Wintarnaht – Hriuwa

Archaic Black Metal in althochdeutscher Sprache

Artist: Wintarnaht

Herkunft: Thüringen, Deutschland

Album: Hriuwa

Genre: Archaic Black Metal

Spiellänge: 60:19 Minuten

Release: 31.10.2020

Label: Talheim Records

Link: https://wintarnaht.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Keyboards, Lyre, Shaman drum, Mouth harp, drum programming – Grimwald

Tracklist:

  1. Hriuwa
  2. Urlagfrôwa
  3. Þe Hreôgot
  4. Þaz Tuncel Grabahûfo
  5. Þez Hraban Swarzi Trahanûn
  6. Sîn Þiu Erþa
  7. Firhazzêt Truhtîn
  8. Îr In Flamma
  9. Runagaltar

„Im Hause Talheim Records geht es ja schon extrem exotisch zu.“ So hatte ich bei einem der letzten Reviews für eine Band des Labels begonnen, denn Talheim Records veröffentlichten in der letzten Zeit wirklich Exotisches, teilweise aus Übersee. Dieses Mal ist es mit Wintarnaht eine Band aus Thüringen, sozusagen unexotisch. Thüringen hat ja wirklich Metal-musikalisch unheimlich viel zu bieten. Da erinnere ich gerne an meine Reviews von Décembre Noir (klick) und Eisregen (klick) aus diesem Jahr, aber auch noch vieles mehr könnte ich hier erwähnen.

Dieses Mal ist es also Wintarnaht. Dabei wird es jetzt dann doch wieder etwas exotisch, denn Wintarnaht bedienen sich der althochdeutschen Sprache. 1997 als Winternight gestartet, hat die Band ihren Namen 2012 in Wintarnaht umbenannt. So ist dann auch der Bandname Wintarnaht Althochdeutsch und bedeutet Winternacht. Bei Wintarnaht könnte man zudem auch noch sagen, dass diese mal eine Band waren, denn mittlerweile ist Wintarnaht das Einmannprojekt eines Herren namens Grimwald. 2017 erfolgte die Trennung von den anderen Bandmitgliedern aufgrund unterschiedlicher musikalischer und ideologischer Vorstellungen.

Hriuwa, welches das vierte Album von Wintarnaht ist, ist bereits am 31.10.2020 bei Talheim Records erschienen. Hriuwa bedeutet übersetzt Trauer. Grimwald selbst betont, dass Trauer nicht das Gesamtkonzept des Albums darstellt, sondern lediglich der Name des Albums und des Titeltracks ist. Es wird zudem keine Übersetzungen der Lyrics ins Neudeutsche geben, somit bleibt dem Hörer ein gewisser Interpretationsspielraum.

Bei den physischen Ausgaben von Hriuwa hat sich Talheim Records mal so richtig ins Zeug gelegt. So erscheint dieses Mal das Album nicht nur auf CD, sondern auch in den Vinylvarianten schwarz (150 Stück), blau mit weißen Spritzern (75 Stück) und weiß mit schwarzen Spritzern (75 Stück). Nicht nur das komplette Einspielen des Albums lag in der Hand von Grimwald, sondern auch die Gestaltung des Covers.

Mastermind Grimwald benennt die Form/das Genre seiner musikalischen Ausgeburt selbst Archaic Black Metal. Noch nie von diesem Genre gehört? Das dürfte dann auch nicht verwunderlich sein, denn da gibt es außer von Wintarnaht selbst im Internet kaum was zu finden. So orientiert sich in diesem Fall das selbst bestimmte Genre Archaic (Definition: Der Vor-, Frühzeit angehörend oder aus ihr übernommen) Black Metal stark am Pagan Black Metal der Neunziger.

Das Titelstück Hriuwa führt uns mit einem weichen Plätschern von Regen und aufkommendem Donnergeräusch wunderbar ins Album ein. Es dominiert bei diesem über elfminütigen Track das Midtempo mit recht vielen harmonischen Einlagen, die aus meiner Sicht sogar einen rituellen Spirit besitzen. Unterbrochen wird dies immer mal wieder mit schnelleren Abschnitten, die dann mit Blastbeats und typischem Black Metal Gekeife versehen sind. Dabei wirkt das Ganze ziemlich rau und besitzt ein Stück Anziehungskraft. So ganz entziehen kann man sich dem nicht.

Die musikalischen Fragmente, welche hier im Titelsong offenbart werden, ziehen sich durch das gesamte Album. Eine tolle Mischung aus atmosphärischen, langsamen, mittelschnellen und schnellen Parts. Dabei bleibt jederzeit eine gewisse Melodik vorhanden, die dem Hörer nicht abgeneigt ist. Neben der E-Gitarre ist in einigen Parts auch eine akustische Gitarre zu vernehmen. Gesanglich vernehmen wir neben hohem Black Metal Gekeife tiefe knurrende Vocals und auch gesprochene klare Worte.

Das Album Hriuwa hält einige Überraschungen und eine Vielzahl an Wendungen der Stilmittel bereit. Ein rohes und zudem rau produziertes Album, welches einen archaischen Pagan Spirit verbreitet. Schön zu hören in einer dunklen Winternacht!

Wintarnaht – Hriuwa
Fazit
Grimwald serviert mit seinem Einmannprojekt Wintarnaht auf Hriuwa einen hörenswerten archaischen Black Metal mit viel Pagan Spirit. Dies rau und roh, so wie es sein sollte, denn so geht der Spirit nicht verloren und wirkt nie aufgesetzt.

Anspieltipps: Hriuwa, Þe Hreôgot, Firhazzêt Truhtîn
Juergen S.
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