Necromorph – World’s Disgrace

Die Blastdivison Necro zerstört Berlin

Artist: Necromorph 

Herkunft: Deutschland

Album: World’s Disgrace

Spiellänge:  32:16 Minuten

Genre: Grindcore

Release: 22.09.2023

Label: Defying Danger Records

Link: https://necromorph.bandcamp.com/album/worlds-disgrace

Bandmitglieder:

Gesang – Fritz
Gitarre – Ulf
Gitarre – Karl
Bassgitarre – Jockel
Schlagzeug – Micha

Tracklist:

1. Nichts
2. Schuld
3. Pest 20
4. Gesinde
5. You Were Right
6. Fluchtpunkt
7. Fritz
8. Zerrissen
9. World’s Disgrace
10.Unterhaltung
11. Seelenbalsam Grindcore
12. Design Oder Desaster
13. Just Flesh
14. Unperfekter Mensch
15. The Sound When A Dead Bird Hits The Ground
16. Outro

Die Band Necromorph wurde im Jahre 1995 von den Brüdern von Fritz und Jockel gegründet und widmete sich zu Beginn dem Black Metal. Später entdeckte man den Death Metal für sich und danach die Vorliebe zum Grindcore. Eine positive Entwicklung, wie ich finde. Die Berliner brauchten relativ lange, um ihr Debütalbum rauszuhauen. Im Jahre 2011 erschien das Album Grinding The Zero. Fünf Jahre später, im Jahre 2016, lieferten sie ihr zweites Werk namens Under The Flag ab. Fürs dritte Album haben sie dann wieder sieben Jahre gebraucht, aber jetzt ist es so weit.

Und es ist immer wieder schön zu sehen und vor allem zu hören, dass man bekommt, was man erwartet hat. Der Opener Nichts beginnt mit einer vorspielenden Gitarre. Diese flirrt kurz durch den Raum. Screamiger Gesang torpediert die Ohren und die absolute Grindattacke geht los. Zur kurzen Abwechslung gibt es angedrehte Gitarrenklänge, das Tempo wird gedrosselt und es erklingt growliger Gesang. Ein fetter Groove gesellt sich dazu und man fühlt sich kurz erholt. Natürlich darf man einen Song so nicht enden lassen und holt noch einmal die Grindkeule  heraus. So treibt man die Sau durch das Dorf und nach knappen achtzig Sekunden ist das Spektakel Nichts auch schon beendet.

Mit melodischem Riffing und grindiger Uftata startet man den Tag bei dem Song Schuld. Welcher der Member dafür schuldig gesprochen werden muss, weiß ich nicht, aber klingt sehr geil. Der Gesang ist wieder screamig und geht schon fast ins punkig dreckige. Mittlerweile singen sie überwiegend auf Deutsch und der Text ist sogar verständlich. Hat ja auch mal was. Natürlich wird auch hier nicht vergessen, den Blast zu bedienen. Die Gitarren heulen auf, D-Beat lastige Drumelemente prallen auf einen ein. Mehrfachgesang wird mit Screams und einer Art tiefen Sprechgesang kombiniert. Sehr abwechslungsreich geht man hier zu Werke. Sehr geil. Geht gut von der Hand. Schuld treibt ordentlich und nach knappen 150 Sekunden ist man gut bedient.

Pest 20 geht dann direkt wieder in die Vollen und lässt keine Grindmünder offen. Straight forward. Man geht nur kurz vom Pedal, aber auch nur, um mittelschnell zu agieren. Reines Gewitter und voll auf die Zwölf. So muss das. Nach sechzig Sekunden baut man eine kurze Erholung ein, schleppt sich ein wenig vorwärts, um dann am Ende noch einmal alles zu geben. Grind eben.

