Prestige – Reveal The Ravage

Die Rückkehr der finnischen Thrash Metal Veteranen

Artist: Prestige

Herkunft: Finnland

Album: Reveal The Ravage

Spiellänge: 43:14 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 13.08.2021

Label: Massacre Records

Link: http://www.prestige.fi/

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Aku Kytölä
Gitarre – Ari Karppinen
Gitarre – Jan Yrlund
Schlagzeug – Matti Johansson

Tracklist:

  1. Innocent
  2. Burn My Eyes
  3. Blessed Be
  4. Pick Your Poison
  5. Exit
  6. You Weep
  7. In Remains
  8. Ready?
  9. Self Destruct
  10. Prime Time

Die aus Tampere, Finnland, stammende Band Prestige ist eine der ältesten und etabliertesten Thrash Metal Bands des Landes.

Die Anfänge der Band gehen auf das Jahr 1987 zurück. Im Frühjahr 1988 spielten Prestige ihre ersten Gigs und veröffentlichten das Demo Gods. Damals waren die Jungs gerade mal 17-18 Jahre alt.

Ein bisschen später nahm die Band ihr Debütalbum mit dem renommierten Produzenten TT Oksala auf. Im Januar 1989 wurde das Debütalbum Attack Against Gnomes veröffentlicht, zunächst auf Vinyl und Kassette, später im selben Jahr auf CD. Alles ging sehr schnell.

Gigs und Tourneen folgten. 1989 veröffentlichten Prestige auch eine 12″ Maxi-Single Priest und eine 7″ EP namens Veijo, die mehr Hardcore-Songs enthielt. 1990 begannen Prestige auch in anderen Ländern zu touren – z.B. in Schweden und Dänemark und sie spielten als erste finnische Metal Band überhaupt in der Tschechoslowakei. 1990 nahmen sie das Nachfolgealbum Selling The Salvation auf, wieder mit TT Oksala. Durch ausgiebiges Touren etablierten sich Prestige als hart arbeitende Thrash Metal Band in der finnischen Metalszene. Im Jahr 1991 nahmen Prestige ihr drittes Album Parasites In Paradise auf, das Anfang 1992 veröffentlicht wurde. In diesem Jahr spielten Prestige auf dem großen Ruisrock Festival und dies sollte ihr letzter Auftritt für eine Weile werden – obwohl sie es noch nicht wussten. Die Band hatte schnell gelebt, war ausgiebig getourt und hatte drei Alben und andere Veröffentlichungen in weniger als vier Jahren herausgebracht! Dann legte sie eine Pause ein.

2007 wollte Poko Rekords eine Best-of Compilation veröffentlichen. Die Lieblingssongs wurden ausgewählt und in den Finnvox-Studios neu gemastert. Das Doppel-CD-Digipak Decades Of Decay wurde 2007 auf Poko / EMI Music veröffentlicht.

Bald darauf kam die Band wieder zusammen und spielte auf mehreren großen Metal Festivals in Finnland wie Jalometalli und Sauna Open Air. Sie besuchten auch Spanien für ein Festival und veranstalteten zweimal das Indoor-Festival Speed Metal Party. 2018 gingen Prestige ins Studio und nahmen das Demo von 1988 erneut auf, um das 30-jährige Jubiläum zu feiern. Die Sonderedition Gods Revisited wurde veröffentlicht und war schnell ausverkauft.

Anfang 2020 entschied sich der ursprüngliche Schlagzeuger Tero Karppinen, sich vom Schlagzeugspielen zurückzuziehen. Mit seinem Einverständnis beschloss die Band, weiterzumachen. Sie hatten ein paar neue Songs fertig und machten sich auf die Suche nach einem neuen Schlagzeuger.

Mit dem ehemaligen Korpiklaani Drummer Matson betraten Prestige im Sommer 2020 das Fantom Studio und nahmen zwei brandneue Tracks Exit und You Weep auf. Und nun also ein weiteres Album.

Soviel zur Geschichte, aber was ist nun mit der Musik? Los geht es mit Innocent. Kurze Trommeleinleitung, melodisches Riff, Andeutung eines Thrash-Parts und dann geht es ab. Der angekündigte Thrash-Part findet tatsächlich statt und es gibt das typische, treibende Thrash Metal Drumming mit nicht zu schnellem Riffing. Die Vocals sind eben so, wie sie sein sollten. Aggressiv und verständlich. Im Hintergrund wird der Sänger durch die Backing-Vocals beider Gitarristen unterstützt. Nach dem zügigen Beginn wechselt man in einen feinen Midtempo-Stampfer, der als Refrain fungiert, erhöht noch einmal das Tempo und haut dann ein fettes Solo heraus. Die Produktion knallt und sitzt und nachdem man noch einmal das Tempo erhöht hat, werden einzelne Gitarrenanschläge vom Drumming betont und es geht dem Ende zu. Ja, macht Laune.

