Schattenmann – Dia De Muertos

Vom Totentanz zum Dickpic in nur 35 Minuten

Artist: Schattenmann

Herkunft: Deutschland

Album: Dia De Muertos

Spiellänge: 35:27 Minuten

Genre: Neue Deutsche Härte, Dark Rock

Release: 30.06.2023

Label: AFM Records

Link: www.schattenmann.band

Bandmitglieder:

Gesang – Frank Herzig
Gitarre – Jan Suk
Bass – Luke Shook
Schlagzeug – Nils Kinzig

Tracklist:

  1. Dia De Muertos
  2. Jeder Ist Schlecht
  3. Hände Hoch
  4. Menschenhasser
  5. Dämonen
  6. Meer Aus Licht
  7. Haters Gonna Hate
  8. Dickpic
  9. In Deinem Schatten
  10. Ewigkeit

Dia De Muertos (Tag Der Toten) lautet der Albumtitel des bereits vierten Albums von Schattenmann. Es ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage und auf dem Albumcover ist passenderweise ein bunter Totenschädel. Ich finde, wenn man so titelt, muss auch das Drumherum stimmen, also schon mal ein Punkt für die vier Musiker. Der namengebende Song ist auch gleich der Erste, der mir entgegenschallt. Das Intro ist leicht mystisch angehaucht, um dann ordentlich an Geschwindigkeit zuzulegen. Der Song ist kraftvoll. Es geht darum, das Leben und den Tod zu feiern, solange man es kann, und dies ist ja im Endeffekt genau das Prinzip dieses Feiertages. Der Song wechselt von schnell zu nachdenklich, von guter Laune zu kurzem Innehalten und gefällt mir gut.

Jeder Ist Schlecht beginnt laut und eindringlich und weist mit erhobenem Zeigefinger auf die Leichen, die jeder einzelne von uns im Keller hat. Im Refrain mutiert es dann fast zu rockig-poppigem Singsang, der aber gleich wieder abgelöst wird. Es ist ein Hin und Her zwischen Krach und Trallala und überfordert mich beim ersten Reinhören fast. An einigen Stellen baut es sich auf wie eine Welle, rast auf mich zu und bricht dann doch wieder ein. Auf jeden Fall nicht langweilig und kein 08/15-Song.

Hände Hoch erinnert mich sofort an Electric Callboy. Auch bei Jeder Ist Schlecht hatte ich schon kurz den Einfluss im Hinterkopf. Das ist aber durchaus nicht schlecht! Ich mag auch dort den Spaß, den die Jungs an ihrem Tun haben. Bei Schattenmann knallt einem dazu ein derber Text entgegen, andererseits aber auch ein Sound, der Laune macht.

Menschenhasser beginnt sehr elektronisch und wird dann sehr düster und reduziert. Inhaltlich sehr depressiv, holt es mich nicht so wirklich ab. Ich finde es irgendwie nörgelig, alle sind schlecht und man sitzt motzig zu Hause. Ne, das ist nicht meins. Ich such lieber in all dem Schlechten das Positive und kann mich hier überhaupt nicht mit identifizieren.

Dämonen ist ein sehr auf den Gesang reduzierter Song. Der Sound ist hier irgendwie nur im Hintergrund präsent. Ich will grad gelangweilt weiterzappen, als er dann der Mittelteil doch noch mal richtig loshämmert. Leider behalten sie das nicht bei und ich kann letztendlich einfach nicht so wirklich in den Song reinfinden.

Ganz anders bei Meer Aus Licht. Hier holt mich der eindringliche Gesang dann wieder ab, der Sound ist schön rockig und ich kann mir vorstellen, dass dieses Stück live sehr kraftvoll rüberkommt.

Haters Gonna Hate ist wütend und kraftvoll. Ich mag den düsteren Sprechgesang, im Refrain wird es mir dann fast zu seicht, ist trotzdem aber definitiv eins der stärkeren Stücke auf diesem Album.

Verwirrt höre ich in den nächsten Song, der mit weiblichem Geträller beginnt. Neugierig lausche ich weiter. Der Song heißt Dickpic und der Songtext lässt mich grinsen. Da muss ich doch erst mal nach dem Video googeln … Dort erfahre ich dann auch, dass es Anna Lux ist, die hier gesanglich unterstützt. Was soll ich sagen … ein Dickpic gibt es da nicht zu sehen und das Video ist … speziell. Man könnte es auch durchgeknallt nennen, wenn ein seltsamer Zuhältertyp sich in der Waschanlage auf einem Auto voller Dragqueens räkelt. Ach, aber irgendwie ist es auch so bekloppt, dass es schon wieder sympathisch ist. Vom Song her ist es jetzt sicher nicht mein Favorit, aber das Gesamtpaket ist lustig und ausgefallen und damit gut.

Vorletzter Song und mit In Deinem Schatten folgt ein nachdenklicher und ruhiger Titel, der mir recht gut gefällt. Der Gesang ist sehr eindringlich und steht absolut im Vordergrund. Der Sound trägt ihn kraftvoll durch das Stück.

Zum Schluss kommt mit Ewigkeit noch mal ein etwas schnellerer Song. Hier verwirrt mich der Gesangsstil etwas und lässt mich nicht so richtig in den Song hineinfallen. Ist vielleicht künstlerisch wertvoll, aber mir erschließt es sich nicht.

Schattenmann – Dia De Muertos
Fazit
Schattenmann haben mit Dia De Muertos ein wirklich abwechslungsreiches Album erschaffen. Jeder Song ist anders, es gibt auch in den Stücken viele Stilwechsel und es wird kaum langweilig. Trotzdem fehlt mir an einigen Stellen das gewisse Etwas. Es dürfte hier und da einfach noch ein bisschen derber sein und mehr draufhauen. Die ersten Stücke des Albums haben mich wesentlich mehr abgeholt als die letzten, also bitte mit noch ein bisschen mehr Bums! Aber vielleicht ist es ja live und in Farbe sogar noch kräftiger ...

Anspieltipps: Dia De Muertos, Hände Hoch und Haters Gonna Hate
Alex D.
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