Bloodbound – Rise Of The Dragon Empire

„Gute Ansätze werden durch platte Strukturen und viel zu viele Chöre zerstört“

Artist: Bloodbound

Herkunft: Schweden

Album: Rise Of The Dragon Empire

Spiellänge: 45:46 Minuten

Genre: Power Metal, True Metal, Symphonic Metal

Release: 22.03.2019

Label: AFM Records

Link: http://www.bloodbound.se/

Bandmitglieder:

Gesang – Patrik Johansson aka Patrik J. Selleby
Gitarre – Tomas Olsson
Gitarre – Henrik Olsson
Bassgitarre – Anders Broman
Schlagzeug – Daniel Sjögren

Tracklist:

  1. Rise Of The Dragon Empire
  2. Slayer Of Kings
  3. Skyriders And Stormbringers
  4. Magical Eye
  5. Blackwater Bay
  6. Giants Of Heaven
  7. The Warlock’s Trail
  8. A Blessing In Sorcery
  9. Breaking The Beast
  10. Balerion
  11. Reign Of Fire

Früher war musikalisch so manches besser. Auch bei Bloodbound. Das Debüt der Schweden, Nosferatu, überraschte mit einer frisch klingenden Mischung aus alten Helloween, Iron Maiden und schnellen Judas Priest. Die Hoffnung, dass noch weit mehr Gutes von dieser Band folgt, zerstob allerdings. Stattdessen gab es eine Reihe von Wechseln in der Besetzung, weniger zwingende Alben und schließlich mit dem 2014er-Album Stormborn eine Hinwendung zum Stil der überraschend erfolgreichen Sabaton und ähnlichen Gruppen wie zum Beispiel Powerwolf. Also Fokus auf den Chorus, der möglichst stumpf-eingängig zu sein hat, viel Keyboard, um dem Ganzen einen symphonischen Touch zu verleihen und wenig musikalische Tiefe. Der Kritiker wundert sich, die Kasse klingelt dennoch: Der 2017er-Dreher War Of Dragons brachte Bloodbound die ersten Chartplatzierungen in der Schweiz und Deutschland. Klar, dass die Schweden dann auf dem achten Album so weiter machen.

So ist zum Beispiel Magical Eye ein Song, der jedem Sabaton-Fan gefallen wird. Ein symphonisches Keyboard gibt die Melodie vor, die von Gitarren sacht aufgegriffen wird – ohne das Keyboard je ganz zu übertönen – dann kommt der glockenklare Gesang, der zu einem Chorus mit leicht vertrackter Melodie hinführt. Kurzes Break mit a cappella Gesang, dann nach eingestreutem Solo das Ganze noch mal. Mehr braucht´s vermutlich für die angepeilte Zielgruppe nicht. The Warlock’s Trail fängt mit Folk-Melodie und Humpa-humpa-Drums an, womit der Weg sofort vorgezeichnet ist. Und so kommt es dann auch: Vorhersehbarer Tralala-Humpa-humpa-Refrain, eine Bridge, der Chorus, eine Bridge und damit es der letzte Suffkopp begreift, wird der Chorus dann natürlich noch kurz a cappella angestimmt, bevor die Instrumente wieder einsetzen und den stumpfen Rhythmus verstärken. Ein Song nach Schnitzmuster 08/15. Die leichten Folk-Töne wie auch vor allem im Opener Rise Of The Dragon Empire hübschen das stumpf-dumpfe Gedudel zwar etwas auf, aber diese Holzhammer-Chöre, die einem, nunja, mit dem Holzhammer eindreschen wollen, dass das jetzt eine Melodie ist, die ja super eingängig ist und man gefälligst mitzugehen hat, verscheuchen jeden Anflug von wirklichem Hörgenuss. Auch wenn Rise Of The Dragon Empire schon eher einer der stärkeren Songs ist: Die zum Chorus hinführenden Strophen sind dufte gesungen, keine Frage und die Melodien dürften bestimmt bei aller Plattheit dennoch ihre Anhänger finden. Deutsche Schlagermusik mögen schließlich auch Millionen von Menschen. Und schunkeln kann man bei Bloodbound auch zu Genüge.

