Rosy Vista – Unbelievable

„Totgesagte leben länger, oder was lange währt, wird endlich gut!“

Artist: Rosy Vista

Herkunft: Hannover, Deutschland

Album: Unbelievable

Spiellänge: 39:56 Minuten

Genre: Hardrock

Release: 08.02.2019

Label: Steamhammer / SPV

Link: https://www.facebook.com/rosyvista/

Bandmitglieder:

Gesang – Andrea Schwarz
Gitarre, Gesang – Anca Graterol
Bass – Angela Mann
Schlagzeug – Marina Hlubek

Tracklist:

01. Crazy
02. Sadistic Lover (from You Better Believe It EP)
03. Master Of Control
04. Too Much Feeling
05. Tables Are Turned (from You Better Believe It EP)
06. Until I`m Satisfied (from You Better Believe It EP)
07. Hopatina
08. Poor Rosy
09. Sound Of Your Love (from You Better Believe It EP)
10. Rockin` Through The Night (from You Better Believe It EP)
11. Changin` My Mind
12. Born To Be Wild (Steppenwolf Cover)

Mal ehrlich, wer von euch kennt Rosy Vista noch? Die Band aus Hannover um Bandgründerin und Gitarristin Anca Graterol war von 1984 bis 1989 aktiv und galt als erste reine Female Hardrock Band Deutschlands. Die Mädels hatten durchaus einen guten Lauf und spielten Konzerte im Vorprogramm von Mötley Crüe, Uriah Heep, Joe Cocker und Manfred Mann`s Earth Band. Man brachte es auf eine EP und zwei Singles und zum großen Glück fehlte eigentlich nur noch ein komplettes Album, doch nach knapp fünf Jahren kam das Aus und man löste sich auf. Ganz in Vergessenheit geraten ist die Allgirl Band aber Dank Powergod nie, denn die coverten vor etlichen Jahren ihren Song Rockin‘ Through The Night. 30 Jahre hörte die hart rockende Szene nichts mehr von den Mädels, doch Totgesagte leben bekanntlich länger! Bereits im Jahr 2002 gab es einen ersten zaghaften Versuch die Band zu reaktivieren, aber erst Jahre später, als man sich zufällig bei einem Konzert traf, wurde daraus ein fester Willen und ein konkretes Konzept mit festen Zielen. Nun sind Rosy Vista in leicht veränderter Besetzung wieder da und ziemlich genau 35 Jahre nach dem Band Startschuss kommt nun am 08.02.2019 mit etwas Verspätung das Debütalbum Unbelievable in die Regale der örtlichen CD-Dealer. Mit Sängerin Andrea Schwarz und Drummerin Marina Hlubek hat Bandgründerin Graterol noch zwei der Originalmitglieder an ihrer Seite. Neu zur Band gestoßen ist nur Bassistin Angela Mann. Unbelievable – Unglaublich!

Für die erste Langrille hat man die fünf Songs der 1985er-EP You Better Believe It völlig neu eingespielt, hat sechs brandneue Tracks geschrieben und dazugepackt und hat zudem Steppenwolf‘s – Klassiker Born To Be Wild gecovert.

Eröffnet wird Unbelievable von der eingängigen High Energy Rocknummer Crazy, die zugleich auch die erste Single ist und zu der auch ein Video gedreht wurde. Kraftvoller, ehrlicher Hardrock mit Mitsingrefrain, der gleich die Marschrichtung vorgibt. Der Text stammt, laut Bandinfo, noch aus der Zeit von vor der Trennung. Master Of Control besticht durch ein geiles Solo von Gitarristin Anca Graterol und mit charmanten Melodielinien, geht straight nach vorne und wird live sicherlich richtig Spaß machen. Bei Too Much Feeling handelt es sich um eine schöne, laszive Rockballade, die es in den 80ern bestimmt auf eine der Metal Ballads Sampler geschafft hätte. Die ruhigeren Momente lassen Erinnerungen an die Wahl Schweizerin Tina Turner wach werden. Hopatina ist wieder eine energiereiche, straighte Rocknummer mit einem ungewöhnlichen Refrain, der dem Song einen gewissen Bollywood-Touch verleiht. Laut Bandinfo basiert der ungewöhnliche Track auf einer Nummer, mit der die Rumänin Anca Graterol samt ihrer ersten Band Catena während der 70er-Jahren in ihrer Heimat schon einmal einen Hit hatte. Poor Rosy ist ein schnörkelloser, cooler Rocker mit selbstironischem Augenzwinkern, der gut zum künftigen Rosy Vista Klassiker aufsteigen könnte. Changin‘ My Mind wurde sogar von Barbara Schenker mitkomponiert.

Hinzu kommen die fünf Songs der EP aus dem Jahr 1985, Sadistic Lover, Tables Are Turned, Until I’m Satisfied, Sound Of Your Love und Rockin‘ Through The Night, die allesamt aktualisiert und neu aufgenommen wurden. Die Oldies wurden gut produziert, jedoch wurde darauf geachtet, dass der verstaubte Charme der 80er erhalten bleibt, den die Fans der ersten Stunde so sehr daran lieben. Nichtsdestotrotz passen sich die alten Klassiker gut ein und lassen das Album wie aus einem Guss erscheinen.

Der Steppenwolf Klassiker Born To Be Wild klingt frisch, doch braucht die Bikerhymne noch irgendjemand in der gefühlt 281ten Coverversion? Natürlich, ein gut gemachter Coversong eignet sich immer, um nach so vielen Jahren auf sich aufmerksam zu machen, doch ehrlich, da wären andere Nummern besser geeignet gewesen.

Fazit: Unbelievable ist ein ordentliches, durchschnittliches Hardrockdebüt geworden, auf das die Ladies mit Recht stolz sein können. Besonders Sängerin Andrea Schwarz sticht natürlich heraus, denn sie besitzt immer noch eine schöne, gereifte Rockröhre und eine gute Portion Gefühl in der Stimme, was natürlich bei langsameren Songs wie Too Much Feeling von enormem Vorteil ist. Aber auch die schnelleren Tracks können durchaus überzeugen und werden die Fans der ersten Stunde begeistern. Es ist eine Reise in die Vergangenheit und als das muss man das Album auch sehen. Man verzichtet auf den Anspruch der Moderne und transportiert den Vibe vergangener Zeiten in die Gegenwart, sodass es sich auch genauso gut um ein Debütalbum aus den 80ern handeln könnte. Härtetechnisch bewegt man sich zwischen Vixen, L7 und Robin Beck, jedoch kommt man an das hohe Qualitätsniveau nicht heran. Fans von Girlschool, Vixen, Lita Ford und Joan Jett können hier durchaus mal ein Ohr riskieren, doch wirklich gebraucht hat die Szene dieses Album nicht.

Anspieltipps: Crazy, Rockin` Throught The Night, Too Much Feeling
Andreas F.
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