Overkill -Scorched

Gewohnte Qualität von der USA-Ostküste

Artist: Overkill

Herkunft: New Jersey, USA

Album: Scorched

Spiellänge: 51:50 Minuten

Genre: Thrash Metal, Heavy Metal

Release: 14.04.2023

Label: Nuclear Blast Records

Link: www.wreckingcrew.com 

Bandmitglieder:

Gesang – Bobby „Blitz“ Ellsworth
Bassgitarre – D.D. Verni
Gitarre – Dave Linsk
Gitarre – Derek Tailer
Schlagzeug – Jason Bittner

Tracklist:

1. Scorched
2. Goin‘ Home
3. The Surgeon
4. Twist Of The Wick
5. Wicked Place
6. Won’t Be Comin Back
7. Fever
8. Harder They Fall
9. Know Her Name
10. Bag O‘ Bones

Vier Jahre sind ja ein wohlbekannter Zeitabstand. Alle vier Jahre wird im Kalender ein zusätzlicher Tag eingeschoben (jedoch leider nicht im Sommer, sondern wenn es noch kalt, nass und dunkel ist).
Alle vier Jahre veranstaltet das IOC die Olympischen Spiele (wenn auch seit den 1990ern durch Versetzung von Sommer- und Winterspielen zumindest alle zwei Jahre eins dieser Sport- und Kommerzfeste stattfindet). Welt- und Europameisterschaften im Volkssport Nummer eins Fußball werden ebenfalls im Vierjahresabstand ausgetragen.
Aber vier Jahre zwischen zwei Alben von Overkill sind nicht nur ungewöhnlich, sondern sogar ein Novum. In der Regel lieferten die Ostküstler im Abstand von zwei Jahren ab, sodass es auch nicht verwundert, dass die Band mit Scorched bereits ihr 20. Studioalbum auf den Markt bringt.

Liegt es an dem langen Zeitabstand von vier Jahren, dass ich mich kaum noch an die letzte Veröffentlichung erinnern kann? Hängengeblieben ist bei mir tatsächlich nur ein Song von Wings Of War, der dafür aber so richtig: Welcome To The Garden State. Der Rest? Von den restlichen Songs hat es keiner in meine (verdammt große) Alltime-Playlist geschafft.
Somit liegt es wohl nicht an den vier Jahren, sondern hat sich vielmehr auch im Rückblick das Fazit bewahrheitet, dass das Album etwas zu routiniert daherkam und zu wenig herausragende Höhepunkte beinhaltete.

Nächste Frage: Haben sich vier Jahre und damit mehr Zeit zum Songwriting als jemals zuvor gelohnt und einen positiven Effekt auf die Qualität des Albums?

Klare Antwort: Definitiv!

Das Album präsentiert sich klasse produziert, mit klarem und differenziertem Sound und angemessener und kurzweiliger Spielzeit von knapp über 52 Minuten, aufgeteilt auf zehn Titel.
Die Songs selbst sind ähnlich abwechslungsreich und tempomäßig variabel wie auf dem Vorgänger, dabei aber frischer und weniger routiniert wirkend. Noch während des Mixing-Pozesses sind lt. Frontman Bobby ”Blitz” Veränderungen vorgenommen worden und, ohne dass wir wissen, wie die Songs vorher klangen, scheint es sich ausgezahlt zu haben.

Sinnbildlich für das Album steht der Titel- und Eröffnungstrack Scorched, mit geilem Eingangsriff, Tempowechseln, Gitarrensolo, Basspart und der unverkennbaren, sägenden und alles durchdringenden Stimme von Bobby “Blitz”.
The Surgeon, vorab als erste Single veröffentlicht, beinhaltet ebenso alle Trademarks der Bandgeschichte und dürfte insbesondere live richtig gut abgehen. Beim grandiosen Twist Of The Wick bildet ein Chor im langsamen Mittelteil einen gekonnten Gegenpol und Wicked Place, die zweite Singleauskopplung endet mit einem atmosphärischen Celloeinsatz, zwei schon für Overkill-Verhältnisse experimentelle Bestandteile. Stilistisch sticht das schwere und im positiven Sinne zähe Fever heraus. Harder They Fall macht keine Gefangenen. Hier geht aber mal so richtig die Post ab, lediglich durch einen kurzen langsameren Mittelteil unterbrochen, der Zeit zum Luftholen gibt. Der Song hat meines Erachtens das größte Potenzial, dauerhaft in die Livesets Einzug zu halten.

Insgesamt enttäuscht oder fällt kein Song ab, der Überkiller, wie ihn die Veröffentlichungen seit Ironbound stets beinhalteten, ist aber leider nicht enthalten (wobei Harder They Fall nahe dranreicht).

Overkill -Scorched
Fazit
Scorched übertrifft in der Gesamtbetrachtung ganz klar Wings Of War und stellt eine klare Kauf- bzw. Hörempfehlung dar. Dass es “nur” zu einer Acht reicht, liegt einzig daran, dass sich das Album einfach auch mit seinen zahlreichen hochklassigen Vorgängern messen und eine Einordnung in die eigene Veröffentlichungshistorie erfolgen muss.  

Anspieltipps: Harder They Fall und Twist Of The Wick
Steffen B. (Meddes)
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Leser Bewertung7 Bewertungen
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