Nocturnal Nightmare – Abstrakt Sinne

Wenn der Geist das eigene Leben raubt

Artist: Nocturnal Nightmare

Herkunft: Schweden, Italien

Album: Abstrakt Sinne

Spiellänge: 53:37 Minuten

Genre: Black Metal, Depressive Black Metal

Release: 30.09.2021

Label: Talheim Records

Link: https://www.facebook.com/nocturnalnightmaresuicide

Bandmitglieder:

Gesang – Grotesk
Alle Instrumente – Adimere

Tracklist:

  1. Självhat
  2. Allt Och Inget
  3. No Place For Happiness
  4. Humanity
  5. Skuggvarelsen
  6. Annullamento

Die Todesmaschine Nocturnal Nightmare wurde vor fast zehn Jahren in Schweden von Lucian ins Leben gerufen, der seinen Dienst bereits quittiert hat. Grotesk trat kurze Zeit später dem Projekt als Sänger und Gitarrist bei und bekommt seit letztem Jahr an den Instrumenten volle Unterstützung durch Adimere, der selbst als Todgeweihter langsam dem Ende entgegentritt. Aus einer Handvoll Veröffentlichungen entsprangen die beiden EPs Reflections Of A Suicidal Mind und Allt Har Sitt Slut, die nun um das Album Abstrakt Sinne erweitert werden. Das Artwork spricht Bände, ein dunkler Waldboden stellt das Werk optisch dar und dürfte bereits den Weg andeuten, auf den uns die neuen sechs Titel in über 50 Minuten führen. Talheim Records haben mit Nocturnal Nightmare ein depressives Manifest am Start, das weder Licht noch Freude jeglicher Art zulässt.

Zermürbend, niederstreckend, gar heimtückisch schleicht Självhat über neun Minuten lang um seine Opfer, ohne ihnen ein Haar zu krümmen. Angestachelt von der puren Angst in den weit aufgerissenen Augen, legt das Duo einen pechschwarzen Schleier auf Abstrakt Sinne. Pulsierend treibt die Doublebase im Hintergrund die Nebelbänke zusammen, während an der vordersten Front die Stimme von Grotesk seinem Namen alle Ehre macht. Verwirrt, wütend und vom Leben aufgefressen, besteht das Hier und Jetzt nur noch aus Verzweiflung.

Wer hat den Spruch noch nicht gehört: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“? Was dem Duo in seinem Leben alles an Leid widerfahren ist, machen Allt Och Inget und No Place For Happiness mehr als deutlich. Dass in diesem Genre viele Verfechter zu früh gehen, sollte kein Geheimnis sein. Woran das liegt? Hört einfach in Nocturnal Nightmare rein, ein normaler Mensch kommt schnell an die emotionalen Grenzen. Black Metal in der schönsten Form der Selbstzerstörung bringt die rostige Klinge immer wieder durch die weiche Haut auf den blanken Knochen. Einflüsse gibt es viele, die Produktion jedoch ist sehr sauber und geht ein gutes Stück von Gruppen wie Sterbend weg, die dann doch eher den Rumpelmodus eingeschaltet haben. In den immer länger werdenden Nächten friert Humanity den Boden bis in tiefste Zonen ein. Durch die erhöhte Schlagzahl kommen die atmosphärischen Elemente heraus, die ebenfalls vom Projekt beherrscht und erfolgreich umgesetzt werden. Nichts für den täglichen Musikgebrauch – mit genügend Trauer im Herzen die virtuelle Klinge, die man selber an die Kehle führt, um den Schmerz zu verdrängen.

Nocturnal Nightmare – Abstrakt Sinne
Fazit
Skrupellos ziehen es die beiden Männer durch. Da wo Selbstzerstörung draufsteht, ist diese ohne Abstriche zu hundert Prozent drin. Nocturnal Nightmare dürften keine großen Bühnen mit einem euphorischen Feuerwerk abbrennen, das wiederum juckt das skandinavisch geprägte Schreckensgespenst kaum. Der Blick geht starr nach unten, die Schritte werden langsamer, bis der schlaffe Körper mit den letzten Zuckungen auf den muffigen, faulen Waldboden donnert. 

Anspieltipps: Självhat und Humanity
René W.
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