Most Wanted: Peace – Benefizfestival am 02.04.2022 in den Holstenhallen Neumünster

Benefizfestival für die Kinder aus der Ukraine ein voller Erfolg

Event: Most Wanted: Peace – Benefizfestival

Bands: Artefuckt, Chris Boltendahl, Doro, Ohrenfeindt, Drunken Swallows, The Unity, Motorjesus, Nitrogods, Kärbholz, AnneTheke

Ort: Holstenhallen, Neumünster, Schleswig-Holstein

Datum: 02.04.2022

Kosten: Festival ab 25,00  €

Zuschauer: geschätzt ca. 1000

Genre: Rock, Metal, Punk

Veranstalter: Kindergarten Live Agency

Link: http://www.most-wanted-festival.com/

Setlisten:

1. Jung & Rebell
2. E.h.a.u.l
3. Eskalieren
4. Nur Mit Dir
5. Überschallgeschwindigkeit
6. Jajaja

1. Black Car Driving Man
2. Rebel Dayz
3. Breaking Loose
4. At Least I´m Drunk
5. Lipsymch Stars
6. Boogeyman
7. Rats & Rumours
8. Damn Right
9. Wasted In Berlin

1. Rebellion
2. Heavy Metal Breakdown

1. Intro
2. Drive Through Fire
3. Dead Army
4. Fist Of The Dragon
5. King Of The Dead End Road
6. Motor Discipline
7. Hellbreaker
8. A New War + Medley
9. The Outrun

Leider nicht vorhanden

1. Revenge (Intro)
2. Last Betrayal
3. No Hero
4. No More Lies
5. Welcome Home
6. We Don´t Need Them Here
8. Never Forget

1. Das Geld Liegt Auf Der Straße
2. Porschekiller
3. Motor An
4. Du brauchst Rock
5. Auf Die Fresse Ist Umsonst
6. Rock´n´Roll Sexgott
7. Kann Ich Dich Nach Hause Fahren
8. Jetzt Oder Nie
9. Tanz Nackt

1. Laternenlicht
2. Überdosis Leben
3. Niemals Fallen
4. Ewig Leben
5. Einsamer Ort
6. Das Hier Ist Ewig
7. Mutmacher
8. Feuerräder
9. Tiefflieger

1. I Rule The Ruins
2. Raise Your Fist
3. Burning The Witches
4. Blood, Sweat And Rock´n´Roll
5. Soldier Of Metal
6. Für Immer
7. You´re My Family
8. All For Metal
9. All We Are
Zugabe:
10. Metal Racer
11. Breaking The Law
12. East Meets West

Leider nicht vorhanden

 

Nur drei Wochen Vorlaufzeit hatte Kai Michelmann von der Kindergarten Live Agency, um dieses Benefiz-Festival für Save The Children, die notleidende Kinder in der Ukraine unterstützen, aus dem Boden zu stampfen. Bis auf die Zuschauerzahl ein für mich perfekt organisiertes, nebenbei gesagt.

Sage und schreibe zehn Acts standen auf dem Line-Up. Wer sich wie ich im schmutzigen Rock ’n‘ Roll zu Hause fühlt, leckte sich bei den Namen die Finger. Der Einlass beginnt bereits um 14 Uhr. Zeit, sich in der Halle zu orientieren und mit den ersten bekannten Gesichtern zu plaudern. Opener ist dann um 15 Uhr eine neu formierte Truppe aus Bad Segeberg, nur ein paar Kilometer von Neumünster entfernt. AnneTheke bringen bereits eigene Fans mit, obwohl dies ihr erster offizieller Auftritt ist. Die Jungs haben bereits alle in Bands gespielt, bringen so neben Familie und Freunde eine Fanbase mit. Sie haben einen Slot von 30 Minuten und nutzen ihn. Bereits mit den ersten Takten gehen die Jungs ab wie Schmitz Katze und locken die „Draußen-Raucher und Biertrinker“ in Windeseile in die Halle. Schwere Riffs mit deutschen Texten nehmen das Publikum sofort mit. Ihr Auftritt macht Geschmack auf mehr, da sind wir uns unter den Kollegen schnell einig.