Die gute Laune verliert man auch nicht beim nachfolgenden Song Burn My Eyes. Im Midtempo bewegt man sich recht lange und bietet dem eigenen Kopf die Möglichkeit, diesen zu schütteln. Das Tempo bleibt eigentlich so, aber man wechselt das Riffing und baut wieder die Backing-Vocals mit ein. Das klingt ganz geil. Der Refrainpart bleibt hängen. Und dann wird auf einmal eine sehr geile Melodie aus dem Hut gezaubert, die genau zur richtigen Zeit kommt, denn so langsam wurde es ein wenig langweilig. Man hat danach auch die Schnauze voll vom Midtempo, gibt Gummi, fetzt einen total geilen Part heraus und kehrt dann aber wieder zum Midtempo zurück. Geiles Brett, gefällt mir. Am Ende mit einer Cleangitarre noch etwas Romantik verstreuen und fertig ist die Geschichte.

Blessed Be klingt sehr ähnlich und man bleibt sich und der Thrash Metal Gemeinde ziemlich treu. Thrash Metal der alten amerikanischen Schule wird geboten. Man drischt sich schön schnell durch den Song. Dabei verwendet man Riffs, die absolut knallen und wahrscheinlich nicht neu sind, aber eben sitzen. Dann wird das Tempo rausgenommen für einen kleinen Zwischengroove, ein Solo mit eingebaut, um dieses dann wieder zu verdreschen. Der Refrainpart mit Groove erklingt wieder und man kämpft im Midtempo weiter. Geil. Weiß gar nicht so richtig, denn was Neues machen sie nun wirklich nicht, aber das Songwriting hat eine gewisse Abwechslung und diese geht ins Mark. Man wechselt die Geschwindigkeiten und das haben sie echt drauf. Wenn man denkt, der Song ist zu Ende, wird noch einmal kurz Gas gegeben. Jawoll!

Das melodische Riff bei Pick Your Poison z.B. kommt auch total geil und dann wird eben normal gethrasht und ich glaube, dieser Einsatz der Backing-Vocals entzückt mich irgendwie. Hier arbeitet man aber mal mit einer Sprachsequenz. Bietet zwar eine gewisse Abwechslung, haut mich aber nicht um. Dafür aber groovt der Refrainpart ohne Ende und man kann zusammen mit den beiden Gitarristen Pick Your Poison rufen. Der Song überzeugt nicht ganz so wie die Ersten, aber entwickelt sich zum Ende hin doch noch zu einem coolen Ritt, da noch ein unerwarteter, recht melodischer Part hinzukommt.

You Weep wird live sicherlich abgehen wie Sau. Ein „Hey,Hey,Hey“-Mitgrölpart zu Beginn und dann geht das thrashige Inferno los. Straight forward und voller Energie. Man ist sofort mit dabei, singt mit und will headbangen. Der Gesang kommt auch mal ohne Instrumente um die Ecke und klingt somit recht fett. Ansonsten knallt das Riffing und das melodische Solo kann mich total mitnehmen. Gute-Laune-Musik hoch zehn.

Und ich glaube, das ist es, was mich irgendwie begeistert. Es besteht eine gewisse Abwechslung und die Band strahlt eine gewisse Energie aus, die einen sofort packt und begeistert. Die Kombination von heavigem Thrash Metal, Hardcore-Elementen und den Hintergrundgesängen hat definitiv etwas. Ein gutes Händchen für Abwechslung und für das Songwriting ist vorhanden und so kann man nur sagen, dass man dieses Album jedem Thrasher ans Herz legen kann. Ich werde bis November warten, denn dann kommt das Teil als Vinyl. Das Warten lohnt sich.

Prestige – Reveal The Ravage
Fazit
Die Finnen von Prestige, die seit den Achtzigern aktiv sind, haben nichts verlernt. Fast 30 Jahre nach ihrem letzten Album holen sie zum vierten Schlag aus und können mich völlig mitnehmen auf ihre Reise. Man bekommt definitiv nichts Neues, nur eine geile old schoolige Mischung aus heavigen Thrash Metal und Hardcore. Sehr geiles Brett. Thrash`em all!

Anspieltipps: Blessed Be und You Weep
Michael E.
8.7
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