Ministry – AmeriKKKant

“Strafzölle dürfen hier nicht drauf erhoben werden!“

Artist: Ministry

Herkunft: Chicago, USA

Album: AmeriKKKant

Spiellänge: 48:01 Minuten

Genre: Industrial Metal

Release: 09.03.2018

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://www.facebook.com/WeAreMinistry/

Bandmitglieder:

Gesang – Al Jourgensen
Gitarre – Cesar Soto
Gitarre – Sin Quirin
Bassgitarre – Tony Campos
Keyboard – John Bechdel
Schlagzeug – Derek Abrams
DJ – DJ Swamp

Tracklist:

  1. I Know Words
  2. Twilight Zone
  3. Victims Of A Clown
  4. TV 5-4 Chan
  5. We’re Tired Of It
  6. Wargasm
  7. Antifa
  8. Game Over
  9. AmeriKKKa

In Sachen Industrial Metal stehen die Amerikaner Ministry um den verrückten Kopf Al Jourgensen an der Weltspitze, wenn es darum geht, die Politik ihres Landes und des ganzen Planeten unter Beschuss zu nehmen. Lieblingsgegner war die Bush Familie, die mit Herrn Trump einen neuen Leckerbissen nach der letzten Präsidentschaftswahl erhalten haben. In gut 50 Minuten soll AmeriKKKant den Finger in die neue Wunde legen. Nach fünf Jahren melden sie über Nuclear Blast erneut ihren Status an und wir wollen einmal schauen, ob sie diesem noch gerecht werden können.

Mit I Know Words stochert AmeriKKKant los. Dramatisch liegen die ersten Minuten in der Hand von John Bechdel und DJ Swamp. Elektronische Zauberei heißt das Wort, in dem der Wahlslogan von Mister Trump – Make America Great Again – in dem Intro eingebunden durch die heimische Bude hämmert. Die DJ-Einspielungen muss man jedoch nicht zwingend haben, die bei Twilight Zone gleich das Zepter im stampfenden Doom Modus übernehmen. Al Jourgensen wirkt abermals garstig, überlässt jedoch am Anfang oft und gerne den anderen Kollegen das Feld. Dass die dreizehnte Scheibe nicht in die dicken neunziger Jahre schielt und an Alben wie Psalm 69, Filth Pig oder The Land Of Rape And Honey herankommt, wird sofort klar. Die Entwicklung bleibt modern – ein Stillstand wird vermieden, der große Zünder fehlt an AmeriKKKant jedoch, der mit KKK natürlich auf den Ku-Klux-Klan schielt, der, kaum zu glauben, in den Staaten mehr macht hat und Rassenhass auslöst, als man in Europa vermuten würde. Puh, nach Twilight Zone soll der nächste lange Song in Form von Victims Of A Clown den erhofften Durchschlag bringen. Doch es bleibt beim Alten, fast verzweifelt schaut man noch mal aufs Cover, ob auf dem Silberling tatsächlich Ministry gepresst wurde. Von skrupelloser Aufopferung für die amerikanische Gesellschaft ist kaum was zu spüren. Die Melodien verpuffen und der Industrial Motor stottert, als hätte man einen falschen Kraftstoff in den Tank geschüttet. Als eingefleischter Liebhaber von Al Jourgensen bleibt eine schwache Leistung zu notieren. Selbst kritische Werke wie From Beer To Eternity, The Last Sucker oder Relapse haben mehr Eindruck hinterlassen als AmeriKKKant. Die sonst so derben Refrains sucht man vergebens – irgendwie beschleicht einen bei den neuen Kompositionen die konfuse Handschrift der völlig undurchsichtigen Politik von Herrn Trump. Was TV 5-4 Chan bringen soll, weiß der Teufel. Nach den beiden Kloppern kommt ein 50 Sekunden Zwischenintro. Hoffentlich geht es jetzt mal rund. We’re Tired Of It wurde da bislang am griffigsten angerichtet – lässt thrashige Elemente aufleben und geht ein wenig von den DJ-Sounds weg, die oft übers Ziel hinausschießen. Wargasm dann der erste richtige Lichtblick. Ebenfalls länger als gedacht aufgezogen, muss die Hymne durch einen sechs Minuten andauernden Jungle, der von Al Jourgensen spannend inszeniert Glücksgefühle nach oben schiebt und auf den Punkt bringt, dass jeder Krieg auf der Erde völlig unnötig ist. Trotzdem schaffen es Antifa, Game Over und AmeriKKKa nicht mehr das Langeisen in Gefilde zu schieben, in denen man mit einer Ministry Produktion leben könnte.

Fazit: Ausgerechnet Ministry sorgen mit AmeriKKKant für eine der größten Enttäuschungen der letzten Monate. Unglaublich, wie das Album zu keiner Sekunde nur einen Ansatz von Zugriff erhält. Die schillernden alten Zeiten scheinen verblasst, so wie die Regierungszeit der Bush Familie. Ob von Herrn Al Jourgensen noch mal ein furioses Comeback zu erwarten ist, bleibt fraglich. AmeriKKKant darf wohl als der Tiefpunkt von Ministry abgehakt werden, auch wenn es noch hier und da Lichtblicke gibt.

Anspieltipps: Wargasm und AmeriKKKa
Rene W.
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