Nitrogods; Foto: Norbert Czybulka

Die Umbaupausen beschallt das Ballroom Hamburg DJ-Team. Am großen gemeinsamen Merchstand bedienen sie die Kundschaft auch mit eigens gestalteten Shirts, deren Einnahmen natürlich auch dem guten Zweck dienen.

Gerade 20 Minuten Pause sind eingeplant, um die nächste Band auf die Bühne zu bringen. Die Nitrogods sind schon 20 Jahre im Geschäft. Das Trio um Henny Wolter (Gitarre & Gesang), Oimel Larcher (Gesang & Bass) und Klaus Sperling (Schlagzeug) lässt ihren Rock ’n‘ Roll der Straße lautstark durch die ehrwürdige Holstenhalle klingen. Auch hier schwere Riffs, die sofort in den Gehörgang gehen und Spaß verbreiten.

Chris Boltendahl mit Motorjesus; Foto: Norbert Czybulka

Der nächste Name auf dem Line-Up ließ die Fans im Vorwege etwas Rätseln. „Chris Boltendahl performt Grave Digger Songs“ stand auf dem Plakat. Das dazugehörige Line-Up gab nur 15 Minuten vor. Die Auflösung folgt auf der Bühne. Er performt zwei der größten Hits der Band, Rebellion und Heavy Metal Breakdown, zusammen mit den befreundeten Motorjesus, die im Anschluss nahtlos mit ihrem eigenen Programm weitermachen. Die Halle kocht schon jetzt, dabei ist es gerade mal halb sechs! Boltendahl muss aus terminlichen Gründen direkt nach seinem Auftritt zurück nach Köln. Motorjesus stammen aus Mönchengladbach und promoten ihr letztjähriges Album Hellraiser (Review hier). Auch sie räumen mächtig ab. Manch ein Besucher kannte sie erst nach ihrem Auftritt im WDR Rockpalast. (Psst! Der Stream ist noch in der 3sat-Mediathek!)

Wo hat die Deutschrock-Band Artefuckt aus Rheinberg (Regierungsbezirk Düsseldorf) ihre Fans versteckt? Zuvor unauffällig, rockt die erste Reihe komplett textsicher mit. Ihnen sind 40 Minuten gegeben, sich neue Fans zu erobern. Dieses dürften sie mit ihrem ehrlichen und schnörkellosen Rock geschafft haben. Neben Songs ihres aktuellen Albums Gemini präsentieren sie ihre neue Single Stop War passend zum Festival.

The Unity; Foto: Norbert Czybulka

Spätestens jetzt besteht das Line-Up nur noch aus Headlinern. Gestartet wurden The Unity 2016 als Nebenprojekt der Gamma-Ray-Mitglieder Henjo Richter und Michael Ehré. Mittlerweile lieferten sie ihr drittes viel beachtetes Melodic Power Metal Album ab. Leider fielen die letzten beiden geplanten Touren der Pandemie zum Opfer. So komme ich heute zum ersten Male in den Genuss, ihren Bombastsound erleben zu dürfen.

Ohrenfeindt; Foto: Norbert Czybulka

Dass „Vollgasrock aus St. Pauli“ nicht nur eine leere Worthülse ist, beweisen Ohrenfeindt im Anschluss. Mit den ersten Riffs stampft der Porschekiller Keule Rockt alias Pierre Blesse über die Bühne. Chris Laut macht aus seinem Namen am Bass Programm und der neue Drummer Robert „Jöcky“ Jöcks, der heute nach dem Abschied von Andi Rhode seine offizielle Live-Premiere feiert, lässt nichts an Dampf vermissen. Manch einer wird den erfahrenen Hochleistungsschlagzeuger vielleicht schon einmal mit seiner Percussion-Show Boundz gesehen haben. Auch dieses Trio konnte ihr neues Album Krawallgeigensymphonie (Review hier) nicht auf Tour vorstellen.

Der heutige Moderator Maschine Nitrox, nicht nur THW Kiel Fans und Wacken Late Night Besucher bekannt, führt gewohnt lässig durch das Programm. Die Versteigerung einer von Wacken Opa Günter gespendeten Gitarre mit den Unterschriften von Rose Tattoo wird von Adrian Kühn (Kärbholz) unterstützt. Während Günnie und Maschine das Publikum animieren und Gebote einsammeln, spielt er auf der Bühne das Unikat, mit sichtlich Spaß bei der Sache. Die Aktion bringt die Spendensumme von 950 Euro zusammen. Lautstark gegen Krebs hat wieder ein enormes Ergebnis für einen wohltätigen Zweck erfüllt.

Adrian Seidel von Kärbholz mit der von Rose Tattoo signierten Gitarre; Foto: Norbert Czybulka

Wie auch Ohrenfeindt kommen bei Kärbholz ebenfalls nur deutsche Texte zum Einsatz. Das Quartett kommt aus dem Süden Nordrhein-Westfalens. Ihr Gemisch aus Rock, Indie und Punk mit sozialkritischen Texten kommt immer mehr an und ihre Fangemeinde wächst zusehends. Auch ihnen machte die Pandemie einen Strich durch die Rechnung und ließ ihre Supporttournee zum letztjährigen Album Kontra (Review hier) ausfallen. Wie bei Ohrenfeindt, sitzt auch hier nicht der bisher gewohnte Drummer in der Schießbude. Allerdings aus anderem Grund. Ihr Henning Münch hat sich leider verletzt und musste am Knie operiert werden. Ein bekanntes Gesicht übernimmt aushilfsweise den Job. Ihr Freund Alexander Dietz, seines Zeichens Gitarrist bei Heaven Shall Burn, strahlt dem Publikum entgegen und erledigt den Job mit Bravour.

Der ambitionierte Zeitplan ist schon etwas arg strapaziert. Alles wartet auf die „Queen of Heavy Metal“, den Hauptact Doro Pesch. Mit ihrer damaligen Band Warlock aufgewachsen, freue ich mich immer wieder auf ihre Gigs. Ein Hitfeuerwerk und gute Laune garantiert. Dauern ihre Konzerte normal über zwei Stunden, steht ihr heute lediglich ein Slot von 45 Minuten zur Verfügung. Dementsprechend straff ist die Doro-Setliste. Ihre Hymnen Raise Your Fist und Wie Immer fehlen natürlich genauso wenig wie die Judas Priest Kopie von Breaking The Law als Zugabe. Die Gute ist nur zehn Monate jünger als ich, aber ihre Form auf einer Bühne ist wie immer bestechend. Wie ein Wirbelwind schafft sie es wie immer, das Publikum mitzunehmen und zu begeistern, egal wer vor ihr steht.

Doro; Foto: Norbert Czybulka

Es ist nach Mitternacht. Füße und Rücken schmerzen. Die Speicherkarte der Kamera zickt rum. Eine Band darf noch den Rausschmeißer spielen. Heute bilden die Drunken Swallows vom Timmendorfer Strand den Abschluss des Festivals. Es leert sich zusehends. Auch die sympathischen Jungs von der Lübecker Bucht promoten mit ihrer Setliste ihr neues Album Herzlaut (Rezension hier). Die Bauspar-Punks verbreiten gute Laune trotz körperlicher Wehwehchen, defektem Gerät und schwindendem Publikum. Ein Rausschmeißer hat es halt schwer.

Nach ersten Einschätzungen des Veranstalters Kindergarten Live Agency konnte eine Spendensumme knapp unterhalb des fünfstelligen Bereichs eingespielt werden. Die genaue Summe kann natürlich erst nach den Abrechnungen gemacht werden. Es ist schade, dass trotz der geringen Zeit die Resonanz des Publikums nicht höher ausfiel. Ein perfektes Line-Up, ein guter Zweck, ein perfekt organisiertes Festival und eine Location mitten in Schleswig-Holstein mit allem, was benötigt wird. War es die Angst um Corona?

Das Merch ist noch begrenzt auf der Homepage des Teams vom Ballroom Hamburg zu haben. Jede Unterstützung für die Menschen in der Ukraine hilft. Insbesondere die Kinder benötigen diese Hilfe. Zeigt Solidarität!