Gesinde kommt mit groovigem Midtempo zu Beginn. Ein absoluter Kopfnickerpart, der einem mehr als bekannt vorkommt. Die Gitarre darf mal ein Solo spielen und sie beweisen, dass sie nicht nur eine reine „Kaputtkloppband“ sind, sondern auch ihre Instrumente beherrschen. Tempowechsel stehen hier an der Tagesordnung. Das Riffing gibt hier den Ton an. Sehr ausgetüftelt und ein richtiger Gute-Laune-Song. Steht ihnen gut, wenn sie mal vom Tempo gehen. Gar keine Frage. Natürlich ist das Ganze noch aggressiv ohne Ende und bedient alle Freunde der schnellen Musik.

Wow – You Were Right folgt als Nächstes und zieht mich von der ersten Sekunde an in seinen Bann. Die grindigen Momente werden hier gekonnt in spielerische Parts eingebaut. Das Tempo variiert und schon beinahe melodische Gitarrenläufe prasseln teilweise auf einen ein. Daneben gibt es eben diese typischen Grindmomente, aber auch einen druckvollen Part, der wie ein Marsch klingt und zum Glück auch wiederholt wird.

Der Punkt, um den es geht, habe ich noch nicht erreicht. Es geht um den Fluchtpunkt – zumindest textlich bei Necromorph. In knappen 76 Sekunden fegen die Berliner wie ein Orkan über einen Weg. Die Gitarre drückt und die Drums betonen am Anfang nur, bevor dann die Grindattacke losgeht. Diese wechselt sich mit D-Beat lastigen Momenten ab und so läuft der Hase eben. Wahrscheinlich muss man aber davon ausgehen, dass es sich um ein Wildschwein handelt.

Der alte Fritz ist ja bekannt, aber ich glaube, beim Song Fritz geht es um etwas anderes. Natürlich bieten die Jungs nicht wirklich etwas Neues und erfinden den Grindwal nicht neu. Der schwimmt seit Jahren in gleichen Gewässern, wechselt eben manchmal nur die Richtung. So ist es auch bei Necromorph. Langsam und erholsam geht es los. Kurze Drumstick-Anzählerei und dann rein ins Vergnügen. Die Zerstörung nimmt ihren Lauf und man möchte diese auch nicht aufhalten.

Wenn der längste Song drei Minuten geht, weiß man ja im Grunde auch Bescheid. The Sound When A Dead Bird Hits The Ground ist quasi der Rausschmeißer vor dem Outro. Hier lässt man schon beinahe atmosphärische Momente für sich sprechen. Wie auf dem ganzen Album zeigen sie sich ziemlich verspielt, im positiven Sinne. Klingt sehr ausgewogen und durchdacht und doch versinkt alles im Chaos. Dieses wird aber von Necromorph kontrolliert. Das Ende kommt zwar sehr überraschend und das Outro ist im Grund auch ein Liedchen, aber man muss ja nicht immer alles so machen, wie es andere machen. Richtig so. Geht ab!

Immer wieder gleiten sie in progressive Phasen ab und dieses haben sie echt drauf.

Wer sich mal wieder in knappen 33 Minuten ordentlich den Hintern versohlen möchte, ist hier genau richtig. Der massive Sound durch Mix und Master kommt aus dem DeepDeep Pressure Studio und wurde bei Tobias Engl im Englsound Studio aufgenommen. Eine wahre Wucht! Grind on!

Necromorph – World’s Disgrace
Fazit
Die Blastdivison Necromorph meldet sich erfolgreich aus dem Tiefschlaf zurück und ballert uns in knappen 33 Minuten eine derbe Mischung aus Grind, D-Beat, Hardcore und Death Metal um die Ohren, die es absolut in sich hat. Der Einbau von progressiven Klängen passt hervorragend zur Gesamtzerstörung, welche mit einem absolut geilen Sound den Untergang Berlins einleitet. Nasum zum Frühstück, Rotten Sound zum Nachtgebet und dazwischen Wolrd's Disgrace. So kann es laufen. Geiles Teil.

Anspieltipps: Nichts und Gesinde
Michael E.
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