Obscura – A Valediction

Alles glänzt so schön neu

Artist: Obscura

Herkunft: Landshut, Deutschland

Album: A Valediction

Spiellänge: 51:36 Minuten

Genre: Melodic Death Metal

Release: 19.11.2021

Label: Nuclear Blast Records

Link: http://www.realmofobscura.com

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Steffen Kummerer
Gitarre – Christian Münzner
Bassgitarre – Jeroen Paul Thesseling
Schlagzeug – David Diepold

Tracklist:

  1. Forsaken
  2. Solaris
  3. A Valediction
  4. When Stars Collide
  5. In Unity
  6. Devoured Usurper
  7. The Beyond
  8. Orbital Elements II
  9. The Neuromancer
  10. In Adversity
  11. Heritage

Ich darf vorstellen: Obscura, eine neue Band aus Landshut! Obwohl es die Band schon seit geraumer Zeit gibt, ist sie neu, weil es mal wieder einen fast kompletten Wechsel in der Besetzung gegeben hat. Aber nicht nur die Besetzung, auch das Label wurde gewechselt und so obliegt Obscura nun Nuclear Blast Records – damit kann man sich aber auch mehr als zufriedengeben! A Valediction nennt sich das neue Werk, welches drei Jahre nach Diluvium nun auf den Markt kommt. Da stellt sich jetzt nur die Frage, ob auf der Platte ein typischer Obscurastil zu erwarten ist oder die Neubesetzung auch etwas neuen und eigenen Wind mitgebracht hat.

Also anders ist es auf jeden Fall schon mal, obwohl bekannte Obscura-Strukturen erkennbar sind. Die Melodien sind atemberaubend und die Rhythmen schweben auf Wolke sieben zusammen mit der Handarbeit, welche hier an den Tag gelegt wird. Dennoch ist es anders, aber ist ja auch klar – wenn absolute Profimusiker die Show stürmen, dann weht halt nun mal auch ein anderer Wind. David Diepold hat neu das Schlagzeug besetzt und wer seine Drum-Cover-Videos kennt, der weiß ganz genau, dass er ein absolutes Biest ist und Talent ohne Ende besitzt. Er vereint die Ideen von Sebastian Lanser und Hannes Grossmann und wird zum Schlagzeugmeister, indem er seinen eigenen Stil mit dazu verkörpert. Mit gefallen besonders seine Einlagen bei Orbital Elements II, welche absolut inspirierend sind. Hier wurde also ein gleichwertiger Ersatz gefunden. Aber wie sieht es am Bass und an der Gitarre aus? Jeroen Paul Thesseling war bereits schon mal bei Obscura und hatte damals schon eine hohe Fingerfertigkeit, welche er auf den Alben Cosmogenesis und Omnivium bewiesen hat. Dass er jetzt wieder mit an Bord ist, wundert mich tatsächlich nicht. Sein Saitenspiel ist unschlagbar und das Tuning des Basses ist außergewöhnlich geschmeidig, was dem ganzen Konzept einfach nur schmeichelt und die Drums darauf nur noch glänzen können. Doch hält Christian Münzer das Niveau? Ja – und das in einer abgefahrenen Art und Weise! Bei The Neuromancer habe ich nur noch gestaunt und konnte meinen Ohren gar nicht mehr trauen. Die Melodien, welche Christian herbeizaubert, sind engelsgleich und schmiegen sich ganz leicht an die antreibenden Drums an, bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie die Führung übernehmen und den Gitarrenhals rauf und runter rennen. Was sagt uns das jetzt?

Obscura sind zwar nicht mehr das, was sie mal waren, aber wer auf Melodic Death Metal, beziehungsweise auf Technical Death Metal steht und Obscura schon immer gut fand, wird seine Meinung nicht ändern – ganz im Gegenteil, er wird treuer Fan bleiben. Was die neue Besetzung hier bei A Valedication gezaubert hat, ist messerscharf und dennoch möchte man sich dem Ganzen bis auf den letzten Schritt nähern. Denn ein Album, welches mit sanften Bässen und bachplätschernden Gitarren beginnt, kann doch nur gut sein. Forsaken bietet einem genau das, bevor es mit militärartigen Drums und mystischen Klängen anfängt. Jeder sollte spätestens ab diesem Zeitpunkt wissen, dass, wenn militärartige Rhythmen aufkommen, es spätestens dann richtig losgeht, und so sollte es auch sein. Der erste Song gibt gleich 110 % und zieht vorweg, während man dabei ist, dem ganzen Spektakel irgendwie zu folgen – dies scheint aber im ersten Moment unmöglich, denn die Melodien sind jenseits von Gut und Böse und man wird mit offenem Mund vor dem Rechner sitzen (hoffentlich bald vor der Bühne stehen) und nur staunen können. Das, was Obscura am besten können, Leute zum Staunen bringen, können sie immer noch! Zu keinem Zeitpunkt wurde hier Qualität verloren und die Jungs wissen, wie viel Verantwortung ihnen in die Hand gegeben wurde, als diese sich entschieden haben, die Band Obscura weiterhin am Leben zu erhalten. Die nun Ex-Mitglieder von Obscura sind ja genau in diesem Zeitpunkt dabei, den Gegner von A Valediction zu produzieren, welcher unter dem neuen Bandnamen Obsidious veröffentlicht wird.

Das Album ist durchweg brutal und absolut harmonisch – eine 45-minütige Achterbahnfahrt, welche auf einen zukommt. In wüsste nicht, an welcher Stelle irgendwo mal ein Wunsch offengeblieben ist, denn es ist alles dabei. Schnelle Rhythmen, bei denen einem schwindelig wird, Melodien, welchen man mit den Augen nicht folgen kann und Aggressionen, die schonungslos auf einen losgelassen werden. Da ist es hier zur Abwechslung schön, dass Heritage ein etwas groovigeres Lied ist, welches einen etwas runterkommen lässt und einen auf den stressigen Tag vorbereitet, nachdem man eine musikalische Rundreise getätigt hat. Und wie man es nicht anders von Obscura kennt, wird langsam der Klang leiser, während man genüsslich den Gitarren lauschen darf, welche einen ganz sanft auf das Ende vorbereiten.

Obscura – A Valediction
Fazit
Auch wenn 75 % der Band gegangen und 75 % neu dazugekommen sind, lässt sich niemand irgendetwas anmerken. Wenn man nicht wüsste, dass hier ein Wechsel stattgefunden hat, dann würde man es nicht merken. Das Album ist auf musikalischem Höchstniveau und man beweist hier wieder, dass Obscura niemand das Wasser reichen kann – aber hier warten wir dann erst mal das Album von Obsidious ab.

Anspieltipps: Forsaken, Orbital Elements II und The Neuromancer
Paul M.
9.5
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9.8
9.5
Punkte