Wir befinden uns seit 20 Jahren in einem neuen Jahrtausend. Das legendäre Jahr hat nicht nur kalendarisch eine große Wirkung auf uns gehabt, sondern ist das Geburtsjahr so manchen Metalklassikers. In den 12 Monaten dieses Jahres wollen wir euch daher jeden Monat Alben in einer kleinen Kolumne zurück in eure Ohren bringen. Dabei wurde das Augenmerk nicht nur auf die Großen des Genres geworfen. Ein Kriterium unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe ist, dass die Formation in diesem Jahr auch live unterwegs ist. Nun gibt es aber leider Corona. Von den ganzen geplanten Festivals und Touren ist nichts mehr von da. Aber: Die Band bzw. die Musiker, welche für die damaligen Bands aktiv waren, könnten ja bald wieder auf Tour gehen. So gibt es eine kleine Änderung in unserer Kolumne. Statt „On Tour“ heißt es nun eben „Could Be On Tour“, wobei das bei unserer heutigen Band Motörhead eh kein Thema ist.
Vor 45 Jahren wurde die Formation in Großbritannien gegründet, die bis heute nicht wegzudenken ist und unserer aktuellen Kolumne Leben einhaucht. Auf Tour kann die Truppe schon seit fünf Jahren nicht mehr gehen und feiert in diesem Jahr mehr als nur ein Jubiläum. Ihr fünfzehntes Album We Are Motörhead wurde vor genau zwanzig Jahren veröffentlicht. Nicht nur positive Zahlen dürfen wir zusammenwerfen. Auch das Ableben von einer ganz besonderen Ikone mit dem Namen Lemmy bringt zwei besondere Zahlen zum Vorschein. Zum einen trauern wir seit nun genau fünf Jahren um den beliebten Musiker, zum anderen hätte er Heiligabend den 75. Geburtstag gefeiert! Der Dezember steht somit voll im Zeichen von Ian „Lemmy“ Kilmister, der damals kurz nach seinem siebzigsten Geburtstag am 28.12.2015 verstorben ist. Die Trauerfeier wurde als Stream weltweit übertragen, die Bilder bleiben unvergessen und liegen immer noch vor meinem inneren Auge.
Lange Motörhead gekonnt ignoriert, sprang der Funke vor gut zehn Jahren bei Re-Releases über. Glücklicherweise konnte der Liveboykott noch revidiert werden und seit 2012 auf dem FortaRock konnte ich noch ein paar Mal die lauteste Welt der Band begutachten, wie sie die Bretter beackert, während der Sänger wie festgenagelt auf seinem Platz steht und nur zum Gesang den Kopf zum viel zu hohen Mikrofon hebt.
Wollen wir endlich zwei Jahrzehnte zurückblicken, wie es unsere Kolumne schon besagt. We Are Motörhead wurde Mitte Mai 2000 über CMC veröffentlicht und kommt auf knapp unter 40 Minuten. Zehn Stücke bilden die Säulen und schafften Platz 21 der deutschen Albumcharts. Stürmisch geht der Silberling mit See Me Burning auf die Reise, um deutlich groovender in Slow Dance abzutauchen. Motörhead wirken agil, auch wenn sie mit der Produktion nicht in die persönlichen Top drei Alben von Motörhead aufsteigen können. Über diesen Status kommen sie zwanzig Jahre später immer noch nicht hinaus. We Are Motörhead hat viel Charakter, feine Höhepunkte und eine gute Balance aus Rock ’n‘ Roll und Heavy Metal, auch wenn der Mastermind das wohl in diesem Wortlaut nicht hören möchte. Immer noch eine der bekanntesten Ansagen in unserem Business stammt von Motörhead, die Lemmy wie folgt herausgeschrien hat:
„We Are Motörhead And We Play Rock ’n‘ Roll“
Dem Drei-Minuten-Stück Stay Out Of Jail folgt der coole Hechtsprung in die Heimat, die mit God Save The Queen besungen wird.
