The Offspring – Let The Bad Times Roll

Punk Rock Party Pop

Artist: The Offspring

Herkunft: Orange County, Kalifornien, USA

Album: Let The Bad Times Roll

Spiellänge: 33:27 Minuten

Genre: Punk Rock

Release: 16.04.2021

Label: Concord Records

Link: https://www.offspring.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Dexter Holland
Gitarre – Noodles
Bassgitarre – Todd Morse
Schlagzeug – Pete Parada

Tracklist:

  1. This Is Not Utopia
  2. Let The Bad Times Roll
  3. Behind Your Walls
  4. Army Of One
  5. Breaking These Bones
  6. Coming For You
  7. We Never Have Sex Anymore
  8. In The Hall Of The Mountain King
  9. The Opioid Diaries
  10. Hassan Chop
  11. Gone Away
  12. Lullaby

In guten wie in schlechten Zeiten – The Offspring: Keine Party in den Neunzigern lief ohne das schräge „La la, la-la-la, laa la la, la-la-la laa“ von Self Esteem oder den späteren Pogo-Garanten The Kids Aren’t Alright sowie der Klamauknummer Pretty Fly (For A White Guy). Egal ob MTV, Teen-Horrorfilme oder feuchte Jugendträume wie American Pie – den Veteranen der südkalifornischen Punkrock-Szene konnte man mindestens eine Dekade lang nicht entgehen. Über 40 Millionen Alben verkauften die Amerikaner um den charismatischen Frontmann Dexter Holland. Darunter die Erfolgsalben Smash, Americana und Conspiracy Of One.

Knapp neun Jahre nach dem letzten Studioalbum Days Go By sind The Offspring zurück mit Let The Bad Times Roll. Über mehrere Jahre entstand das vorliegende Material, welches zum Teil im bandeigenen Studio in Huntington Beach aufgenommen wurde. Wie auch schon bei den letzten beiden Alben war Legende Bob Rock (u. a. Metallica, Mötley Crüe) für die Produktion verantwortlich. Holland, Noodles und Parada sind nach wie vor in der Band. Nach einer kleinen Schlammschlacht wurde 2019 original Bassist Greg Kriesel durch H20-Basser Todd Morse ersetzt.

Der Titelsong, der 2019 geschrieben wurde, fungiert als Motto für das neue Album. Obwohl Holland und Noodles schon auf die 60 zugehen, ist immer noch genug Punk-Attitüde vorhanden, wie die beiden Offspring-Gründer verrieten: „Ich habe das Gefühl, dass wir an einem besonderen Punkt der Geschichte stehen, an dem die Führer der größten Nationen nicht mehr sagen ‘wir tun unser Bestes’, sondern eher so etwas wie ‘scheiß doch drauf’, und das ist ganz schön unheimlich“, verriet der Sänger. Gitarrist Noodles ergänzte: „Man sagt doch, wenn schon alles den Bach runtergeht, dann sollten wir wenigstens das Beste daraus machen oder unseren Abgang zumindest locker und ausgelassen machen – Let The Bad Times Roll.“

Das 2012er Album Days Go By hat bei den meisten Kritikern zwar keine Begeisterungsstürme ausgelöst, aber dennoch solide Bewertungen bekommen. Mal schauen, was The Offspring aktuell noch zu bieten haben. This Is Not Utopia ist ein Opener, wie man ihn sich von der Band wünscht: Mit schnellen Punkriffs, einem eingängigen Refrain und ansteckender Energie, machen The Offspring bereits zu Beginn ihren Standpunkt klar. Zunächst war ich eher zwiegespalten, was die erste Single Let The Bad Times Roll angeht. Trotz der kritisch angesprochenen Themen hat die Nummer etwas viel Pop-Appeal im Gepäck. Nach mehreren Durchläufen kann man diesem Ohrwurm nur schwer entkommen. Braucht ein Kind der Neunziger diesen Sound anno 2021 noch? Ganz klar, ja!

Behind Your Walls schlägt etwas melancholischere Töne an. Kein bahnbrechendes Highlight, aber ein Song, der mit jedem Durchlauf wächst. Army Of One hat ein paar coole Riffs im Stil der alten Tarantino-Filmsoundtracks zu bieten, wurde aber mit anstrengenden Soundsamples überlagert – das törnt irgendwie ab. Breaking These Bones rumpelt zunächst ganz ordentlich mit Drums und Bass nach vorne, rauscht dann aber zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus.

