Spin My Fate – Tides

“In Münster fährt man nicht nur Fahrrad“

Artist: Spin My Fate

Herkunft: Münster, Deutschland

Album: Tides

Spiellänge: 46:12 Minuten

Genre: Alternative Rock, Alternative Metal

Release: 19.05.2017

Label: BigVish Records

Link: https://www.facebook.com/spinmyfate/

Produktion: von Simon Bosse und Jan Kattner

Bandmitglieder:

Gesang – Jan Kattner
Gitarre und Backgroundgesang – Simon Bosse
Bassgitarre und Backgroundgesang – Christopher Gasse
Schlagzeug und Backgroundgesang – Jonas Bertels

Tracklist:

  1. Tides
  2. This Ends Now
  3. Fix Me
  4. Dying Day
  5. Devil’s Advocate
  6. Afterglow
  7. Slipping Away
  8. Lullaby
  9. No Solutions
  10. Swim
  11. Jump Song
  12. What Is The Matter
  13. Self Confidence

 

Das nenne ich mal wahre Männerfreundschaft; Jonas und Simon kennen sich seit dem Kindergarten, Jan haben sie wenig später kennengelernt. Als letzter stieß Christopher zur Truppe, war aber ebenfalls bereits ein langjähriger Freund. So stimmt es denn also nicht nur privat sondern auch musikalisch. Auf ihrer Facebook-Seite schreiben Spin My Fate unter „Weitere Künstler, die wir gut finden“: „Viel zu viele!!!“ Mit einigen davon hat man auch schon die Bühnen teilen dürfen, wobei mir insbesondere die Namen Emil Bulls und 4Lyn mit ihrer ähnlichen Ausrichtung sofort aufgefallen sind.

Dieses vorurteilsfreie und scheuklappenlose „über-den-Tellerrand-schauen“ merkt man dem dritten Studioalbum Tides, das am 19.05. wieder komplett in Eigenregie veröffentlicht wird, definitiv an. Einige Bandnamen sind bei mir schon beim ersten Hören sofort hochgepoppt, aber das Rad neu erfinden können natürlich auch Spin My Fate nicht. Und die Namen, die mir da so ins Hirn schossen, sind jetzt auch nicht die schlechtesten, wenn man denn wirklich in Vergleiche einsteigen wollte.

Richtig rotzfrech und mit einer fein dosierten Prise Punkrock starten die Jungs das Album mit dem Titeltrack Tides. Diese feine Dosis wird auch im weiteren Verlauf des Albums hier und da – so bei Fix Me oder gleich dem folgenden Dying Day – immer mal wieder zu Dekorationszwecken eingestreut und verleiht den sehr eingängigen Songs das gewisse Etwas. Aber auf dem großen Spielplatz des Alternative Rock gibt es ja noch andere Möglichkeiten, und so spielen Spin My Fate auch gern mal mit NU Metal-Einflüssen – This Ends Now sei hier genannt – und verstecken sich bei Songs, wie Fix Me – man achte auf den Chorus – oder No Solutions, auch nicht hinter Ähnlichkeiten mit 30 Seconds To Mars. Von den vielen Einflüssen aus dem Modern Metal, die die Jungs ebenfalls sehr songdienlich eingebaut haben – grandios dieser Wechsel zwischen Bassgewummere und feinem Gitarrenspiel bei Lullaby! – will ich jetzt mal gar nicht reden.

Was ich eigentlich gar nicht für möglich gehalten hätte, aber ich, als nicht gerade der größte Fan von Balladen, schreibe das jetzt tatsächlich: Das absolute Highlight des Albums ist für mich Slipping Away, das von dem sehr ruhigen, instrumentalen Afterglow quasi eingeleitet wird. Hiermit beweisen Spin My Fate, dass sie nicht nur rockige Songs, sondern auch eine Über-Powerballade schreiben können, die bei mir auch nach dem zigsten Hören noch eine mächtige Gänsepelle verursacht. Grandiose Gesangsleistung von Jan! Ich bin sehr gespannt, ob die Jungs den Song bei ihrer Releaseshow am 19.05. in Münster, bei der ich natürlich dabei bin, auch spielen werden…

Zu bekritteln habe ich dann aber doch noch etwas, denn in meinen Ohren lässt die Qualität der Songs ab dem Jump Song doch ziemlich nach. Gerade dieser elfte Song ist dermaßen belangloser Mainstream geworden, dass er bei WDR2 wahrscheinlich direkt nach der neuen Pop-Single von Linkin Park laufen könnte, ohne dass es auffällt. Dass ich beide Songs nicht mag, liegt allerdings definitiv NICHT daran, dass hier auch Mädels am Mikrofon stehen, denn beide machen ihre Sache an und für sich gesehen schon gut. Auch What Is The Matter ist für mich eher weichgespülter Pop-Punk als Rock, mit Self Confidence, dessen feines Gitarrenspiel mich ein wenig an Hold Back The River von James Bay erinnert, kriegen die Jungs dann aber noch mal die Kurve, um mit nur kleineren Blessuren über die Ziellinie zu kommen.

Fazit: Mittlerweile bin ich ja schon gar nicht mehr überrascht, wie viele gute Bands sich hier allein in NRW tummeln. Wovor ich aber immer noch den Hut ziehe, ist, mit welcher Leidenschaft und Beharrlichkeit diese Bands ihr Ding durchziehen und nicht nur sehr viel Zeit neben ihrem eigentlichen Beruf investieren, um das zu machen, was sie lieben. Wenn dann noch so ein klasse Album wie Tides dabei rauskommt, das sich so manch etablierte Band auch gern mal anhören darf, kann ich nur sagen: Leute, kauft das Teil, es lohnt sich!

Anspieltipps: Tides, This Ends Now, Dying Day, Slipping Away und No Solutions
Heike L.
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