Marius Danielsen – Legend Of Valley Doom Part 3

Die Metaloper ist tot, es lebe die Metaloper

Artist: Marius Danielsen

Herkunft: Norwegen, Multinational

Album: Legend Of Valley Doom Part 3

Spiellänge: 76:21 Minuten

Genre: Metal Opera, Melodic Metal, Power Metal, Symphonic Metal

Release: 07.05.2021

Label: Crime Records

Link: https://www.facebook.com/valleydoom

Bandmitglieder:

Gitarre und Gesang – Marius Danielsen
Bassgitarre – Bjørn Helge Lervåg
Schlagzeug – Ludvig Pedersen
Orchestrierung und Gesang – Peter Danielsen

Gastmusiker:

John Rhys-Davies (Herr Der Ringe, Indiana Jones)
Ralf Scheepers (Primal Fear, Gamma Ray)
Daniel Heiman (Lost Horizon, Warrior Path)
Tim “Ripper” Owens (Judas Priest, Iced Earth)
Olaf Hayer (Luca Turilli, Dionysus, Symphonity)
Herbie Langhans (Avantasia, Radiant, Firewind)
Melissa Bonny (Ad Infinitum, Rage Of Light)
Alessio Garavello (Power Quest, A New Tomorrow)
Mathias Blad (Falconer)
Alessandro Conti (Twilight Force, Trick Or Treat, LT’s Rhapsody)
Tommy Johansson (Sabaton, Majestica, ReinXeed)
Elisa Martin (Dark Moor, Fairyland, Hamka)
Marco Pastorino (Temperance, Secret Sphere)
Jonas Heidgert (Dragonland)
Bernt Fjellestad (Guardians Of Time)
Raphael Mendes
Mikael Holst (Timeless Miracle)
Arnaud Menard (Alkemyst)
Anders Sköld (Veonity)
John Yelland (Judicator, Dire Peril)
George Tsalikis (Zandelle)
Brandon Bordman (The Grand Myth)
Anniken Rasmussen (Darkest Sins)

Marco Pastorino (Temperance)
Ty Christian (Lords Of The Trident)

John Rhys-Davies (Herr der Ringe, Indiana Jones)
Roger Watson (Dracula Hörbuch)

Derek Sherinian (Sons Of Apollo, Dream Theater, Kiss, Alice Cooper)

Ketil Strand
Ronni Le Tekrø (TNT)
Richard Fortus (Guns N Roses, The Dead Daisies)
Arjen Lucassen (Ayreon)
Jennifer Batten (Michael Jackson)
Tommy Johansson (Sabaton, Majestica, ReinXeed)
Jimmy Hedlund (Falconer)
Bill Hudson (NorthTale, Doro)
Timo Somers (Delain)
Dushan Petrossi (Iron Mask, Magic Kingdom)
Samuel Lundström (Veonity)
Christian Münzner (Eternity’s End)
Fredrik E. Enochson (Palantir)
Tim Hansen (Induction)
Robin Malm (Vanquisher)
Daniel Carpenter (Celestivl)
Sigurd Kårstad (Darkest Sins)


Tracklist:

  1. Seven Ancient Artefacts
  2. Journey To The North
  3. The Ballad Of Arnoth The Wild
  4. Mines Of Eloroth
  5. Battle For Eloroth
  6. March Into The Storm
  7. Bane Of Lord Cremortius
  8. The Sarlinian Bow
  9. Deep In The Mountain
  10. Tomb Of The Fallen Kings
  11. Stars Will Light The Way
  12. For Our King And For Our Land

Einst gab es einen friedlichen Ort namens Valley Doom – die Kunde, dass Opern der metallischen Sangeskunst gegenwärtig als töricht bezeichnet werden, drang niemals ins Tal der Verdammnis vor. Auch 20 Jahre nach der einzig wahren Metaloper Avantasia und herausragenden „Nachahmern“ wie Aina gibt es nach wie vor Eskapisten, die sich gerne ins Reich der Drachen, Elfen und heroischen Abenteuer flüchten. So auch der Norweger Marius Danielsen, der bereits zum dritten Mal eine Heerschar an tapferen Kriegern um sich versammelt, um die Legend Of Valley Doom zu überliefern. Darunter befinden sich ehrenwerte und verdiente Pioniere der epischen Klänge wie Ralf Scheepers (Primal Fear), Tim “Ripper” Owens (ex-Judas Priest, ex-Iced Earth) oder Lautenschläger Arjen Lucassen (Ayreon). Doch haltet ein, wir können nicht ohne den Zwerg in die Schlacht ziehen: John Rhys-Davies (Gimli aus HdR) ist ebenfalls Teil des Abenteuers.

Gerade in Kommentaren unter Social-Media-Posts von Avantasia-Mastermind Tobias Sammet liest man immer wieder, wie viel Bedeutung und Einfluss die Musik der ersten beiden The Metal Opera Teile auf die heutige Szene haben. Musikalisch wird auf Legend Of Valley Doom Part 3 die gesamte Kitschpalette von Helloween über Rhapsody und natürlich auch Avantasia geboten – inklusive Hörspielsequenzen. Kann das anno 2021 noch funktionieren oder bleibt das Werk in einer Blase aus Ewiggestrigen gefangen?

