U.D.O. – Game Over

Udo never dies!

Artist: U.D.O.

Herkunft: Deutschland

Album: Game Over

Spiellänge: 68:55 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 22.10.2021

Label: AFM Records

Link: https://www.facebook.com/udoonline/

Bandmitglieder:

Gesang – Udo Dirkschneider
Gitarre – Fabian Dee Dammers
Gitarre – Andrey Smirnov
Bassgitarre – Tilen Hudrap
Schlagzeug – Sven Dirkschneider

Tracklist:

  1. Fear Detector
  2. Holy Invaders
  3. Prophecy
  4. Empty Eyes
  5. I See Red
  6. Metal Never Dies
  7. Kids And Guns
  8. Like A Beast
  9. Don’t Wanna Say Goodbye
  10. Unbroken
  11. Marching Tank
  12. Thunder Road
  13. Midnight Stranger
  14. Speed Seeker
  15. Time Control
  16. Metal Damnation

Metal-Legenden, die kein Blatt vor den Mund nehmen Teil zwei. Erst machte Rage-Frontmann Peavy Wagner seinen Standpunkt zur aktuellen Lage der Menschheit im Interview deutlich und jetzt folgt Udo Dirkschneiders Abrechnung in Form des neuen U.D.O.-Albums Game Over. Auf dem 17. Studioalbum verarbeitet der ehemalige Accept-Sänger einen zentralen Gedanken: „Wir alle, egal wo wir leben, haben nur diesen einen Planeten. Wenn etwas darauf passiert, hat das immer internationale Auswirkungen.“ Die ungeschminkte Wahrheit kommt in Form von 16 neuen Songs. Udo und Game Over? So schnell geht der fast 70-jährige „German Tank“ wohl nicht auf die Matte. Mal sehen, was der kleine Frontmann mit der markanten Stimme nach der starken EP von Dirkschneider & The Old Gang zu bieten hat.

Hymnische Gitarren stimmen den ersten Song Fear Detector ein. Das Riff lädt zum Abschädeln ein und der Refrain brennt sich bereits nach dem ersten Hören auf meine Festplatte. Die immer wieder eingestreute Lead-Melodie ist wirklich gelungen. Nicht ganz auf dem Niveau des Steelfactory-Openers Tongue Reaper, aber dennoch alles, was ich mir von Udos Mannschaft wünsche. Ein düsteres Riff begleitet mich in die Abgründe der Holy Invaders. Auch hier eignet sich der Chorus, um das ganze Festival-Publikum auf seine Seite zu ziehen. Der stampfende Rhythmus wird immer wieder durch geschmackvolle Soli der Herren Smirnov und Dammers angereichert.

In Prophecy wird es wieder deutlich melodischer. Generell wird auf Game Over das Metal-Brett der 2018er Stahlfabrik zurückgefahren und zugunsten des klassischen Metal entschieden. Während mich die Strophen noch abholen, wirkt der Refrain etwas uninspiriert. Dennoch galoppiert die Nummer schön durch die Prärie und sorgt für Unterhaltungswert. Das Ende mit den Zeilen „I’m here, can you see me dying now – give me no choice“ ist ebenfalls ein schönes Detail. Die Wolken verdunkeln sich in Empty Eyes und Udos angepisste Gesangsperformance passt hervorragend zum bedrohlichen Grundton der Nummer. Die ganz großen Hooks bleiben aus, aber die starken Soli heben den Song wieder auf ein solides Level.

Mehr Speed und mehr Rock ’n‘ Roll ist angesagt, denn Udo sieht rot. Heiße Sommersonne, glühender Asphalt – I See Red ist eine klassische Hardrock-Nummer, die bestens bei heruntergekurbeltem Fenster im Auto funktioniert. Metal Never Dies ist nicht nur die erste Single auf Game Over, sondern ein Statement: Solange es Leute wie Udo Dirkschneider in der Szene gibt, wird das Metal Heart auf ewig schlagen. Seit Ende der Siebziger ist er eines DER Aushängeschilder des Heavy Metal, und das beweist diese lässige Ansage nur zu gut: „Here I am stronger than ever. Nothing can tear me apart. I’m gonna rock on forever. Metal will stay in my heart.“

