Artist: Tri State Corner
Herkunft: Deutschland, Polen, Griechenland
Album: Stereotype
Spiellänge: 44:44 Minuten
Genre: Bouzouki Rock, Alternative Rock
Release: 22.04.2022
Label: Drakkar Entertainment
Link: https://www.facebook.com/tristatecornermusic
Bandmitglieder:
Gesang und Darbuka – Vassilios “Lucky” Maniatopoulos
Bouzouki und Gesang – Ioannis “Janni” Maniatopoulos
Gitarre und Backgroundgesang – Christoph “Brat” Tkocz
Schlagzeug – Christos Efthimiadis
Tracklist:
- Stereotype
- No Empathy
- Run Away
- Pride Before A Fall
- Green Eyed Monster
- Another Man’s Life
- Morbid Fascination
- Deadly Sin
- Hypocrisia
- Wall Of Lies
- Panic Buying
- Schemer
Das „Dreiländereck“ aus Deutschland, Polen und Griechenland ist mit neuem Material zurück und beansprucht wieder ein ganzes Genre für sich – den Bouzouki Rock. Was das sein soll? Unterm Strich energiegeladener Alternative Rock zu dem das Quartett um Rage-Drummer Vassilios “Lucky” Maniatopoulos und seinem Bruder Ioannis “Janni” Maniatopoulos die griechische Laute schlägt. Apropos Rage-Drummer: Tri State Corner scheinen eine Sammlung von „Ragern“ zu haben, denn im Line-Up befindet sich neben Lucky auch ex-Rage Schlagzeuger Christos Efthimiadis, der hier ebenfalls die Felle verdrischt.
Nach der Changes-EP und dem Debütalbum Ela Na This (2009) vervollständigte die bunte Truppe ihre Diskografie zwischen 2011 und 2018 mit der Trilogie Historia, Home und Hero. Nach über 600 (!) Konzerten in 22 Ländern folgt jetzt das nächste Puzzleteil namens Stereotype. Der Name ist Programm und so rechnen Tri State Corner in ihren Texten mit Stereotypen ab: Missgunst, Aufrichtigkeit, Fairness – wo stehst du in der heutigen Gesellschaft?
Tri State Corner starten ihre kleine Europareise im Titelsong natürlich mit Klängen der Bouzouki. Das Instrument wirkt wie auf dem gesamten Album, niemals aufdringlich, sondern gut in den Bandsound integriert. Gleichberechtigt neben der Bouzouki stehen die fetten Gitarrenriffs von Christoph “Brat” Tkocz in dessen SoundGate Studios das Album produziert wurde. Guter, eingängiger Auftakt in knapp 45 Minuten Alternative Rock mit einem Hauch griechischem Urlaubsflair.
Zu Beginn von No Empathy sticht das traditionelle Instrument noch stärker durch die Gitarrenwand und lädt zum Tanzen ein. Eigentlich ein vielversprechender Song, der leider durch den einfallslosen Refrain etwas abfällt. Auch die Riff- und Drumsalven am Ende hätten für meinen Geschmack noch ein bisschen mehr Bühne verdient.
Einige Elektroniksamples und Bassgrooves in Run Away liefern erstmals ein moderneres Soundgewand. Introvertiert und nachdenklich wirkt die Stimme von Lucky, der wirklich einen starken Gesang passend zum Genre abliefert. Multitalent, würde ich sagen. Definitiv eine Nummer für den lauen Sommerabend am Lagerfeuer.
Wie gut eine Bouzouki in der Rockmusik funktioniert, beweist der erste Hit namens Pride Before A Fall. Jetzt thront auch der Refrain perfekt auf dem schnellen Beat des Songs. Faust nach oben, es ist Hymnenzeit. Pogo, Party, Tanzmusik. Das hebt die Stimmung.
Feuerzeuge raus, Freunde! Schon Shakespeare beschrieb in Othello die Eifersucht als „grünäugiges Monster“. Wäre da nicht das Flair der unverkennbaren Laute, so ginge Green Eyed Monster als lupenreine Stadionballade amerikanischer Prägung durch. In jedem Fall ist Gänsehaut garantiert. Es folgen Another Man’s Life und Morbid Fascination. Die Qualität möchte ich keinem der beiden Songs absprechen, jedoch fehlt mir der richtige Kick, das gewisse Etwas.
Deadly Sin hat dann wieder Aspekte der Melancholie, die Tri State Corner wirklich gut beherrschen, ohne die Eingängigkeit zu verlieren. Da ist auch wieder dieser Punch in der Stimme von Lucky, den ich auf diesem Album lieben gelernt habe. Hypocrisia reißt allen Heuchlern die Maske runter und fordert sie auf, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Passendes Thema in einer Zeit, in der sich viele unter dem Deckmantel der „anonymen“ sozialen Medien verstecken. Schöne Abgeh-Nummer mit der die Band den Heuchlern den Mittelfinger zeigt.
Wall Of Lies gehört dann eher wieder in die Schublade mit der Aufschrift „verzichtbar“. Panic Buying: was war das vor allem 2020 für eine Zeit, in der Toilettenpapier wie Gold gehandelt wurde? Verrückte Zeiten. „What will be tomorrow“ schmettert mir Lucky entgegen. Diese Frage ist aktuell schwerer denn je zu beantworten. Musikalisch regieren hier die Gitarrenriffs und laden zum Headbangen ein.
Der letzte Song Schemer hat mich überhaupt erst auf Tri State Corner aufmerksam gemacht. Um es vorwegzunehmen: Damit hat die Multikulti-Band wohl einen ihrer größten Hits bis dato geschrieben. Das Bouzouki-Flair tänzelt wieder gekonnt um harte Rockriffs und wird von einem überragenden Refrain gekrönt. Wenn es die Band schafft, in Zukunft auf diesem Niveau weitere Songs zu schreiben, bleiben keine Wünsche mehr offen.
HIER geht’s zum Livebericht des Kollegen Lars T., der die Jungs zusammen mit Rage und Iron Savior bestaunen durfte.