Hard Rock Session 2018 mit Ghost, Powerwolf, Doro & H.E.A.T. auf der Foire aux Vins in Colmar, France am 05.08.2018

„Hard Rock Session 2018 mit Ghost, Powerwolf, Doro & H.E.A.T. auf der Foire aux Vins in Colmar, France am 05.08.2018″

Eventname: Hard Rock Session

Band: Ghost, Powerwolf, Doro, H.E.A.T.

Ort: „Parc des Expositions“ (Messegelände) Colmar, Avenue de la Foire aux Vins, 68000 Colmar, Frankreich

Datum: 05.08.2018

Kosten: 41,- € Standardticket, 51,- € Expressticket

Genre: Heavy Metal, Hardrock, Melodic Rock, Power Metal, Rock,

Besucher: ca. 8.000

Veranstalter: Foire aux Vins d`Alsace

Links: https://www.facebook.com/events/363933250770733/  und https://www.foire-colmar.com/de/das-musikfestival/concert/ghost-powerwolf-doro-h-e-a-t

Setlisten:

  1. Intro-The Head Is On (Glenn Frey) (vom Band)
  2. Bastard Of Society
  3. Late Night Lady
  4. Mannequin Show
  5. Redefined
  6. Heartbreaker
  7. Beg Beg Beg (with Parts of AC/DC`s Whole Lotta Rosie & Erma Franklin`s Peace Of My Heart)
  8. Tearing Down The Walls
  9. Time On Your Side
  10. Emergency
  11. Inferno
  12. Living On The Run
  13. A Shot At Redemption

  1. Earthshaker Rock (Warlock)
  2. I Rule The Ruins (Warlock)
  3. Raise Your Fist In The Air / Lève Ton Poing Vers Le Ciel
  4. Burning The Witches (Warlock)
  5. East Meets West (Warlock)
  6. Für Immer (Warlock)
  7. All For Metal
  8. Breaking The Law (Judas Priest)
  9. All We Are (Warlock)
  10. Burn It Up
  11. Metal Racer (Warlock)

  1. Blessed & Possessed
  2. Army Of The Night
  3. Amen & Attack
  4. Demons Are A Girl`s Best Friend
  5. Armata Strigoi
  6. Fire And Forgive
  7. Werewolves Of Armenia
  8. Incence & Iron
  9. Sanctified With Dynamite
  10. We Drink Your Blood

  1. Ashes
  2. Rats
  3. Absolution
  4. Ritual
  5. From The Pinnacle To The Pit
  6. Faith
  7. Devil Church
  8. Cirice;Miasma
  9. Year Zero
  10. Spöksonat (vom Band)
  11. He Is
  12. Mummy Dust
  13. If You Have Ghosts (Roky Erickson)
  14. Dance Macabre
  15. Square Hammer
  16. Monstance Clock

Vom 27.07. bis 05.08.2018 findet auf dem Parc des Expositions (Messegelände) wieder die beliebte, und weit über die Grenzen des Elsass hinaus bekannte, Wein- und Verbrauchermesse Foire aux Vins d`Alsace statt. Die Weinmesse findet bereits seit 1947 statt und lockt jährlich weit über 250.000 Besucher nach Colmar. Längst ist die Messe viel mehr als ein Treffen von einheimischen Winzern und Weinliebhabern, sondern eine interessante Mischung aus Volksfest, Weinmesse, Verbraucherausstellung (mit über 350 Ausstellern) und Pop & Rock Festival. Anfangs fand die Messe in der Innenstadt von Colmar statt, musste dann aber aufgrund des Erfolges bald auf das Messegelände verlegt werden. Das Musikfestival gibt es in dem Zusammenhang seit 1958 und findet heutzutage in der Muschel, dem überdachten Festival Freilichttheater statt. So spielten in den letzten Jahren viele nationale und internationale Stars und Acts, z.B. Iggy PopRobert PlantNeil YoungSimple MindsTotoAlanis MorissetteManfred Mann … und viele, viele mehr. Insgesamt fanden etwa 700 verschiedene Konzerte statt.

Das Highlight, zumindest für das Basislager der Langhaarigen, ist die alljährlich stattfindende Hard Rock Session, bei der für gewöhnlich vier Bands auftreten. Waren das im letzten Jahr noch Amon AmarthHammerfallGotthard und Pretty Maids, so konnten in 2018 die anonymen Schweden von Ghost, die deutschen Power Metaller Powerwolf, die Metal Queen Doro Pesch und die schwedische Hardrock Formation H.E.A.T. verpflichtet werden. Wir machen uns schon früh am Nachmittag auf den Weg nach Colmar im Elsass, da wir uns noch mit Bekannten verabredet haben und vorher noch in Ruhe was essen und ein Bier trinken wollen. Das Messegelände ist mit Tausenden Besuchern schon gut gefüllt und auch am Eingang zum Amphitheater stehen trotz der frühen Stunde schon eine ganze Menge Headbanger. Als um 16:30 Uhr dann endlich Einlass ist, hat sich gefühlt der halbe Elsass vor den Einlässen versammelt, doch zum Glück brauche ich mich nicht anstellen und kann gemütlich den Pressezugang benutzen und bin zwei Minuten später schon auf dem Gelände. So habe ich noch Zeit mich mit Getränken zu versorgen, bevor der große Ansturm kommt. Das französische Bier schmeckt zwar überhaupt nicht, aber in der Not frisst der Teufel ja schließlich auch Fliegen. Beim Merch werden amtliche Preise aufgerufen, 30,- € für ein normales, einseitig bedrucktes Shirt finde ich schon etwas frech.

Um 18:30 Uhr ist die Muschel schon gut gefüllt, etwa 6.000 Menschen haben sich im Infield oder auf den Rängen ihre Plätze gesucht. Aus den Boxen dröhnt der Song The Head Is On von Glenn Frey und direkt im Anschluss stürmen die Schweden von H.E.A.T. auf die Bühne und steigen mit Bastard Of Society in ihr Set ein. Gleich der erste Song aus dem noch aktuellen Album Into The Great Unknown macht klar, die Band mit den Punkten ist immer noch ernst zu nehmen. Die Ohohoho – Shouts werden auf Anhieb mitgesungen und die Band tobt sich sogleich auf der großen Bühne richtig aus. Blickfang der Show ist natürlich Frontmann und Sänger Erik Grönwall, der im Jahr 2009 die schwedische Castingshow The Idol gewann. Mit seiner eigenwilligen Punkfrisur und seinen Posen ist er ein Zappelphilipp vor dem Herrn und erinnert ein wenig an den frühen Axl Rose. Mit den nächsten Songs stellt er dann auch unter Beweis, dass er nicht nur ein guter Showman ist, sondern auch ein brillanter Sänger. Geboten wird ein Querschnitt durch alle Alben, gemischt mit nur drei aktuellen Songs. Während man das letzte Album ein paar Mal hören musste, bis es so richtig zündet, funktionieren die Songs live und passen sich gut ein. Der bisherige Höhepunkt ist aber definitiv Beg Beg Beg aus der Pre-Grönwall-Ära, das hier und heute mit Passagen aus AC/DC`s Whole Lotta Rosie und Erma Franklin`s Piece Of My Heart aufgepeppt wird. Wie verrückt Frontmann Grönwall aber tatsächlich ist, das zeigt sich dann in der zweiten Hälfte des Gigs, wo die Band ständig allein auf der Bühne steht. Der Fronter turnt währenddessen auf den Rängen zwischen dem Publikum herum, posiert für unendlich viele Fanfotos, betätigt sich als Crowdsurfer und begibt sich sogar direkt in den Moshpit, der hier sogar beim Melodic Rock von H.E.A.T. entsteht. Den Franzosen gefällt die Show ganz offenbar, denn die Stimmung ist ausgelassen wie bei so manchem Headliner. Auch wenn ich nie Fan der Schweden war, muss ich jetzt zugeben, dass sie mich überzeugt haben – gute Setlist, gute Show! Nach gut 75 Minuten ist dann trotzdem Schluss und Colmar bekommt die Möglichkeit Luft zu holen.

Nach dem guten Auftritt des Openers wird sich die Metal-Queen mächtig anstrengen müssen, um das Level hier weiterhin aufrecht zu halten. Die Band scheint gar nicht erwarten zu können, dass es endlich losgeht, denn Doro, Nick Douglas und Bas Maas schauen schon während der Umbaupause immer mal um die Ecke und werden sofort laut bejubelt. Obligatorisch geht es dann mit Earthshaker Rock los, zuerst kommt Drummer Johnny Dee auf die Bühne, dann der Rest der Band und last but not least Doro. Nun wird es auch im Fotograben richtig eng, entweder hat man diesen zu klein gemacht, oder man hat viel zu viele Fotografen zugelassen. Die gebürtige Düsseldorferin braucht sich gar nicht groß anstrengen, um das Publikum auf ihre Seite zu bringen. Es ist, wie es eigentlich immer ist, im Vorfeld wird über Doro gelästert und niemand mag sie, aber kaum steht sie auf der Bühne, sind alle da und die Stimmung ist bombig. So auch hier in Colmar, die Franzosen gehen steil und feiern das deutsche Fräuleinwunder. Mit I Rule The Ruins wird obligatorisch nachgelegt, doch dann folgt schon die erste Überraschung, denn der nächste Song wird zweisprachig präsentiert. Nein, ich rede nicht von Für Immer, sondern von Raise Your Fist In The Air / Lève Ton Poing Vers Le Ciel. Klar, dass die Lady damit nun auch den letzten Franzosen auf ihre Seite gezogen hat. Zu Burning The Witches gehen dann die ersten Crowdsurfer wieder in die Startlöcher und zu East Meets West kommt ein alter Bekannter auf die Bühne, Ex-Warlock Gitarrist Tommy Bolan. Tommy ist eine echte Bereicherung für die Band, denn der Härtegrad der Songs steigt gleich um ein paar Nuancen an. Mit drei Gitarristen zockt man sich nun durch den Rest der Setlist und auch beim neuen Song All For Metal bleibt Bolan mit an Bord. Die Triumpf And Agony Klassiker Für Immer und All We Are dürfen natürlich auch nicht fehlen, ein Doro Gig ohne die beiden ist wohl nicht denkbar. Gerade Für Immer sorgt ja für eine ganz besondere Gänsehautatmosphäre, wenn der Song aus Hunderten von Kehlen mitgesungen wird. Den letzten Song darf wieder das Publikum auswählen, heute Burn It Up. Allerdings ist der letzte Song dann doch nicht der Letzte, denn mit Metal Racer wird noch ein Klassiker nachgelegt. Dann ist aber endgültig Schluss und die einzige Enttäuschung ist eigentlich die extrem kurze Spielzeit von nur 50 Minuten. Alle Zugaberufe bleiben unerhört und es ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum selbst der Opener mehr Spielzeit zur Verfügung hatte.

Im Anschluss ist es dann Zeit für die Wölfe aus Saarbrücken. Obwohl ein Großteil der Bühnenaufbauten schon im hinteren Teil der Bühne steht, dauert die Umbauzeit doch noch etwa 35 Minuten. Dann ist es aber so weit, Powerwolf betreten die Bühne und eröffnen ihre heilige Metalmesse. Mit Blessed & Possessed geht man gleich in die Vollen und will hier offenbar nichts anbrennen lassen. Aber auch in Frankreich kann man sich offenbar keinen besseren Jüngerkreis wünschen, denn auch jetzt wird vom ersten Moment an gebangt und gefeiert. Leider lassen auch die Crowdsurfer wieder nicht lange auf sich warten und behindern uns im sowieso schon engen Fotograben noch mehr. Manch einer der Fotografen muss immer wieder sein Equipment in Sicherheit bringen, wenn der nächste Fan angeflogen kommt. Auch Army Of The Night und Amen & Attack können begeistern und tragen dazu bei, dass die Saarbrücker die Fans fest im Griff haben. So wie Powerwolf ihren Gig beginnen, würde manch andere Band gerne ihren Auftritt beenden, doch Frontmann Attila Dorn und seine Wölfe haben ihr Pulver noch lange nicht verschossen. Dabei ist zumindest der Bühnenaufbau eine extrem abgespeckte Version gegenüber z.B. dem BYH Festival vor ein paar Wochen. Die Fans interessiert es wenig und das Gelände hat sich mittlerweile ordentlich gefüllt. Vermutlich sind es gut 8.000 Besucher in der Muschel, die gespannt der Messe lauschen. Ohrwurmlastige und mitsingfreundliche Refrains zeichnen die Songs aus und das wird hier auch gerne angenommen. Ansonsten lebt die Show natürlich von Attila, der gerne und viel redet. Weitere Highlights sind vor allem Armata Strigoi und Werewolves Of Armenia, weil hier die Fans mit ihren Singqualitäten zur Höchstform auflaufen. Falk Maria jagt natürlich auch immer wieder wie ein Besessener über die Bühne und trägt die Powerwolf Fahne an die Fans heran. Die beiden Greywolves wechseln oft die Seite und posen um die Wette. Showmäßig sind Powerwolf natürlich ganz vorne dabei, wenn hier auch viele Szenarien fehlen, dank einer stark zusammengeschrumpften Setlist. Zu We Drink Your Blood erhebt Attila seinen goldenen Kelch auf Frankreich, wozu die ganze Bühne in blutrot gehüllt ist. Ein letztes Mal entwickelt sich eine Eigendynamik und alle fallen in die Powerwolf Gesänge mit ein, die dann zu Attila Chören mutieren, doch nach knapp 65 Minuten ist die Messe beendet.

Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und die Temperaturen werden angenehm. Obwohl ich unter den Besuchern nur einen einzigen in Ghost Montur ausmachen kann, nähert sich unaufhaltsam der Auftritt des heutigen Headliners. Orgeltöne und getragene Chorgesänge ertönen und die Bühne ist komplett in blau getaucht, als dann die Nameless Ghouls das Feld betreten und wie Messdiener im Weihrauchnebel umherspazieren und sich im Applaus verneigen. Der Bühnenaufbau ähnelt einem Kirchenschiff aus weißem Marmor und oben auf Podesten thronen das Schlagzeug und die Keyboards. Eine melancholisch-düstere Stimmung breitet sich aus, doch als Papa Emeritus III, alias Tobias Forge, dann zum Kinderchor von Ashes, dem Opener des aktuellen Albums Prequelle, auf die Bühne kommt, so geschieht das gar nicht mehr mit einer langsam getragenen Würde. Okkult scheint nur noch der Deckmantel zu all dem Treiben zu sein, denn kein bedrohlicher Totenpapst versucht mehr King Diamond zu imitieren. Der hippe Kardinal im schwarzen Frack und mit Oberlippenbärtchen tanzt auf der Bühne wie ein junger Michael Jackson, begleitet von einer unheilvollen Atmosphäre und einer bedrohlichen Klangkulisse. Diabolisch ist nur noch das totenähnliche Make-up des Kardinals, unter dem die stechend blauen Augen einen magisch anziehen. Trotzdem kann man mit der skurrilen Performance punkten. Weiter geht es mit Rats, der ersten Single aus Prequelle, wo die Schweden der Pest ein melodisches Comeback bescheren. Auch in den neuen Songs dreht sich wieder alles um Tod und Vergänglichkeit, auch wenn es jetzt weniger melancholisch zugeht. Das energiegeladene Riffgewitter ist mindestens so ansteckend wie der Schwarze Tod selbst. Die Selbstinszenierung des Kardinals kommt aber sichtlich an, wie ein Blick in die Zuschauer zeigt. Auch die charmant-witzigen Ansagen kommen gut an, insbesondere wenn der Papa versucht ein paar Brocken französisch mit einfließen zu lassen. Was nun folgt, ist ein Best of Programm durch die gesamte Bandgeschichte. Von der ganzen Kritik und Häme und den ganzen Besetzungswechseln der namenlosen Ghouls im letzten Jahr ist jedenfalls nichts mehr zu spüren, die Band tritt wieder als eine Einheit auf. Papa Emeritus III ist mittlerweile auch schon die dritte Neubesetzung des Sängerpostens, vielleicht der Grund, warum die neuen Songs eher in ein Synthie-Pop-Gewand verpackt wurden. Warum die Band unter dem Banner des Heavy Metal vermarktet wird, war mir sowieso schon immer ein Rätsel, und so ist es auch heute. Teils harte Songs, stampfende Rhythmen und rockige, energiegeladene Riffs machen noch keinen Metal, denn Elektronik-Beats, Disco-Grooves und engelsgleicher Pop-Gesang gepaart mit erstklassigem Hardrock ergeben hier eine lupenreine und sehr unterhaltsame Rock-Oper. Letztendlich ist es aber egal, welchen Namen das Kind trägt, denn der Erfolg gibt den Schweden recht, sie werden weltweit gefeiert. Ein musikalisches sowie optisches Highlight bietet auch das Instrumental-Stück Miasma, denn der dynamische Synthesizer-Sound wird auf der Bühne von Papa Nihil`s laszivem Saxophone-Einsatz untermalt. Ganz in sein weißes Ornat gehüllt, ist Papa Nihil der Blickfang, der von den posenden Ghouls unterstützt wird.Trotz ihrer Maskierung agieren die Ghouls ausdrucksstark und verbreiten eine mitreißende Energie, und ohne sie wäre der Papa wohl auch nur ein Nichts. Als dann rechts und links der Bühne die großen Konfettikanonen abgefeuert werden, ist klar, dass mit Dance Macabre und Square Hammer das Ende der Show eingeleitet wird. Die Band verabschiedet sich und verschwindet von der Bühne, doch Schluss ist noch nicht. Kaum wieder zurück, nimmt sich Papa Emeritus noch einmal richtig Zeit und referiert über den weiblichen Orgasmus, welcher sich dann im Song Monstrance Clock entlädt. Nein, Metal ist das alles nicht, aber allemal eine astreine musikalische und theatralische Unterhaltung, die ihresgleichen sucht.