Schießereien an Schulen und Kindersoldaten. Diese allgegenwärtigen Themen könnten Bücher füllen. U.D.O. haben versucht, sie in dem Titel Kids And Guns zu verpacken. Rein musikalisch gesehen könnte man den Song auch auf einem AC/DC-Album vermuten. Schweißtreibender Heavy Rock, der Posern den Mittelfinger zeigt. Leider ist mir nicht bekannt, aus welchem Film die Anfangssequenz von Like A Beast stammt. Klingt nach 80er Horrorschinken. Was ich jedoch mit Sicherheit sagen kann: Das Teil brettert ohne Gnade und trifft direkt ins Schwarze. Geiler Uptempo-Metal mit Helloween-Melodien im Mittelteil. Die Zeile „Never let your popularity change your path of life“ in Kombination mit diesem Banger von einem Song verursacht pure Eskalation und sorgt für meterdicke Gänsehaut. Was für ein Brett!

Wie alte Männer das so machen, wird die Platte an dieser Stelle umgedreht. Die B-Seite beginnt mit einer waschechten Ballade. Das sorgt für Abkühlung nach dem Ritt von Like A Beast. Don’t Wanna Say Goodbye kommt in der Tradition alter Schmachtfetzen wie Priests Before The Dawn daher. Tut nicht weh, ragt aber auch nicht heraus. Weitaus gefälliger bohrt sich Unbroken durch meine Gehörgänge. Wieder überaus ansprechende Melodien, die U.D.O. da aus dem Hut gezaubert haben. Klingt irgendwie frischer und moderner als das bisher gehörte Material.

Marching Tank könnte allein vom Titel her kaum passender sein. Die Udo-Hymne, wenn man so will. Der Rhythmus ist dann auch bestens zum Marschieren geeignet. Beim Refrain fliegen die Arme des Publikums von links nach rechts. Vor allem die Bridge macht was her und leitet perfekt zum Mitsingteil über. Thunder Road ist ebenfalls ein gutklassiger Midtempo-Rocker, der sich nahtlos einreiht und zum wiederholten Mal glänzende Gitarrenarbeit abliefert. Was an dieser Stelle auffällt, ist, dass Udos Sohn Sven an den Drums eher songdienlich arbeitet, als selber im Rampenlicht zu stehen. Schon etwas schade, denn es ist ein Genuss, ihm live beim Spielen zuzusehen.

In Midnight Stranger wechselt Udo gekonnt zwischen seiner „normalen“ und seiner Reibeisenstimme. Der Refrain könnte auch auf einer der alten Accept-Scheiben stehen. Soli? Wieder einmal „on point“. Speed Seeker ist ein Groovemonster vor dem Herrn, äh Metalgod natürlich. Soli, Soli, Soli verdammt noch mal. Das Gitarrenduo Dammers/Smirnov hat einfach richtig was auf der Pfanne, ohne sich ständig selbst zu beweihräuchern. Einfach grandios und songdienlich, was die Herren auf ihren Äxten zaubern.

Der mehrstimmige Gesang und die Chöre in Time Control sind ein ganz anderer Ansatz. Selten gehört im Dirkschneider-Universum. Das gefällt mir gut und sorgt für Abwechslung in den sich langsam wiederholenden Themen auf Game Over. Wir sind alle verdammt. Der letzte Song Metal Damnation hat zwar ein amtliches Riff zu bieten, allerdings hätte ich mir bei diesem Titel etwas mehr Durchschlagskraft gewünscht. Trotz der Vielzahl neuer Songs, von denen einige als Bonus gelistet sind, ein kurzweiliges Vergnügen. Neues von Udo? Immer wieder gerne.

U.D.O. – Game Over
Fazit
U.D.O. erfinden sich auf Album Nummer 17 nicht neu und das haben sie auch gar nicht nötig. Die wenigen Filler kann man getrost verschmerzen. Gekonnt werden melodische Heavy Metal Songs um Udos markantes Organ geschmiedet. Das Gitarrenduo kann ich gar nicht genug loben und ich wünsche dem wechselhaften Line-Up ein langes Leben. Bei meinen Notizen zu den einzelnen Songs komme ich im Schnitt auf 7,8 Punkte, die ich ohne schlechtes Gewissen auf starke 8 Punkte aufrunden kann. Klassischer Metal hat im Jahr 2021 immer noch etwas zu sagen: Metal Never Dies!

Anspieltipps: Fear Detector, Metal Never Dies und Like A Beast
Florian W.
8
Leser Bewertung10 Bewertungen
6.7
8
Punkte