Ages – Uncrown

Höllischer Nostalgietrip ins Schweden der 90er

Artist: Ages

Herkunft: Falun, Schweden

Album: Uncrown

Spiellänge: 42:58 Minuten

Genre: Swedish Black Metal

Release: 21.08.2020

Label: Black Lodge Records

Link: https://www.facebook.com/Ages.Sweden

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Andreas Olander
Bassgitarre – Brice Leclercq
Keyboard, Programming – Daniel Beckman

Tracklist:

  1. Burn Them
  2. Illicit State
  3. Herolds Of Enslavement
  4. A Hollow Tomb
  5. Dominionism
  6. Undivine
  7. Uncrown
  8. The Death Of Kings Of Old
  9. Pyres

Wir befinden uns in den verschneiten Wäldern Schwedens des Winters 1995/96. Ein eisiger Wind peitscht um die triefende Nase und in der Ferne hört man ein heulendes Rudel Wölfe, welches nach Beute suchend durch die finstere Nacht schreitet. Unlängst haben Naglfar ihr fabelhaftes Debüt Vittra veröffentlicht. Dissection kommen heuer mit Storm Of The Light´s Bane um die Ecke. Vinterland bringen mit ihrem ersten und leider auch einzigen Werk Welcome My Last Chapter einen unsterblichen Klassiker heraus und Ages präsentieren ihr Zweitwerk Uncrown der lüsternen Meute… Ähmm, halt, Stopp – ein Blick auf den Kalender verrät: Wir befinden uns im Jahr 2020. Corona hält die Welt in Atem. Die schwedischen Winter sind aufgrund der Erderwärmung nicht mehr ganz so frostig und kalt wie damals und Ages veröffentlichen – so, jetzt ist es korrekt – ihr Zweitwerk Uncrown, wenn auch gefühlt 25 Jahre zu spät.

Das Trio hinter Ages war oder ist ebenfalls in anderen Bands aktiv. So war der Bassist Brice Leclercq eine Zeit lang bei Dissection beschäftigt, während Sänger und Gitarrist Andreas Olander bei Volturyon dem Old School Death Metal frönt. Daniel Beckman hingegen ist bei den Power Metallern Twilight Force für das Bedienen der Keyboards zuständig. Was die drei vereint, ist ihre Liebe zum melodischen Black Metal, wie er Mitte/Ende der 90er zuhauf von schwedischen Bands zelebriert wurde. Ja, und genau so klingen Ages, die sich nach ihrem 2015er Debüt The Malefic Miasma wieder zusammengetan haben, um ihr neuestes Werk Uncrown einzuspielen.

Burn Them beginnt dann auch so, als würde man einen alten Bekannten nach über 20 Jahren wiedertreffen. Ein melodisches Riff, durchgezogen gespielt, dazu gesellt sich Hochgeschwindigkeits-Drumming und der genretypische Gesang angesiedelt zwischen Growls und Gekreische. Während das Hauptriff allgegenwärtig ist, wird im weiteren Verlauf des Songs das Tempo gekonnt variiert. Ähnlich gehen sie bei Illici State zu Werke, welches auch auf das Grundgerüst einer großartigen Melodie aufgebaut ist. Klasse Eröffnungsdoppel!

A Hollow Tomb wird mit akustischen Gitarren eingeläutet und entwickelt sich zu meinem persönlichen Highlight der Scheibe. Die geschickt eingesetzten Keyboards verleihen dem überwiegend im Midtempo angesiedelten Song einen epischen Touch, der durch das majestätische Gitarrenspiel unterstrichen wird. Dazu gesellen sich gelegentliche Geschwindigkeitsausbrüche und dezent eingestreute Chöre aus der Konserve.

In eine ähnliche Kerbe schlägt Undivine, der mit seinem heroischen, förmlich zum Niederknien animierenden Mittelpart, die Mundwinkel des Rezensenten ganz weit nach oben ziehen lässt.

Während der Titeltrack qualitativ weder nach oben noch nach unten ausschlägt, fahren Ages mit The Death Of Kings Of Old nochmals ganz großes Kino auf, indem sie alle Trademarks der vorherigen Songs in diesen Titel vereinen. Hört euch nur diesen Schlusspart an: Grandios! Das wäre dann auch der perfekte Abschlusstrack gewesen, denn das abschließende Pyres kann das Niveau leider nicht ganz halten und plätschert höhepunktarm vor sich hin. Schade, das hätte man mit einer geschickter angesetzten Tracklist besser lösen können.

Ages – Uncrown
Fazit
Ages liefern mit Uncrown genau das, was der geneigte Hörer von Swedish Black Metal erwartet. Tief verwurzelt im Sound der 90er spielen sie sich mal pfeilschnell, mal majestätisch erhaben und doch immer hochmelodisch durch ihre neun Songs und wissen dabei durchaus zu begeistern. Vor 25 Jahren wäre Uncrown ein Album unter vielen gewesen und hätte wohl nicht die Beachtung gefunden, die es verdient hat. Heute jedoch ist es eine wohltuende Abwechslung für Anhänger dieser Musikrichtung und mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar besser als das, was Naglfar & Co anno 2020 abgeliefert haben.

Anspieltipps: A Hollow Tomb, Undivine und The Death Of Kings Of Old
Christian K.
8.2
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