Yeah, zu Coming For You kann die Party wieder losgehen. Normalerweise begrüße ich es, wenn Bands ihren Stil weiterentwickeln. Bei The Offspring muss das nicht zwangsläufig sein. Guter Punk Rock mit einigen Pop-Anleihen und genügend Hitpotenzial darf es sein. Das trifft auf den bereits 2015 veröffentlichten Song Coming For You definitiv zu. Der witzige Titel We Never Have Sex Anymore ist eine Swing-Nummer und sorgt mit Bläsern für Abwechslung auf dem Album. In The Hall Of The Mountain King ist (zum Glück) kein Savatage-Cover, sondern ein kleines Intermezzo im Metalstil von Griegs klassischem Orchesterstück In Der Halle Des Bergkönigs.

Melodischer Punk Rock mit hart angeschlagenen Gitarrenriffs lädt in The Opioid Diaries zum Pogen ein. Noch eine Spur heftiger geht es in Hassan Chop zu: Die Punkrock-Orgie bringt die Bude zum Beben, die ersten Gäste verlieren ihre Schuhe und Stühle fliegen aus dem Fenster. Zeit, die erhitzten Gemüter mit der Ballade Gone Away zu besänftigen. Das Outro Lullaby greift das Titelthema noch mal auf und beendet nach knapp über 30 Minuten die Punkrock-Party von The Offspring.

The Offspring – Let The Bad Times Roll
Fazit
Florian W.:
Bands wie The Offspring müssen sich ihr Musikerleben lang an ihren Großtaten messen lassen. Das ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen kommt jedweder Vergleich etwas unfair daher, zum anderen muss das nicht heißen, dass die alternden Punkrocker kein gutes Album mehr machen können. Und das ist Let The Bad Times Roll in jedem Fall. Solider Punk Rock mit Anleihen aus Pop oder sogar Swing, der einige Hits, aber auch Füllmaterial zu bieten hat. So oder so dürften Songs wie This Is Not Utopia, Coming For You oder natürlich der Titelsong ihre Daseinsberechtigung neben den Bandklassikern haben und in Zukunft für hüpfende Massen auf den großen Rockfestivals sorgen.

Anspieltipps: This Is Not Utopia, Behind Your Walls und Coming For You

René W.:
The Offspring hauen dieser Tage ein neues Punk Rock Album heraus, was schon gewohnt poppig aus den Boxen dringt. Alte Tugenden greifen in den frischen Pop Punk, der der Truppe seit einigen Jahren neue Fans brachte und ein zweites Gesicht offenlegte. Dieses zweite Gesicht sieht dem ersten sehr ähnlich, nur dass es deutlich weniger rockiger agiert und damit muss man im Jahr 2021 bei The Offspring einfach leben. Der Opener ist gut gewählt und drückt gleich ein angenehmes Feeling in die gespannten Ohren. Der Titeltrack ist ebenfalls solide und Army Of One bringt mein Blut wieder mehr in Wallung. Der Break mit In The Hall Of The Mountain King ist sehr gelungen und ich liebe diese Melodienabfolge einfach, die den Silberling bei den Amerikanern natürlich auch als cooles Zwischenintro für das letzte Drittel pushen kann. Rockiger, frecher soll das Ende gestaltet werden - dazwischen flammt dann noch Gone Away auf, vor dem man nur immer wieder den Hut ziehen kann. Grundsätzlich läuft Let The Bad Times Roll rund, macht Spaß und hat kaum Ecken, über die man aus Versehen stolpern könnte. Das größte Manko dürfte der Anspruch sein, den Dexter Holland an seine Truppe hat. Große Höhepunkte findet man nicht, ein richtiger Hit bleibt auf dem Silberling aus und so kann man dem Werk das Prädikat gut, aber nicht überragend ausstellen. Eingefleischte Fans dürften trotzdem Spaß dran haben. Unzufriedenheit versprühen die Stücke ebenfalls nicht, und so kann man das Langeisen in diesem Sommer auch noch ein paar Mal auflegen. Einen Klassiker gibt's dann eher auf einer gut sortierten Best Of, die meine immer mal wieder aufflackernde The Offspring Gier besser befriedigen würde. 

Anspieltipps: This Is Not Utopia, Army Of One und Gone Away
Florian W.
7.5
René W.
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