Missen möchte man We Are Motörhead nicht, der eher im Kollektiv auftrumpfen kann, als mit einzelnen Nummern. Die Ausnahmen bilden da wirklich noch die Coverversion God Save The Queen und der Titelsong We Are Motörhead, die herausstechen können. Das Album zählt für viele als Höhepunkt der zweiten Schaffensphase, was man so stehenlassen kann. Deutlich dichter und gedrungener geht das Trio mit uns viel härter als gewohnt ins Gericht und zeigt einmal mehr auf, dass Motörhead eben doch nicht so weit vom Heavy Metal weg agieren, wie sie selber immer gerne in den Raum werfen.
Die nächste heiße Nadel, die ins Gewebe sticht, hört auf den Namen Wake The Dead, der auf ausgleichende Tiefen setzt und trotzdem voll ins Gewand der Scheibe passt. In den auslaufenden Passagen bleibt die Doublebass von Mikkey Dee knackig. Phil Campbell weiß, wann er aufdrehen kann und darf. Das Trio ist eben mehr als nur das so oft nach vorne getragene Bild vom Whiskey (zum Schluss Wodka-O-Saft) vernichtenden Sänger und Bassisten Lemmy, der alles andere als ein Topmodel den Weg in eine andere Dimension genommen hatte. Technisch liegen die drei auf einer Wellenlänge und machen Motörhead zu einem wohlklingenden Ausfallschritt, der nicht auf den Pfaden wandelt, wie ihn andere Bands ausgetreten haben. Eigenständig, ablehnend und auf das eigene Gesicht bedacht, bleibt die Formation als das im Kopf, was man einen Fels im schnelllebigen Musikbusiness nennt, ohne sich verdrehen zu müssen.
Die fast sieben Minuten starke Ballade One More Fucking Time kann man da wunderbar aufführen, die eigentlich eher weniger in das Konzept von We Are Motörhead passt, dort jedoch fast selbstverständlich veröffentlicht den Weg in eure Ohren gefunden hat. Vorm Finale geht es erneut heißer her. Stagefright/Crash & Burn und (Wearing Your) Heart On Your Sleeve bringen die schon angesprochene Härte mit in den Matchplan.
Last But Not Least – wie es oft heißt: Der Abschluss durch eben We Are Motörhead. Das Album sollte eigentlich auf den Namen Out To Lunch getauft in die Plattenregale gehen, vor dem Hintergrund des bevorstehenden 25-jährigen Bandjubiläums entschied Herr Kilmister anders und machte daraus We Are Motörhead, der Gassenhauer, mit dem er jedes Motörhead Konzert eröffnete.
Die weiteren Ausgaben der kleinen Serie:
Lest hier auch die Januar-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Hammerfall: 20 Jahre Renegade
Hier kommt ihr zur Februar-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Destruction: 20 Jahre All Hell Breaks Loose
Klick hier für die März-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Papa Roach: 20 Jahre Infest
In der April-Ausgabe gab es in der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: The Offspring: 20 Jahre Conspiracy Of One
Schaut euch auch die Mai-Ausgabe der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe an: Iron Maiden: 20 Jahre Brave New World
In der zweiten Mai-Ausgabe wurden Stratovarius mit „Could Be On Tour Today With Music From The Past” und Infinite vorgestellt
Für die Juni-Ausgabe, hatten wir uns Virgin Steele mit „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past und The House Of Atreus Act II vorgenommen.
Hier kommt ihr zur ersten Juli-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Limp Bizkit: 20 Jahre Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water
Die zweite Juli-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past beschäftigt sich mit Linkin Park und Hybrid Theory
In der August-Ausgabe gab es eine Doppelpack in einer Story von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past, es geht um zwei Bands aus Göteborg, Haven von Dark Tranquillity und Clayman von In Flames
In der Oktober-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past geht es um die Mitbegründer des Progressive Metal, Fates Warning und ihr Werk Disconnected
In der ersten November-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past widmen wir uns den Dänen Pretty Maids und ihrem Album Carpe Diem.
Hier kommt ihr zur zweiten November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Rhapsody: 20 Jahre Dawn Of Victory
Im dritten Teil unserer November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe wird das Album Verlierer Sehen Anders Aus der Düsseldorfer Punkrocker Broilers beleuchtet.
In der ersten Dezember-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past dreht sich alles um das Album The Savage Poetry der deutschen Heavy Metal Recken Edguy.
Hier kommt ihr zur zweiten Dezember-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Deftones: 20 Jahre White Pony