Artist: Nightmarer
Herkunft: Tampa, Florida, USA / Germany
Album: Deformity Adrift
Spiellänge: 31:50 Minuten
Genre: Dissonant Death Metal
Release: 05.05.2023
Label: Total Dissonance Worship
Links: https://www.instagram.com/nightmarercult
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Bandmitglieder:
Gesang – John Collett
Gitarre – Simon Hawemann
Gitarre – Keith Merrow
Bass – Brendan Sloan
Schlagzeug – Paul Seidel
Tracklist:
- Brutalist Imperator
- Baptismal Tomb
- Throe Of Illicit Withdrawal
- Tooms
- Suffering Beyond Death
- Taufbefehl
- Hammer Of Desolation
- Endstadium
- Obliterated Shrine
Mit den beiden Wörtern „atmosphärisches Geballer“ kann die Platte Deformity Adrift von Nightmarer gut zusammengefasst werden.
Die 2014 gegründete Band aus Mitgliedern von Gigan, War From A Harlots Mouth und The Ocean haut nach ihrer 2021 erschienenen EP Monolith Of Corrosion die vierte Veröffentlichung raus. Der Stil der Band ist dabei „etwas“ unkonventionell und wird als „Dissonanter Death Metal“ beschrieben. Alle Neugierigen mal die Lauscher aufstellen: Das passt von der Bezeichnung ganz gut!
Die knapp 32 Minuten sind dabei gespickt mit ambivalenten musikalischen Stilen: Von morbiden, gezupften Gitarrenakkorden, Headbanger-Schrumm-Schrumm-Parts und jazzig angehauchten Basseinlagen (Baptismal Tomb) ist eigentlich alles am Start, was das Herz begehrt. Jeder Song geht dabei runter wie Öl und lädt zum Kopfnicken sowie zum Zuhören ein. Oft verfolgt dabei das Songwriting ein Muster, bei dem sich die Ballerparts mit ruhigeren, filigranen Elementen abwechseln.
Das liest sich jetzt erst mal ein bisschen sperrig, und es wäre eine Lüge zu behaupten, dass die Tracks leicht zu hören sind. Ein paar Anläufe muss man Nightmarer schon geben und auch offen für die musikalische Vielfalt sein. Am Ende ist die Belohnung aber dafür umso größer!
Als repräsentativ kann man die beiden Singles Hammer Of Desolation und Taufbefehl betrachten. Wie beim Rest der Platte ist der Sound sowohl sehr kompakt, aber auch zugleich weit offen. Die Gitarren drücken dabei ordentlich, mit einem organischen Sound (was bei Schrumm-Schrumm-Parts eben den kompakten Aspekt bringt), der wiederum durch die Spielart, mit den einzeln durchgespielten Akkordtönen den weit offenen Teil mit sich bringt. Der Drumsound tut sein Übriges und kokettiert mit dem Klang der Gitarre. Es wird hier eine untrennbare Einheit gebildet, bei dem trotzdem jeder Aspekt auch für sich steht. Genau wie das Songwriting. Und dazu kommt dann noch obendrauf, wie eine noch größere Kirsche, auf einem Sahneeis mit Kirschen, der Gesang von John Collet. Die Vocals sind auf den Songs gut phrasiert und nicht zu dominant, ja …verschwimmen eher mit den Liedern und steuern primär zum offenen Soundaspekt bei. Denn die Vocals haben eine ordentliche, aber nicht zu übertriebene Ladung Hall abbekommen.
Apropos Vocals! Zum Song Taufbefehl gibt es noch ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen: Bei diesem wurden Nightmarer von Christian Kolf und Jan Buckard von Valborg an den Vocals unterstützt. Das ist eine der Singles und sollte auch unbedingt mal abgecheckt werden, da dies einer der stärksten Songs auf der Platte ist. Sowohl musikalisch (einer der eingängigsten und trotz seiner vier Minuten sehr kurzweilig) und auch lyrisch, da die Wiederholung durch die Aufforderung, Taufbefehl, einfach gut im Ohr bleibt. Man kann es nicht anders sagen: Hat Ohrwurmcharakter!
Der Vergleich mit anderen Bands ist bei Nightmarer nicht ganz einfach, da der Markt schlicht und ergreifend ziemlich überschaubar ist (zumindest ist mir persönlich nicht sehr viel in diesem Stil bekannt). Es kann aber gesagt sein, wer die Band Nott kennt und mag, wird bei Nightmarer nicht enttäuscht sein. Der Stil der beiden Bands hat gewisse Ähnlichkeiten (aber trotzdem unterschiedlich, das soll hier nur ein loser Vergleich sein).