Aber weiter mit den Songs in nicht-chronologischer Reihenfolge: Skyriders And Stormbringers ist ein überwältigendes Zeugnis, wie ein Song mit symphonischen Chören zugekleistert werden kann, dass einem die Ohren wehtun. Giants Of Heaven fängt flott an, hat dann aber nix mehr hinzuzusetzen. Es kommt im Grunde – wie so oft auf diesem Album – nur noch ein symphonischer Chorus, diesmal mit etwas mehr Biss als sonst. Kraftvoll zubeißen tun die Schweden aber auch hier nicht. A Blessing In Sorcery hat wieder diese Humpa-humpa-Drums Marke Marschmusik und dudelt noch mehr am Ohr vorbei als der Rest. Das Gleiche gilt für den Midtempo-Stampfer, wobei der Song nicht wirklich genug Kraft hat, um das wirklich als stampfen zu bezeichnen.

Reign Of Fire fängt mittelalterlich an, bevor schnell ein orchestraler Chorus klar macht, dass auch dieser Track nicht ohne supersüßen Pathos auskommt und musikalische Finesse nicht im Fokus steht. Die eingestreuten Heyhoo-ja-Backgroundvocals verstärken diesen Eindruck. Blackwater Bay biedert sich mit einem ach so epischen Soli dermaßen an, man vergisst fast schon, dass der Song so sehr langweilt.

Balerion beginnt im Uptempo mit toller Gitarrenharmonie, bevor es kurz vorm Refrain wieder symphonisch wird und der Song im oberen Mittelmaß versumpft. Mehr Schärfe, mehr Biss würde nicht nur diesem Lied so gut zu Gesicht stehen. Aber das passt wohl nicht ins Konzept, wonach eine bestimmte Zielgruppe nicht verschreckt werden soll. Slayer Kings beginnt stark, auch weil er größtenteils im Uptempo gezockt wird, was Bloodbound mit flitzenden Gitarren echt knorke gut können. Jedoch ist der Midtempo-Refrain dann dermaßen nichtssagend, dass der Song doch noch abstinkt.

Tour:

22.03.2019 Turock DE Essen w/ Dynazty, Manimal
23.03.2019 Nova Chmelnice CZ Prag w/ Dynazty, Manimal
24.03.2019 Dürer Kert 041 HU Budapest w/ Dynazty, Manimal
25.03.2019 Backstage DE München w/ Dynazty, Manimal
26.03.2019 MS Connexion DE Mannheim w/ Dynazty, Manimal
27.03.2019 Indra DE Hamburg w/ Dynazty, Manimal
28.03.2019 Biebob BE Vosselar w/ Dynazty, Manimal
29.03.2019 Baroeg NL Rotterdam w/ Dynazty, Manimal
30.03.2019 Z7 CH Pratteln w/ Dynazty, Manimal
31.03.2019 Hellraiser DE Leipzig w/ Dynazty, Manimal
14.08.2019 Sabaton Open Air SE Falun

Fazit: Klar, für diese Art von Musik gibt es offenbar eine Menge Fans, wie die Erfolge von Sabaton oder Powerwolf zeigen. Bloodbound wollen mit aller Macht genau diese Zielgruppe bedienen. Das merkt man Rise Of The Dragon Empire zu jeder Sekunde überdeutlich an. Das wirkt alles nach vorher festgezurrtem Strickmuster zusammengestellt. Platz für musikalische Finessen, Ecken und Kanten ist da nicht. Glockenklarer hoher Gesang, symphonische Chöre ohne echten Biss im Mittelteil in jedem Song, vorhersehbare Strukturen mitsamt Alibi-Soli, allüberall untermalende orchestrale Keyboards. Hier und da gibt es gute Ansätze, die aber von den omnipräsenten Chören platt gewalzt werden. Die Zielgruppe wird sich vermutlich freuen, alle Anderen werden sich mit Grausen abwenden.

Anspieltipps: Rise Of The Dragon Empire, The Warlock's Trail, Magical Eye
Tobias K.
6
Leser Bewertung2 Bewertungen
6.3
6