band Mantis, die es seit dem Jahr 2014 gibt, war es etwas anders, die haben sich nämlich sehr nett direkt bei mir vorgestellt und gefragt, ob ich Lust hätte, mir ihr am 09.03. erscheinendes Debütalbum Magnolia anzuhören und vielleicht ein Review drüber zu schreiben. Mit den nötigen Informationen wurde ich auch gleich versorgt, also auf den Link geklickt und gleich beim ersten Track schon begeistert gewesen. Mittlerweile konnte ich auch die beiden EPs, die Mantis in 2016 veröffentlich haben, hören, und kann nur ganz tief meinen imaginären Hut ziehen vor der musikalischen Begabung und den songschreiberischen Qualitäten der vier Jungs, denn Langeweile kommt auch da nicht eine Sekunde auf.
Auf ihrer Facebook-Seite haben die Jungs unter „Genre“ den Post Rock erst an die dritte Stelle gesetzt und dem noch Alternative und Noise vorangestellt. Post Rock an sich ist ja schon sehr vielfältig, und zu jeder Spielart fallen ja auf Anhieb einige Bands als die „typischen Vertreter“ ein. Bei Mantis denke ich aber weniger an Post Rock-Bands, höchstens ab und zu mal an die eher im Post Metal angesiedelten Telepathy, sondern tatsächlich an Bands aus dem Noise Rock oder sogar streckenweise an die Rockbands der 60er und 70er Jahre, wie Led Zeppelin oder auch Deep Purple. Bei Mantis sind grandiose Riffs und meterhohe Soundwände, Harmonien und Disharmonien, Wohlklänge und schräge Töne, hochenergetische Parts genauso wie ruhigere Phasen angesagt. Dabei stellt sich mir insbesondere die Frage, wie die vier das mit nur einer Gitarre hinbekommen, aber ich werde es bald selbst sehen, denn natürlich werde ich mir die Jungs auch live gönnen, und zwar am 31.03. in Nijmegen! Der Bericht folgt dann hier… 🙂
Irgendwie haben Mantis wohl einen Hang zum Buchstaben „M“, denn nicht nur der Bandname und der Albumname beginnen mit diesem Buchstaben, sondern auch alle Songtitel. Los geht es mit Miasma, zu dem Mantis auch ein Video rausgehauen haben. Vorwärts treibt der Song, gleich von Anfang an lassen uns Mantis wissen, welchen Weg sie gehen wollen, nämlich den des Rock. Falls jemand den gleichnamigen Track von Agent Fresco kennen sollte, nein, dieses Mono No Aware hat damit nichts zu tun. Ein fast schon tanzbarer Track mit sehr geilem Einsatz von Percussion-Elementen – oder ist es das Keyboard? –, dessen Gitarrenläufe sich bei mir schon nach dem ersten Hören so tief ins Hirn gebohrt haben, dass ich sie auch jetzt noch immer nicht wieder rausbekomme. Da das Schlagzeug ja mein Lieblingsinstrument ist, lausche ich auch voller Begeisterung, wie Ruben sein Set bearbeitet.
Schwupps, die Gitarren umgestimmt, nimmt deren Spiel im folgenden Malpuraio fast den Lauf aus Mono No Aware auf. Hier erinnert mich das Gitarrenspiel dann ganz besonders an die oben bereits erwähnten Rockbands der 60er und 70er Jahre. Mit nicht mal drei Minuten Spielzeit ist das der kürzeste Track des Albums, bevor -7 seinen Namen Lügen straft, der ist nämlich fast 10 Minuten lang. Mit einem schönen Klavierspiel geht es sehr ruhig los, aber Ruhe ist auf Dauer nicht das Ding von Mantis. Hier, wie auch in einigen anderen Tracks schaffen die Jungs es, bestimmte Parts genau so lange immer und immer wieder zu spielen, dass es einen noch nicht langweilt, bevor dann kleine Korrekturen vorgenommen werden und der Song weiter vor sich hin groovt. Auch nicht ungeschickt ist hier das sehr langsame Ausfaden des Songs und die langsame Reduktion der Instrumente, bevor der Song genauso endet, wie er begann, nämlich mit einem Klavierspiel.
Mit Monstro geht es für mich auch wieder auf eine Zeitreise in die Vergangenheit, es klingt, als ob sich Mantis hier von Soundtracks irgendwelcher Musiksendungen, wie Top Of The Pops oder Musikladen haben inspirieren lassen. Beim Namen des nächsten Songs musste ich dann ein wenig grinsen, denn Must Put Horns On It setzt einem garantiert keine Hörner auf. Hier darf man dann auch tatsächlich mal so etwas ähnlichem wie einem Bass-Solo lauschen, wobei die Songs generell, zumindest so, wie ich sie für dieses Review über Soundcloud höre, sehr basslastig sind. Die Abmischung ist aber tatsächlich so gut gelungen, dass das jetzt nicht negativ gemeint ist.
Mit dem letzten Track des Albums, M, hauen Mantis dann noch einmal einen über 10 Minuten langen Kracher raus, der es mit seinem wunderbaren Gitarrenspiel direkt in meine Favoriten geschafft hat. Hier bewegen sich Mantis wunderbar in einem Kreislauf aus ruhigeren und „noisy“ Parts, und insbesondere mit letzteren lassen sie mich streckenweise auch an die Post Metal-Band Telepathy denken, wobei die noch extremer unterwegs ist. Aber die beiden Bands könnten definitiv ein gutes Line-Up für Liveshows abgeben.
Zum Song Miasma gibt es hier das Video: