“Anhaltende Formkrise“
Artist: In Flames
Herkunft: Göteborg, Schweden
Album: I, The Mask
Spiellänge: 50:56 Minuten
Genre: Modern Melodic Metal/Rock
Release: 01.03.2019
Label: Nuclear Blast Records
Link: http://www.inflames.com/
Produktion: Los Angelos von Howard Benson
Bandmitglieder:
Gesang – Anders Fridén
Gitarre – Björn Gelotte
Gitarre – Niclas Engelin
Schlagzeug – Joe Rickard
Tracklist:
- Voices
- I, The Mask
- Call My Name
- I Am Above
- Follow Me
- (This Is Our) House
- We Will Remember
- In This Life
- Burn
- Deep Inside
- All The Pain
- Stay With Me
Es ist schon ein Zeichen, wenn peu à peu die stabile Besetzung einer Spitzenband zerbröckelt und feste Größen durch reine Statisten ersetzt wird. Genau dies passiert gerade bei In Flames, denn mit dem Abgang von Peter Iwers am Bass sind In Flames auf zwei Stammmitglieder plus drei Lakaien geschrumpft. Dass sich dies musikalisch niederschlägt, dürfte klar sein, sicherlich sorgten starke musikalische Differenzen in der Vergangenheit für das Verlassen des sinkenden Schiffs. Was sich leider als zehnjähriger Trend hin zum soften Rock der kommerziellsten Sorte erahnen ließ, findet auf dem aktuellen Album I, The Mask erneut Bestätigung. Die ästhetische Version von Fridén/Gelotte ist klar nur deren Version und geht weg vom Stammpublikum hin zu neuer Hörerschaft amerikanischer Prägung und kann wenig begeistern. Hand aufs Herz, die Hälfte des Albums hätte ebenso auf dem nicht minder unrelevanten Vorgänger Battles stehen können, da nutzen leider auch keine Songs mit aufgesetzter Härte wie Voices, I Am Above oder I, The Mask, die in der Vergangenheit nicht mal für eine B-Seite ausreichend gewesen wären. This Is Our House ist ein Rest von Battles und bestätigt damit einmal mehr seine Rohrkrepiererqualitäten. We Will Remember macht eine ordentliche Figur, kann aber nicht über die nicht vorhandenen Gesangsqualitäten von Anders Fridén wegtäuschen, der zwar im Studio durch allerhand Technik seine Micky Maus Stimme aufplustert, live aber dermaßen ins Straucheln kommt, dass man ihm beinahe mitleidig in den Arsch treten mag, um ihn zum Shouten zu bewegen, denn das ist das Einzige, was er tatsächlich richtig gut kann. Schöne Melodien bringt die zweite Hälfte des Albums mit, keine Frage, dummerweise vergisst man diese mit Härte zu kombinieren. Totalausfälle sind die Ballade In This Life und Burn, welches immer wieder mal etwas Härte aufbaut, diese aber zugunsten eines 30 Seconds To Mars Refrains über Bord wirft, schade um den guten Ansatz. Bei Deep Inside wird mit orientalischen Rhythmen experimentiert, entpuppt sich dann aber ebenfalls als Luftnummer, die keinen großen Knall aufweisen kann. All The Pain ist Fridéns erneuter Versuch sich als Sänger zu etablieren, klingt aber mehr nach einem Disney Filmsoundtrack als nach In Flames. Stay With Me bildet den Abschluss des Albums, und wenn man sarkastisch veranlagt ist, darf man den Titel gerne als Aufforderung an alte Fans werten. Großartig sind die wehmütig schwedischen Melodien, die fleißig vom ehemaligen Songschreibergenie Jesper Strömbald gelernt wurden, Gelotte hat also seine Hausaufgaben gemacht, störend sind die unglaublich dünnen Vocals des Sängers, der nur ganz zum Ende des Songs beginnt zu shouten, warum denn nicht sofort?