Stürzen wir uns in die fantastische Welt von Valley Doom: Von Streichern begleitet, leitet uns der Sprecher in die Geschichte ein. Vermutlich stammen die Worte vom bereits erwähnten John Rhys-Davies, denn leider fehlt mir etwas der Überblick bei der Anzahl der Gäste. Wer hätte es vermutet: Valley Doom ist verdammt und irgendjemand muss den Karren aus dem Dreck ziehen. Die Seven Ancient Artefacts sollen uns dabei helfen und liefern sogleich Galoppriffs nebst bombastischer Theatralik und Sirenengesang. Durchschnittlicher Symponic Metal Opener würde ich sagen, der zwei wiederkehrende Probleme zutage fördert: Sowohl die Erzähler als auch die Gitarrensoli wirken an vielen Stellen nicht integriert. Das ist wohl dem Konzept à la „hey XY, schick mir mal eben deine Aufnahmen rüber“ geschuldet. Technisch geht das sauber von der Hand, wirkt aber oft wie Stückwerk.

Weiter geht die Reise mit Journey To The North. Bis auf die gezügelte Geschwindigkeit unseres Schlachtrosses ändert sich nicht allzu viel im Sound. Obacht, ertönt hier etwa die Stimme von Bruce Dickinson? Ein Blick auf die Gästeliste verneint diese Annahme. Vermutlich nur ein Sangesbarde mit einer Vorliebe für eiserne Jungfrauen. Der Refrain lässt mich erstmals mein Schwert zücken und gen Himmel strecken. Ein erstes Funkeln am Firmament erscheint mit dem epischen Schmachtfetzen The Ballad Of Arnoth The Wild, der ganz in der Tradition von Avantasias Farewell ertönt.

„Eine Miiiiine!“, sagt eine Stimme mit Gimlis Tonfall in meinem Kopf, als es hinab in die Mines Of Eloroth geht. Passend dazu greift auch der „Narrator“ John Rhys-Davies wieder ins Geschehen um das Königreich der Zwerge ein. Wenn sich die Ohren eines Dream Theater Fans nicht täuschen, geht das Keyboardsolo auf das Konto von Derek Sherinian, der wenige Jahre über die Tasten der US Progger flitzte. Während die Soli von Keyboard und Gitarre gerade Progfans in Verzückung geraten lassen, wird der Rest des Songs von einem cheesigen Dauerton auf den schwarzen und weißen Tasten übergossen – Kitsch overload. Die Schlacht muss geschlagen werden und so geht es auf hohem Bombastlevel weiter. Die Growls in Battle For Eloroth rechne ich Melissa Bonny (Warkings, Ad Infinitum, Rage Of Light) zu. Eine nette Abwechslung zu den Kollegen am Mikro, die fast alle in hohen Gefilden unterwegs sind.

Die Minen wurden zurückerobert und der gesprochene Part zu Beginn von March Into The Storm will wieder nicht so recht zum Rest passen. Bis auf die abermals starken Gitarrensoli springt der Funke hier nicht über. Das knapp neunminütige Bane Of Lord Cremortius kann mich da schon eher aus dem Sattel boxen. Die Chöre nehmen Rhapsody-Dimension an und die Soli wirken melodischer und passender als zuvor. In ebenfalls epischer Länge wird in The Sarlinian Bow ein Bogen besungen – okay, wenn’s schön macht. Der weibliche Gesang ab Minute 1:15 kommt reichlich schräg daher. Der Refrain könnte ebenfalls aus dem Turilli-Multiversum stammen, ohne dessen Klasse zu erreichen.

Mit Deep In The Mountain und Tomb Of The Fallen Kings folgen zwei Songs, die das Ruder wieder herumreißen. Das zuerst genannte Stück klingt getragener und erwachsener als das bisher dargebotene. Was vor allem an der nahezu perfekten Zusammenstellung starker Sänger liegt. Primal Fear Sirene Ralf Scheepers singt sie vor der Grabstätte der gefallenen Könige trotzdem alle an die Wand. Das folgende Stars Will Light The Way möchte eine Prototyp-Highspeed-Nummer des Power Metal sein – sorry, die existiert mit Reach Out For The Light von Avantasia bereits.

Der letzte Morgen dämmert und Spoileralarm, Valley Doom wird gerettet: „For the king, for the land, for the mountains …“, oh sorry, falsche Band. For Our King And For Our Land muss es richtigerweise heißen. In die Schlussnummer versucht Marius Danielsen noch mal alles an Bombast, Kitsch und Epik zu prügeln, was möglich ist. Die Geschichte wirkt in den Gesangskontext gezwungen, als wenn jemand versucht, einen Fantasy-Roman eins zu eins zu singen. Das wirkt unrund und überladen. Dennoch tanzen alle Krieger, Zwerge, Elfen und wer auch immer jauchzend und frohlockend im Kreis und feiern sich selbst und das ehrwürdige Örtchen Valley Doom.

Das weniger manchmal mehr ist, beweist der Italiener Mauro Paietta in seiner neuen Metaloper The Anger Is Never Over.

Marius Danielsen – Legend Of Valley Doom Part 3
Fazit
Gut umgesetzt, wenig originell – so könnte man die Metaloper des Norwegers Marius Danielsen in wenigen Worten beschreiben. Bei den genannten Genres und dem aufdringlichen Namedropping der zahlreichen Gäste wird man das Gefühl nicht los, dass man diese Scheibe schon hundertmal besprochen hat. Tobias Sammet, Timo Tolkki und der musikalische Pate Luca Turilli, sie alle haben das schon vor 20 Jahren gemacht. Darauf folgten zahlreiche Projekte, die dieses Niveau nie erreichten. Dennoch scheint es auch im Jahr 2021 eine Nachfrage für diese Art des symphonischen Metals zu geben. Mr. Danielsen ist zwar offensichtlich kein Vorreiter mehr, hat jedoch genug Pfeile im Köcher, um diese Schlacht erfolgreich zu schlagen.

Anspieltipps: The Ballad Of Arnoth The Wild, Bane Of Lord Cremortius und Deep In The Mountain
Florian W.
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